Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
saß auf einem Stapel alter Zeitschriften am Kopfende auf einem Gartenstuhl. Mattie band ihr ein Geschirrtuch um den Hals, eine Demütigung, die Ki nur über sich ergehen ließ,
weil sie a) neue Sachen anhatte und b) ein Geschirrtuch, technisch gesehen, kein Babylätzchen war.
    Wir aßen herzhaft - Salat, Steak (John hatte recht, es waren wirklich die besten, die ich je gegessen hatte), geröstete Maiskolben, ›Erdbärkuchen‹ als Nachtisch. Als wir beim Kuchen angelangt waren, waren die Gewitterwolken deutlich näher gerückt, und ein heißer, böiger Wind wehte durch den Garten.
    »Mattie, es würde mich nicht überraschen, wenn ich nie wieder eine so köstliche Mahlzeit zu essen bekäme«, sagte Rommie. »Vielen herzlichen Dank, daß Sie mich eingeladen haben.«
    »Ich danke Ihnen «, sagte sie. Tränen standen ihr in den Augen. Sie nahm meine Hand auf der einen und die Johns auf der anderen Seite. Sie drückte beide. »Ich danke euch allen. Wenn ihr gewußt hättet, wie es vor dieser letzten Woche um mich und Ki stand …« Sie schüttelte den Kopf, drückte John und mir abschließend die Hand und ließ los. »Aber das ist vorbei.«
    »Seht euch das Baby an«, sagte George amüsiert.
    Ki hatte sich auf dem Stuhl zurückgelegt und sah uns mit glasigen Augen an. Der größte Teil ihres Haars hatte sich aus der Schleife gelöst und lag strähnig an ihren Wangen. Sie hatte einen Tupfer Schlagsahne auf der Nasenspitze und ein einzelnes gelbes Maiskorn mitten auf dem Kinn kleben.
    »Ich hab’ das Frisbee sechsfausendmal geworfen«, sagte Kyra. Sie sagte es in einem abwesenden, deklamierenden Tonfall. »Ich müde.«
    Mattie wollte aufstehen. Ich legte ihr die Hand auf den Arm. »Darf ich?«
    Sie nickte lächelnd. »Wenn du willst.«
    Ich nahm Kyra hoch und trug sie zur Treppe. Donner grollte erneut, ein langes, tiefes Rollen, das sich wie das Knurren eines riesigen Hundes anhörte. Ich sah zu den näherrückenden Wolken auf, und dabei sah ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Es war ein altes blaues Auto, das auf der Wasp Hill Road nach Westen zum See fuhr. Es fiel mir nur deshalb auf, weil es einen dieser dummen Aufkleber aus dem Village Café hatte: HUPE KAPUTT - ACHTEN SIE AUF DEN FINGER.

    Ich trug Ki die Treppe hinauf durch die Tür und drehte sie so, daß sie sich den Kopf nicht anstoßen würde. »Kümmere dich um mich«, sagte sie im Schlaf. In ihrer Stimme klang eine Traurigkeit mit, bei der es mir kalt den Rücken hinunterlief. Es war, als wüßte sie, daß sie das Unmögliche verlangte. »Kümmere dich um mich, ich bin klein, Mama sagt, ich bin ein kleines Mädchen.«
    »Ich werde mich um dich kümmern«, sagte ich und küßte wieder die seidige Stelle zwischen ihren Augen. »Keine Sorge, Ki. Schlaf jetzt.«
    Ich trug sie in ihr Zimmer und brachte sie zu Bett. Da war sie schon völlig weggetreten. Ich wischte ihr die Sahne von der Nase und das Maiskorn vom Kinn. Ich sah auf die Uhr und stellte fest, daß es zehn vor zwei war. Mittlerweile würden sie sich vor der Baptistenkirche versammeln. Bill Dean trug eine graue Krawatte. Buddy Jellison hatte einen Hut auf. Er stand mit einigen anderen Männer, die rauchten, bevor sie hineingingen, hinter der Kirche.
    Ich drehte mich um. Mattie stand an der Tür. »Mike«, sagte sie. »Komm her, bitte.«
    Ich ging zu ihr. Diesmal war kein Stoff zwischen ihrer Taille und meinen Händen. Ihre Haut war warm und so seidig wie die ihrer Tochter. Sie sah mit geöffneten Lippen zu mir auf. Sie drängte sich an mich, und als sie die Härte unten spürte, preßte sie sich noch härter dagegen.
    »Mike«, sagte sie wieder.
    Ich machte die Augen zu. Ich fühlte mich wie jemand, der gerade zur Tür eines hell erleuchteten Raums voller Menschen gekommen ist, die reden und lachen. Und tanzen. Weil es manchmal alles ist, was wir wollen.
    Ich will rein , dachte ich. Das ist es, was ich will , alles, was ich will. Laß mich machen, was ich will. Laß mich -
    Mir wurde bewußt, daß ich es laut sagte, es schnell in ihr Ohr flüsterte, während ich sie hielt, mit den Händen ihren Rücken erforschte, mit den Fingerspitzen ihre Wirbelsäule nachfuhr, ihre Schulterblätter berührte, nach vorne glitt und ihre kleinen Brüste umfaßte.
    »Ja«, sagte sie. »Was wir beide wollen. Ja. Das ist schön.«

    Ich rückte von ihr ab. Langsam hob sie die Daumen und wischte die feuchten Stellen unter meinen Augen ab. »Der Schlüssel -«
    Sie lächelte sanft. »Du weißt, wo er ist.«
    »Ich komme

Weitere Kostenlose Bücher