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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aufzumachen, wenn ich es dir sage. Versprichst du das?«
    »Ich verspreche es«, sagte sie. Sie zitterte in meinen Armen, und riesige runde Tränen - wie man sie in Märchenbüchern
zu sehen erwartet, aber nie im wirklichen Leben - quollen aus ihren Augen und liefen ihre Wangen hinunter. Ich konnte brennendes Gras und verkohltes Steak riechen. Einen schrecklichen Augenblick dachte ich, ich müßte mich übergeben, dann hatte ich mich unter Kontrolle.
    Ki machte die Augen zu. Zwei weitere Tränen fielen von ihnen auf meinen Arm. Sie waren heiß. Sie streckte tastend eine Hand aus. Ich ging die Stufen hinunter, hob den Hund auf, zögerte. Zuerst die Bänder, jetzt der Hund. Die Bänder waren wahrscheinlich okay, aber es schien falsch, ihr den Hund zu geben und mitnehmen zu lassen. Es schien falsch, aber …
    Er ist grau, Ire , flüsterte die UFO-Stimme. Du mußt dir keine Gedanken über ihn machen, weil er grau ist. Das Plüschtier in deinem Traum war schwarz .
    Ich wußte nicht genau, wovon die Stimme redete, und hatte keine Zeit, mich darum zu kümmern. Ich drückte den Plüschhund in Kyras offene Hand. Sie hielt ihn an ihr Gesicht und küßte mit geschlossenen Augen das staubige Fell.
    »Vielleicht kann Stricken machen, daß es Mommy bessergeht, Mike. Stricken ein Zauberhund.«
    »Laß einfach die Augen zu. Mach sie nicht auf, bevor ich es dir sage.«
    Sie drückte das Gesicht an meinen Hals. Auf diese Weise trug ich sie durch den Garten und in mein Auto. Ich setzte sie auf dem Beifahrersitz ab. Sie legte sich mit den Armen über dem Kopf und dem Plüschhund in einer pummeligen Hand hin. Ich befahl ihr, genauso auf dem Sitz liegenzubleiben. Sie ließ nicht erkennen, ob sie mich gehört hatte, aber ich wußte, sie hatte es.
    Wir mußten uns beeilen, weil die Oldtimer unterwegs waren. Die Oldtimer wollten, daß diese Angelegenheit beendet wurde, daß dieser Fluß ins Meer mündete. Und es gab nur eine Zuflucht für uns, nur einen einzigen Ort, wo wir in Sicherheit sein konnten, und das war Sara Lacht. Aber vorher mußte ich noch etwas erledigen.
    Ich bewahrte eine Decke im Kofferraum auf, alt, aber sauber. Ich nahm sie heraus, ging durch den Garten und breitete sie über Mattie Devore aus. Die Wölbung darunter, als die
Decke zur Ruhe gekommen war, wirkte beklagenswert klein. Ich drehte mich um und sah John, der mich anstarrte. Seine Augen waren glasig vom Schock, aber ich dachte, daß er vielleicht wieder zu sich kam. Den Gürtel hielt er noch zwischen den Zähnen; er sah aus wie ein Junkie, der sich auf einen Schuß vorbereitet.
    »Annicht einnn«, sagte er - Kann nicht sein . Ich wußte genau, wie er sich fühlte.
    »In ein paar Minuten wird Hilfe hier sein. Halten Sie durch. Ich muß gehen.«
    »Oin gehn?«
    Ich antwortete nicht. Keine Zeit. Ich blieb stehen und nahm George Kennedys Puls. Langsam, aber kräftig. Footman, neben ihm, war bewußtlos, murmelte aber nuschelnd. Längst nicht tot. Es gehört viel dazu, Typen wie George Footman zu töten. Der böige Wind wehte Rauch von dem umgestürzten Auto in meine Richtung, und jetzt konnte ich sowohl kochendes Fleisch riechen wie auch gegrillte Steaks. Mein Magen krampfte sich wieder zusammen.
    Ich rannte zu dem Chevy, ließ mich auf den Fahrersitz fallen und setzte rückwärts aus der Einfahrt hinaus. Ich warf einen letzten Blick zurück - auf den Leichnam unter der Decke, auf die drei daliegenden Männer, auf den Wohnwagen mit der Reihe schwarzer Einschußlöcher an der Seite und der offenen Tür. John hatte sich auf einen Ellbogen gestützt, das Ende des Gürtels immer noch zwischen den Zähnen, und sah mich mit verständnislosen Blicken an. Ein Blitz zuckte so grell, daß ich versuchte, die Augen abzuschirmen, aber bis ich die Hand gehoben hatte, war er wieder verschwunden, und der Tag war so dunkel wie unmittelbar vor Einbruch der Nacht.
    »Bleib unten, Ki«, sagte ich. »So, wie du bist.«
    »Ich kann dich nich hören«, sagte sie mit einer so heiseren und tränenerstickten Stimme, daß ich die Worte kaum verstehen konnte. »Ki macht ein Schläfchen mit Stricken.«
    »Okay«, sagte ich. »Gut.«
    Ich fuhr an dem brennenden Ford vorbei und bergab, wo ich an dem rostigen, pockennarbigen Stop-Schild hielt. Ich sah nach rechts und erblickte den Laster, der am Straßenrand
parkte. BAMM CONSTRUCTION auf der Seite. Drei Männer, zusammengedrängt in der Kabine, beobachteten mich. Der am Beifahrerfenster war Buddy Jellison; ich erkannte ihn an seinem Hut. Ganz langsam

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