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Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Sarah Boils Bluterbe (German Edition)

Titel: Sarah Boils Bluterbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Laue
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musste ich sogar hören, dass er sich immer wieder an Menschen vergangen hat, um von ihm ablassen zu können. Vielleicht brauchte ich mehr abartige Dinge, um von ihm zu lassen. Um mich aus diesem gefährlichen Bann zu befreien. Er hatte längst gespürt, dass ich an meine Grenzen gestoßen war. Mein Verstand wusste nicht mehr, was er glauben sollte. Er drehte sich andächtig zu mir und öffnete mir seinen Geist. Ließ mich sehen, was Lüge und Wahrheit war. Der warme Strahl, der langsam in meinen Kopf eindrang, webte ein unsichtbares Band zwischen uns. Ich sah die Entschlossenheit in seinem Blick und fühlte zum ersten Mal die ganze Fülle seiner Energiequelle. Sie war unglaublich mächtig. Für einen Moment war ich wie benommen und musste mein Gleichgewicht finden. Ich drang so tief in seinen Geist wie nie zuvor. Meine Augenlieder begannen zu zittern, nie hatte ich eine so tiefe und enge Verbundenheit erlebt, die nicht durch körperliche Berührung entstanden war. Ich jagte durch eine dunkle Röhre, vorbei an dunklen, machtvollen Gefühlen. Hass, Gier, Mordlust und Durst peitschten mir entgegen. Doch da war noch etwas anderes, ein kleines Licht, ein leuchtender heller Strom, verdeckt durch die dunklen Mächte, die ihm innewohnten. Und da war wieder diese Stimme. Eine helle, klare und reine Stimme, sie sang wieder diese Melodie, die mir so vertraut schien. Gefühle der Liebe, Vertrautheit und Gutmütigkeit überschwemmten mich und berührten mein Herz. Ich zog mich sofort aus seinem Geist zurück. Mit glasigen Augen stand ich vor ihm und suchte nach Worten. Es gab jedoch nicht eine Silbe, die diese Emotionen beschreiben konnte. Er stockte, dann flüsterte er bedächtig:
    „Ich habe seit der Verbannung nicht mehr von einem Menschen getrunken. Nicht ein Tropfen, dann wäre ich jetzt stärker, viel stärker als jetzt. Tierblut hält mich am Leben. Doch es ist nicht vergleichbar mit frischem Menschenblut. Es scheint, als sauge man ihnen nicht nur ihr Blut aus, sondern auch die ganze Lebenskraft. Das Tierblut hält mich aufrecht. Aber Kraft gibt mir nur menschliches Blut.“
    Einen Moment hielt er inne. Gedankenversunken blickte er mit zwei gläsernen Augen an mir vorbei.
    „In mir brennt es, es lodert immer wieder auf, ja. Diese verdammte Sucht nach Blut, nach der Jagd. Ich leugne es ja gar nicht, es ruft mich, es verlangt nach mir. Doch ich bin so stark im Verzichten geworden, dass ich manchmal das Gefühl habe, ein Mensch zu sein. Doch es sind nur winzige Momente, dann ist die Sucht in ihrer vollen Stärke wieder da und schreit mit dämonischer Stimme nach mir. In diesen Zeiten gehe ich mir die abgelaufenen Blutreserven bei meinem Spannmann im Klösterchen holen. Sie befriedigen wenigstens kurzfristig mein Verlangen. Aber es ist nicht frisch und gibt mir keine körperliche Kraft.“

Davon hast du ja wohl bereits genug.
    Das war mein Startzeichen. Seine Worte lagen wie Blei in meiner Brust, drückten auf meine Lungenflügel und schnürten mir die Kehle zu.
    „Ich muss gehen. Ich kann hier jetzt nicht bleiben.“
    Mein Magen machte merkwürdige Geräusche. Ein furchtbares Kratzen zog sich über meine Speiseröhre hoch bis in meinen Hals und lähmte meine Zunge.
    „Ich fühle, was in dir vorgeht. Begreif doch endlich, dass ich mir dieses Dasein nicht gewünscht habe. Es ist geschehen, ich kann es nun nicht ändern. Ich bin was ich bin.“
    Ich nickte. In seinen Blicken und Worten lag eine tiefe Verzweiflung. Noch vor Wochen, als ich ihn das erste Mal getroffen hatte, war Lionel der harte und grausame Vampir, der mich in Panik versetzt hatte. Unnahbar und unantastbar. Keine Frage, es hatte sich auf seltsame Weise verändert. Noch konnte ich nicht definieren, in wie weit das positiv oder negativ war. Doch wie lange hielt es an? Oder war es nur ein Täuschungsmanöver? Er stand vor mir, wie ein kleiner Schuljunge, der mit großen Augen um Hilfe flehte. er wirkte so menschlich, so verletzbar und zerbrechlich. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich ihm geglaubt. Menschen in die Irre zu führen, war eines seiner Talente. Man musste ihn mit Vorsicht genießen.

Er ist ein Vampir!
    Ich rieb mit den Händen durch mein Gesicht, kniff die Augen zusammen und versuchte die aufgekommene Hitze aus meinem Gesicht zu wischen.
    „Lassen wir das jetzt einfach.“
    Mir drohte der Kopf zu platzen.
    „Bevor ich jetzt gehe, habe ich nur noch eine Frage. Wann werden wir wissen, wer auf unserer Seite ist? Und vor allem wie

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