Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
aufgesetzt“, fluchte ich.
„Hoffentlich war das nicht die Ölwanne.“
„Geh jetzt bloß nicht vom Gas“, beschwor Lionel mich.
Martin war still und Mary schrie entgeistert: „Oh mein Gott, wo führt das alles noch hin. Aber wenn ich mir erlauben darf, was zu sagen, Iris hat mir eine Sms geschickt. Sie wartet in der Stadt in der Moltkestraße, gleich neben dem Theater.“
Ich bog in die Niehler Straße und fuhr Richtung Pferderennbahn. Über Umwege musste ich irgendwie in die City kommen. Im Rückspiegel sah ich mehrere Lichter näher kommen. Sie fuhren viel zu schnell.
„Verdammt “ rief ich, „Lionel, irgendjemand verfolgt uns.“
„Lionel warf einen Blick über die Rückbank.
„Ich kann nur hoffen, dass es Tomasso mit seinen Männern ist.“
Ich drückte das Gaspedal weiter runter. Lionel saß unter höchster Anspannung und Konzentration auf dem Beifahrersitz und schien die Gegend abzutasten.
„Das ist nicht Tomasso mit seinen Leuten. Du hast sie abgehängt.“
„Und jetzt?“
„Halt an.“
Lionels Stimme klang besorgt.
„Bist du wahnsinnig geworden?“
Seine Stimme wurde laut und hart.
„Halt da vorne an der Unterführung an.“
„Was, ist los mit dir?“
„Sarah, halt an“, schrie er wutentbrannt.
Ich ging auf die Bremse und ließ den Wagen langsam auf die kleine Ausbuchtung rollen. Mein Herz klopfte, und nicht nur meins. Ich hörte Marys Herz ebenso schlagen und Martins Puls raste wie ein Intercity.
Lionel legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. Er versuchte leise und bedächtig zu sprechen, doch ich konnte seine Sorge fühlen.
„Hör mir gut zu, ich steige jetzt hier aus, sobald du mich im Rückspiegel sehen kannst, tritt aufs Gas. Von da an bist du auf dich allein gestellt. Ich halte sie so lange ich kann auf.“
Martin hatte ihn beobachtet und rief trotz der prekären Situation: „Lass deine Dreckgriffel von ihr.“
Wie im Chor erwiderten Lionel und ich:„Halt die Klappe.“
Lionel warf ihm einen ermahnenden Blick zu und flüsterte: „ Wir haben jetzt weiß Gott andere Sorgen. Du wirst sie mit deinem Leben beschützen, sonst bist du tot.“
Mit diesen Worten sprang er aus dem Fahrzeug. Martin war still. Ich konnte seine Nervosität und Angst spüren. Es berührte mein Herz, aber mein Verstand hatte eher Mitleid mit ihm. Doch für Gedanken über Gefühlsausbrüche blieb mir keine Zeit. Von mehreren Seiten preschten bereits Motorräder heran. Das Aufheulen der Maschinen zersplitterte die Ruhe der Nacht in ein lautes Dröhnen. Lionel stand nun im Kegel meines Rückspiegels. Ich überlegte nicht lange und trat, ohne mich umzusehen, das Gaspedal durch. Ich fuhr zügiger als sonst die Niehler Straße immer weiter durch, bis ich das Rheinufer erreichte und die Fordwerke passierte. Auf dem berühmten Niehler Ei, einem Kreisel, der in alle Richtungen der Stadt führte, fuhr ich direkt auf die Autobahn. Wir umfuhren, fuhren an der Abfahrt Löwenich von der Autobahn runter und flogen die Aachener Straße hoch, die uns in die City führte. Iris ging vor einem afrikanischen Haarstudio auf und ab. Ich riss die Beifahrertüre auf und sie stieg ein. Dank Navi hatten wir schnell die Route nach Bergheim eingeschlagen. Ich erklärte Iris während der Fahrt, was sich ereignet hatte. Martin war an einer roten Ampel ausgestiegen und hatte mit Iris den Platz getauscht. Er beobachtete mich aus den Augenwinkeln. Aber er stellte keine Fragen. Ich war erleichtert, denn ich hätte keine Antwort darauf gewusst.
Kapitel 18
Wir brauchten eine ganze Weile bis wir endlich das beschriebene Landgut fanden. Es lag sehr abgelegen und verwinkelt in einem kleinen Dörfchen am Rande eines Waldes. Iris war an diesem Abend merkwürdig ruhig und in sich gekehrt. Ich wollte keinen dummen Fragen stellen und versuchte einfach ein wenig in ihre Gedanken zu dringen. Wenn das mit Lionel ging, dann schaffte ich es vielleicht auch bei ihr. Fehlschlag. Ich prallte mit voller Wucht zurück. Sie blickte mir sofort durch den Rückspiegel strafend tief in die Augen.
„Bitte probiere das nicht. Du kannst nicht ständig in die Privatsphäre anderer Menschen dringen.“
Ich nickte beschämt. Sie hatte Recht. Ich hätte auch keine Lust, dass jemand jederzeit in mich hineinsehen konnte.
„Du hast einige Fähigkeiten, die ich noch nicht wirklich einschätzen kann. Ich möchte es gern verstehen. Wie stark bist du? Könntest du die Pforte für immer vernichten?“
“Nein, das kann ich nicht.“
Klar, wäre ja auch
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