Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
Eingang gelehnt und betrachtete mit Argwohn unser Tun.
„Spuckt doch alle mal an die Scheiben, “ sagte er spöttisch.
Ich ignorierte seine dumme Antwort, schob ihn beiseite und lief auf die Wiese. Dass jeder Mensch auf seine Weise unperfekt war, dass wusste ich seit ich denken konnte, aber dass Martin zu so einem widerlichen Verhalten fähig war, das war mir neu. Irgendwo tief in mir war ich für diese neue Erkenntnis dankbar. Ich sah mich um und ließ meine Augen über das große Stücke Land schweifen. Vielleicht gab es irgendwo eine Tränke für die Tiere. Dort ließe sich sicherlich Wasser finden. Aber wo?
„Verflucht noch mal, “ entfuhr es mir. Ich lief den kleinen Hügel ein Stück hinunter und sah die Stallungen von weitem vor mir. Es wurde bereits gearbeitet und ich wich hinter einen Baum zurück. Einfach unter die Leute mischen und nach Wasser fragen? Man würde sich sicherlich wundern und misstrauisch werden? Wer lief schon in Herrgottsfrühe durch den Wald und brauchte einen Eimer Wasser? An dem Gatter einer Pferdekoppel konnte ich Felix sehen. Ich versuchte auf mich aufmerksam zu machen, indem ich mit den Händen wie wild winkte und zappelnd auf und ab hüpfte.
„Felix,“ zischte ich durch die Zähne.
Dann nahm ich die Anwesenheit eines Vampires wahr. Ich erschrak nicht, ich fühle auch keine Bedrohung, die in diesem Augenblick von diesem Wesen ausgehen könnte. Ich drehte mich nicht um, bewegungslos harrte ich aus. Das Band, das unsichtbar zwischen uns lag, war unverkennbar. Er war gekommen.
„Was bitte tust du da?“
Seine dunkle, ruhige und warme Stimme floss wie süßer Honig in mich hinein und vernebelte sofort meine Sinne.
„Schleich dich nicht immer so an, wie hast du mich überhaupt gefunden?“
Langsam drehte ich mich zu ihm um. Drei Meter von mir entfernt, lehnte er gelassen und wie immer leger an einem Baum und beobachtete mich. Ohne nachzudenken gab ich mich dem aufschäumenden Gefühl in meiner Seele hin und rannte auf ihn zu. Seinen überraschten Gesichtsausdruck ignorierte ich einfach und fiel ihm in die Arme. Langsam, fast zaghaft und unsicher wie ein kleines Kind, legte er seine Arme um mich, drückte mich dann endlich fest an seine Brust und streichelte mir sanft übers Haar.
Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und atmete tief ein und aus.
„Du hast mich doch gespürt, du fühlst doch, wenn ich in deiner Nähe bin,“ flüsterte er.
„Ich hab es gemerkt, wollte es aber nicht wahrhaben. Ich wusste nicht, dass du mich auch auf die Entfernung finden kannst.“
„Ich finde dich selbst am Ende der Welt. Jedoch nur, solange du es willst.“
„Ich habe es gewollt? Du fühlst so was auch?“
„Nur wenn du es willst, dann habe ich eine Art Zugang zu dir. Auf die Entfernung ist das mit dem Gedankengespräch etwas schwer, das sagte ich dir schon. Aber auf eine unerklärliche Weise kann ich dich früher oder später orten.“
„Kann ich das auch?“
Lionel lächelte: „Eines Tages…… vielleicht.“
Ich schloss für Sekunden meine Augen.
„Was geschieht hier nur mit mir?“ flüsterte ich leise.
„Und was geschieht mit mir?“ fragte er mit Wehmut in der Stimme.
Ich bin immer noch verrückt, ich klammere mich hier mitten im Wald an einen Dämon und fühle mich dabei auch noch sicher und geborgen. Ich bin ja nicht bei Trost. Ich stieß ihn wieder fort von mir.
„Wie ist es gelaufen? Was ist passiert? Erzähl schon.“
Er blickte mich erstaunt an, doch er verlor über meine Reaktion kein Wort und kam gleich zum Thema.
„Sagen wir mal so, bis heute morgen hatte ich noch ein paar Probleme mit dem Laufen, aber ich habe einige zur Strecke bringen können. Doch das ist nur der Anfang. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns. Habt ihr denn etwas gefunden? Können wir die Pforte vernichten?“
„Sie haben dich nicht überwältigen können?“
Zweifel lag in meiner Stimme und er wusste, dass meine Skepsis nicht unbegründet war. Es waren so viele Vampire, die uns verfolgt hatten. Fast unmöglich ihnen unbeschadet zu entkommen. Er schob vorsichtig den Mantel beiseite, zog sein Hemd hoch und ich erschrak. Sein Brustkorb war übersät von Striemen, Wunden, und Krusten. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Körper. Vorsichtig schob er das Hemd in die Hose zurück.
„Es waren zu viele. Es war klar, dass ich nicht ungeschoren davon kommen würde.“
„Wie lange wird es dauern?“
Ich machte einen Schritt auf ihn zu und legte meine Hand auf seine
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