Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
Weichei?“
Martin sah mich kurz an und flüsterte: „Du hast ihn hier her gebracht, jetzt schaff dieses Monster auch wieder hier raus.“
Dann riss er sich von mir los und lief kopfschüttelnd ins Bad. Lionel saß immer noch seelenruhig im Sessel und stieß kleine Rauchkringel in die Luft „Sarah, wir müssen was tun. Schaff den Kerl beiseite. Er steht uns nur im Weg. Allein, dass er mich gesehen hat, ist eigentlich schon sein Todesurteil.“
Er fuhr sich leger mit der Hand durch sein Haar und blickte mich mit seinem wunderschönen und markanten Gesicht an, als könne er kein Trübsal blasen.
„Du wirst dich von Martin fern halten, er ist mein Freund, und du wirst ihm nie wieder zu nahe kommen,“ zischte ich durch die Zähne.
Lionel schüttelte den Kopf: „Das kann nicht dein Ernst sein? Vertraust du ihm etwa?“
Ich nickte, Martin war der Mann meiner Träume, warum sollte ich ihm misstrauen?
„Er würde mir nie schaden, nie. Er würde für mich sterben. Er liebt mich. Aber das kennst du ja nicht. Liebe ist für dich ein Fremdwort.“
Lionel lachte laut auf: „ Ihr Lebenden glaubt, dass die Liebe alles in eurem erbärmlichen Leben ist. Eure Seele macht euch blind und schwach. Ihr seid einfach nur dumme Geschöpfe. Wie viel Leid bringt ihr wirklich über diesen Planeten? Rottet euch gegenseitig aus und rühmt euch mit Liebe und Ehre? Dein Martin ist nicht besser. Er wird dich verlassen, Sarah. Weil er schwach ist. Ich hingegen bin frei von niedrigeren Emotionen. Ich bin stark. ich verliere mich nicht in einem Gefühlschaos.“
„Ach ja, warum bist du dann so wütend geworden, als Martin mich anschrie?“
Mary stapfte zu mir und stelle sich neben mich: „Genau, wieso rastest gerade du eigentlich aus? Sarah kann dir doch egal sein.“
Er schwieg einen Augenblick und antwortete kurz, ohne jede Gefühlsregung und mit seinem zu Elfenbein erstarrtem Gesicht: „Ich schütze nur das Amulett.“
Martin kehrte aus dem Bad zurück. Legte seinen Arm um mich und zog mich beiseite. „Lass uns hier raus, lass uns irgendwo hin, wo wir reden können. Das ist mir zu viel hier.“
Ich nickte. „Ja, das sollten wir.“
Ein letztes Mal zu Lionel gewandt sagte ich ernst und mit warnendem Unterton: „Du verschwindest auf der Stelle von hier. Ich muss mich um meinen Freund kümmern. Du bringst hier nichts als Ärger. Und lass Mary in Ruhe. Raus hier.“
Lionel schenkte mir ein nichts sagendes Lächeln und erhob sich aus dem Sessel.
„Gut, aber wir sehen uns später. Verlass dich drauf.“
Alles was er zurückließ, war ein leichter Windzug. Wir hörten noch die Türe ins Schloss fallen, dann war es still. Totenstill. Wir harrten alle einen kurzen Moment aus, bis Mary flüsterte: „Das ist alles irgendwie sehr unheimlich.“
„Wieso hast du ihn überhaupt rein gelassen?“ fragte ich mit vorwurfsvoller Miene.
„Keine Ahnung,“ erwiderte sie nachdenklich. „Ich habe einfach die Türe aufgemacht, es war wie ein Filmriss.“
Sie überlegte kurz, dann rief sie erschrocken: „Oh mein Gott, er macht das wie die Vampire in den Filmen, er benebelt mein Gehirn. Ach du grüne Neune, behält man davon einen Schaden zurück?“
Ich schüttelte den Kopf: „Ich denke nicht. Mary, ich bin dann jetzt aber auch mal weg, melde mich später bei dir und versuch du bis dahin die Türe zuzulassen.“
Kapitel 11
Martin war mit dem Firmenwagen zu Mary gefahren. Er stand gleich schräg gegenüber in einer der freien Parktaschen des Supermarktes. Wir stiegen schweigend ein. Sein Gesicht war immer noch blass. Im Rückspiegel sah ich Lionel plötzlich mitten auf der Straße stehen. Er verharrte regungslos. Ich hatte mich hinters Steuer geklemmt und den Motor aufheulen lassen. Langsam rollten die Räder auf die Fahrbahn. Im Rückspiegel beobachtete ich Lionel, bis er aus meinem Fokus verschwand. Martin schüttelte den Kopf hin und her und rieb sich immer wieder mit den Händen durchs Gesicht. Sein Körperbau war kräftig und durch die harte Arbeit war er einiges gewohnt. Doch das alles nutzte ihm nun überhaupt nichts mehr. Zuhause angekommen saß er zusammengesackt wie ein Häufchen Elend neben mir auf dem Sofa. Ich legte mich in seinen Arm und kuschelte mich feste an ihn: „Es tut mir so leid,“ flüsterte ich. Eine erdrückende Stille erfüllte den Raum. Die Luft war zum Schneiden dick. Martin seufzte irgendwann: „Dass du irgendwie anders bist, dass wusste ich ja immer schon, trotzdem war meine Liebe zu dir immer
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