Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
an. Er ist mit seinen Kräften am Ende.“
Der Altvampir röchelte; „Ich bin nicht tot, ich kann schon noch fahren.“
Mit dem tot sein, war ich mir nicht so ganz sicher. Eigentlich war er mehr als tot. Mausetot!
„Wir haben die Vampire abgehängt. Fahr ran, ich übernehme.“
Hinter mir hörte ich auf einmal eine laute, helle und sichere Stimme: „Ich kann fahren.“
Iris hatte also einen Führerschein. Wie praktisch. Obwohl ich sie kaum kannte, war sie mir gleich sympathisch.
Mary erinnerte lautstark an den versauten Fahrersitz: „Wie ekelig ist das denn? Willst du dich in die rote Brühe da setzen?“
„Im Kofferraum ist eine Decke, leg sie über den Sitz.“
Lionel presste die Worte krampfhaft aus seiner Lunge. Lange würde er in diesem Zustand nicht mehr bei Bewusstsein sein.
Als wir auf die Schnelle den Platztausch vollzogen hatten, kümmerte ich mich auf der Rückbank um Lionel. Im Eifer des Gefechts waren mir die zahlreichen anderen Wunden gar nicht aufgefallen und ich schluckte erschrocken. Einige hatten sich bereits geschlossen, andere waren immer noch blutig und zerfetzt. Er lag schräg mit dem Kopf an die Scheibe gelehnt und konnte seine Augen kaum offen halten.
„Und was passiert eigentlich, wenn du zu wenig Blut im Körper hast?“
„Dann schlafe ich ein,“ sein Blick war gequält und seine Hände lagen leblos auf den blutverschmierten Oberschenkeln.
„Du schläfst ein, na super. Und wann wirst du wieder wach?“
„Ich werde verschrumpeln, Sarah. Wie eine alte Mumie. So wie du es jetzt einige Male gesehen hast. Das Blut hält meinen Organismus am Leben. Habe ich zu wenig davon, werden die Organe sich samt meiner äußeren Hülle wie eine alte Möhre zusammenfalten. Die Zeit holt mich ein. Du siehst dann einen chemischen Vorgang, den man Alterung nennt. Jedoch im Zeitraffer, wirklich kein schöner Anblick. Ich brauche also dringend Blut. Fahr zum Großmarkt und such den dicken Fleischer auf, er versorgt uns.“
Oh mein Gott, diesen Anblick will ich mir wirklich ersparen.
„Aber nicht von uns,“ warf Mary mit Entsetzen in der Stimme nach hinten in den Wagen.
Lionel krampfte sich plötzlich zusammen und griff nach meiner Hand. Er stöhnte auf. Da war wieder dieses ferne Gefühl, trotz meines Ekels, der sich eben erst in mich hineingefressen hatte, berührte mich dieses merkwürdige, warme und sanfte Aufflammen in seiner Seele, wenn ich seine Nähe spürte.
Himmel, ich habe doch nicht etwa auch noch ein Helfersyndrom, dass ich an ihm befriedige?
Lionel war geschwächt und ich witterte just in diesem Moment meine große Chance, endlich herauszufinden, was mich jedes Mal so verwirrte, wenn er mir zu nah kam. Es müsste ein Leichtes sein, jetzt in seinen Geist und in sein Inneres zu dringen.
Ich muss es versuchen.
Eine Reise in seine Seele, tiefer in seine Gedanken und Erinnerungen. Sofort öffnete ich meinen Geist. Trotz seiner schweren Verletzungen hielt seine psychische Mauer jedoch stand. Ich schloss die Augen, versuchte alles um mich herum auszuschalten, mich auf meine Fähigkeiten zu konzentrieren, doch wie sehr ich mich bemühte, ich fand nur einen dunklen, schwarzen, leeren Raum und prallte an seinen Wänden ab. Ich riss die Augen erschrocken wieder auf. Es schmeckte nach Tod und Blut auf meiner Zunge, ähnlich wie bei einer rostigen Cola-Dose. Es brannte regelrecht an meinem Gaumen. Ich machte das Fenster auf und spuckte in die Nacht. Vorsichtig hob ich den Fetzen Stoff von seiner Brust. Dort klaffte eine tiefe Wunde, die bereits aufgehört hatte zu bluten. Sie wäre spätestens in einer Stunde völlig verschwunden, wenn er nicht zu viel Blut verloren hätte. Er war zu geschwächt und seine Haut fühlte sich kalt und fremd an. Ich schüttelte mich innerlich. Wenn er nicht schnellsten etwas zu trinken bekam, dann hatte er ein riesengroßes Problem. Er hatte mich geschützt, also blieb ich ihm mal wieder etwas schuldig. Dieses Hin-und-Her Spiel ging mir langsam mächtig auf die Nerven.
„Iris, wir müssen uns Richtung Bayenthal halten und zum Großmarkt zu fahren. Dort bekommen wir von einem der Metzger Tierblut. Lionels Kräfte sind zu schwach, seine Wunden heilen zu langsam. “
„Ja sicher, den kenne ich. Du willst ihm helfen? Sag mal, warum fahre ich eigentlich einen Vampir durch die Stadt? Sollst du sie nicht vernichten?“
Da selbe frage ich mich auch ständig.
Ich hielt meine Gedanken für mich und erwiderte: „Liegt an meiner Moral, er hat mir zum
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