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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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kennzeichnen.
    Bis an die Grenzen des Erträglichen hatte er sie gezwungen,
    hatte ihr einen neuen Blick auf sich selbst, ihren Körper, ihre
    Seele, eröffnet. Er hatte gewusst, was er da tat, hatte gespürt,
    dass er zu weit ging. Aber er hätte auch dann nicht aufhören
    können, wenn er gewollt hätte. Er war genauso im Moment ge-
    fangen gewesen wie sie. Selbst wenn der König höchstpersön-
    lich sein Arbeitszimmer betreten hätte, hätte Ralston Schwie-
    rigkeiten gehabt aufzuhören.
    Diese Erkenntnis schockierte ihn, und er unterbrach sein
    Spiel. Er schüttelte den Kopf, als könnte er die Erinnerung an
    sie damit verscheuchen. Was hatte diese Frau nur an sich? Die-
    se reizlose, spröde Frau, die ihm davor nie aufgefallen war? Auf
    einmal hatte sie nichts Reizloses oder Sprödes mehr an sich.
    Und er hasste sich dafür, dass er sie so beschrieben hatte.
    Nein ... Lady Calpurnia Hartwell breitete auf ziemlich spek-
    takuläre Weise die Flügel aus - sie war auf einmal eine ganz
    andere Frau als die, die er gekannt hatte. Und es war diese be-
    rauschende Kombination von unschuldiger Neugier und weib-
    licher Willenskraft, die ihn dazu verführt hatte, sich so zu be-
    nehmen, wie er sich benommen hatte.
    Er begehrte sie. Aus einem Gefühl heraus. Auf eine Art, wie er
    noch keine Frau begehrt hatte.
    Natürlich konnte er sie nicht bekommen.
    Nick hatte recht: Callie sehnte sich nach Liebe. Das hatte
    Ralston von Anfang an gewusst - schließlich hatte sie nie einen
    Hehl daraus gemacht, dass sie an die Macht der Liebe glaubte.
    Wie es sich wohl anfühlte, wenn man so unverbrüchlich an die
    Liebe glaubte? Dass die Liebe nur Gutes mit sich brachte? Dass
    sie einem das Glück brachte?
    Er schüttelte den Kopf und beugte sich tief über die Tasten
    des Pianoforte. Diese Seite der Liebe kannte er nicht. Er kannte
    nur den Schmerz, den sie verursachte, den niederschmettern-
    den Kummer, den das Ende einer Liebe nach sich zog. Eine Er-
    innerung an seinen Vater blitzte in ihm auf, wie dieser seiner
    Frau ewige Liebe gelobt hatte. Einer Frau, die ihren Pflichten
    als Gattin und Mutter einfach den Rücken kehrte, ohne je zu-
    rückzublicken. Zweimal.
    So viel also zur ewigen Liebe.
    Er fluchte lautstark. Auch wenn er Callies Einstellimg zur
    Liebe nicht teilte, gab ihm das nicht das Recht, sie so gewis-
    senlos zu behandeln. Zwar war nicht zu leugnen, dass ihm der
    Nachmittag mit ihr großen Genuss verschafft hatte, dennoch
    räumte er ein, dass ein derartiges Verhalten untragbar war. Sie
    hatte etwas unendlich Besseres verdient.
    Er würde sich bei ihr entschuldigen. Selbst wenn er sein Han-
    deln keineswegs bereute.
    Schließlich nahm er sein Spiel wieder auf, langsamer, nach-
    denklicher, so, wie es seiner Stimmung entsprach.
    Kurz darauf klopfte es. Ralston hörte auf zu spielen und
    drehte sich auf der Klavierbank um. Einen flüchtigen Augen-
    blick fragte er sich, ob es wohl möglich sei, dass Callie zurück-
    gekehrt war, dass sie nun vor der Tür stand und darauf wartete,
    dass er sie hereinrief.
    „Herein."
    Die Tür ging auf, und er erkannte die Frau, die sich dort
    von dem hellen Licht des Flurs silhouettenhaft abhob. Seine
    Schwester.
    An diesem Tag herrschte wahrhaftig kein Mangel an Frauen,
    denen er Abbitte schuldete.
    „Juliana, komm herein." Er stand auf, griff nach einer Zun-
    derbüchse und entzündete rasch die Kerzen eines Kandelabers.
    Er winkte sie zu einem Sessel in der Nähe des großen Kamins.
    „Ich habe gar nicht bemerkt, dass es mittlerweile so dunkel ge-
    worden ist."
    „Es ist schon ziemlich spät", sagte Juliana leise, setzte sich
    und wartete, während er weitere Kerzen entzündete und
    schließlich ihr gegenüber Platz nahm. Als sie den Mund öffne-
    te, um etwas zu sagen, hob er die Hand, um sie am Sprechen zu
    hindern.
    „Bitte, erlaube erst, dass ich mich bei dir entschuldige." Ihre
    Augen weiteten sich, als er hinzufügte: „Ich hätte die Beherr-
    schung nicht verlieren dürfen."
    Sie lächelte. „Mir scheint, Unbeherrschtheit ist noch etwas,
    was wir gemeinsam haben, Bruderherz."
    Einer seiner Mundwinkel hob sich. „Allerdings."
    Juliana seufzte und entspannte sich. „Ich bin gekommen, um
    fare la pace."
    Gabriel streckte die Beine aus, lehnte sich mit einem Lächeln
    über das Italienisch seiner Schwester zurück. „Ich würde mich
    sehr freuen, Frieden zu schließen."
    Sie holte ein großes, in braunes Papier geschlagenes Päck-
    chen heraus. „In Italien sagen wir,

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