Sarah Maclean
Blicke, ihrer kühlen Reaktion auf ihn
und uns Kinder damit Einhalt gebieten.
Am nächsten Morgen war sie weg. Und er auch, in gewissem
Sinne." Er hielt inne, in Gedanken ganz bei diesem Augenblick
vor fünfundzwanzig Jahren. „In jener Nacht habe ich mir zwei
Dinge geschworen. Erstens, dass ich nie wieder lauschen woll-
te, und zweitens, dass ich niemals der Liebe zum Opfer fallen
würde. An diesem Tag fing ich an, Klavier zu spielen ... es war
das Einzige, was sein Weinen übertönen konnte."
Als er Callie ansah, bemerkte er, dass ihre Wangen tränen-
überströmt waren, und er kehrte sofort in die Gegenwart zu-
rück. Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen, wischte die Trä-
nen mit den Daumen weg. „Oh, Callie, wein doch nicht." Er
beugte sich vor und küsste sie zärtlich. Dann legte er seine Stirn
an ihre und lächelte. „Wein nicht um mich, Kaiserin. Das bin
ich nicht wert."
„Ich weine nicht um dich", sagte sie und legte ihm die Hand
an die Wange. „Ich weine um den kleinen Jungen, der nie eine
Chance bekam, an die Liebe zu glauben. Und um deinen Vater,
der sie offensichtlich auch nie erfahren durfte. Denn das war
bloße Verliebtheit, keine Liebe. Liebe ist niemals einseitig oder
selbstsüchtig. Sie ist großzügig und verändert das Leben zum
Guten. Die Liebe zerstört nicht, Gabriel. Sie baut auf."
Er ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen, ihren leiden-
schaftlichen Glauben an ein Gefühl, dem er sein gesamtes Er-
wachsenenleben aus dem Weg gegangen war. Und dann sagte er
ihr die Wahrheit. „Ich kann dir keine Liebe versprechen, Callie.
Der Teil von mir, der das hätte können ... gekonnt hätte ... ist
mir schon so lange fremd. Aber was ich dir sagen kann ... ich
werde mein Bestes geben, dir ein freundlicher, guter und groß-
zügiger Ehemann zu sein. Ich werde es mir zur Aufgabe ma-
chen, dir das Leben zu bereiten, das du verdient hat. Und wenn
ich mich durchsetze, wirst du nie daran zweifeln müssen, wie
viel mir an dir liegt."
Er rutschte von der Ottomane und kniete vor ihr nieder, so-
dass Callie nicht umhin kam, die Parallelen zwischen der ge-
genwärtigen Situation und der Geschichte zu sehen, die er eben
erzählt hatte. „Bitte, Callie. Bitte erweise mir die große Ehre,
meine Frau zu werden." Die Worte wurden in einem so leiden-
schaftlichen Flüsterton geäußert, dass Callie verloren war. Wie
konnte sie es ihm jetzt noch abschlagen, nach allem, was er of-
fenbart hatte? Wie konnte sie es sich selbst abschlagen?
„Ja", flüsterte sie, so leise, dass er es kaum hörte.
Er lächelte schief. „Sag das noch mal."
„Ja", sagte sie, entschiedener diesmal, sicherer. „Ja, ich heira-
te dich."
Und dann hatte er die Hände in ihren Haaren, dass die Haar-
nadeln nur so in alle Richtungen davonflogen, und seine Lippen
lagen auf den ihren, bis sie keine Luft mehr bekam, und sie be-
rührte ihn - diesen erstaunlichen Mann, den sie so lange schon
liebte und der nun endlich ihr gehörte.
Callie seufzte in Raistons Mund - bemerkte, dass er nach
Whisky und irgendetwas Exotischem, Männlichen schmeckte -,
und dann erfasste sie ein absolutes Hochgefühl. Das war Rals-
ton, ihr zukünftiger Mann, bei ihm fühlte sie sich so wunderbar
und so lebendig. Und dann küsste er sie auf den Hals, flüsterte
ihren Namen wie ein Gebet, während er ihre Arme über seine
Schultern legte und die Lippen auf ihr Dekollete drückte. Cal-
lie keuchte auf, als er seine starken Hände auf ihren Oberkör-
per legte und ihre Brüste in einer Geste absoluter Besitzergrei-
fung umfasste.
„Dieses Kleid", sagte er mit belegter Stimme, „ist einfach
sündhaft."
Callie konnte sich das Lächeln nicht verkneifen, als er sich
zurücklehnte und ihre Brüste ansah, die gegen den Ausschnitt
ihres Kleides drängten. „Findest du?"
„Allerdings. Ein Kleid wie dieses ist dazu geschaffen, die
Männer verrückt zu machen ... indem es all deine üppigen Kur-
ven betont...", träge schob er den Finger unter den Satin, gera-
de weit genug, um über eine Brustspitze zu streichen, „... ohne
zu viel zu verraten. Es ist eine quälende Erfahrung", fügte er
hinzu und zog ihren Ausschnitt ein Stückchen nach unten, so-
dass eine drängende Knospe der frischen Luft und seinen hei-
ßen Lippen ausgesetzt war. Er saugte kurz, bis sich Callie zu
winden begann, gab sie dann frei und sagte: „Wenn wir verhei-
ratet sind, kaufe ich dir in jeder Farbe eins."
Sie kicherte,
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