Sarah Maclean
doch das Lachen ging in ein Seufzen und dann
ein leises Stöhnen über, als sein Mund mit ihrem empfindsamen
Fleisch seinen Zauber wirkte. Er zog den Laut in die Länge, bis
ihm wieder einfiel, wo sie sich befanden.
„Wie mir scheint", erklärte Gabriel und rückte von ihr ab,
„befinden wir uns für derlei delikate Spielchen an einem sehr
ungünstigen Ort, schließlich ist deine Familie gleich um die
Ecke." Er begegnete ihrem Blick, und die fließende Hitze da-
rin versengte ihn fast, und so bemächtigte er sich stöhnend
noch einmal ihrer Lippen zu einem heißen, verzehrenden Kuss,
der ihnen einen Augenblick lang jede Vernunft raubte. Als er
schließlich von ihr abrückte, keuchten sie beide. Mit einem
zärtlichen Kuss auf die zarte Haut ihres Dekolletes schob er ihr
Kleid wieder nach oben.
„Ich kann nicht bleiben, Kaiserin. Die Versuchung ist einfach
zu groß, und ich bin weder stark noch gut genug, dir zu wider-
stehen", flüsterte er ihr ins Ohr, die Nase in ihrem Haar vergra-
ben, das für ihn inzwischen nicht mehr einfach nur braun war,
sondern eine Mischung aus Schokolade, Mahagoni und Zobel -
ganz eindeutig seine neue Lieblingsfarbe - geworden war. „Ich
komme morgen wieder. Vielleicht könnten wir im Hyde Park
ausreiten?"
Callie wollte nicht, dass er ging. Wollte nicht, dass die Nacht
so endete. Wollte nicht riskieren, dass dies nur ein wunderbarer
Traum war, aus dem sie wieder erwachen musste. „Bleib doch",
flüsterte sie, legte ihm kühn eine Hand in den Nacken und fing
seine Lippen in einem ausgedehnten Kuss. „Bleib."
Er lächelte und legte seine Stirn an ihre. „Du bist ein schlech-
ter Einfluss. Ich versuche, ein neues Kapitel aufzuschlagen - in
Zukunft werde ich mich mehr wie ein Gentleman verhalten."
„Und wenn ich nun will, dass du ein Lebemann bleibst?",
neckte sie ihn, fuhr ihm mit den Fingern über den Hals und die
Brust, machte sich an den Knöpfen seiner Weste zu schaffen.
„Vielleicht sogar ein Wüstling?" Sie löste den ersten Knopf, und
er packte ihre vorwitzige Hand und führte sie zu einem raschen
Kuss an die Lippen.
„Callie", sagte er warnend, als sie mit der freien Hand nach
dem zweiten Knopf griff.
„Und wenn ich nun den Filou will, Gabriel?", fragte sie leise
und süß.
„Was sagst du da?"
Sie küsste ihn auf das Kinn und flüsterte ihm mit zitternder
Stimme zu: „Bring mich ins Bett, Gabriel. Lass mich ein biss-
chen vom Skandal kosten."
Sein Atem beschleunigte sich, und er erkannte: wenn er jetzt
ging, wäre es das Edelste, was er je getan hatte. Kehlig erwider-
te er: „Ich finde, du hast in den letzten Wochen genug Skandal
zu kosten bekommen, Kaiserin."
„Aber, sobald wir verheiratet sind, bin ich wieder die lang-
weilige alte Callie. Das hier könnte meine letzte Chance sein."
Über ihre Miene huschte ein leiser Selbstzweifel, und er um-
fasste ihr Gesicht mit beiden Händen. „Täusch dich da nicht,
meine Schöne, an dir ist nichts Langweiliges." Er küsste sie
noch einmal und streichelte sie, bis sie sich ihm keuchend ent-
zog.
Sie begegnete seinem Blick mit ihrer sirenenhaftesten, ver-
führerischsten Miene und schmeichelte: „Komm mit nach oben,
Gabriel."
Darauf trat eine lange Pause ein, und Callie glaubte schon, sie
habe den Bogen überspannt. Er stand auf, streckte ihr die Hand
entgegen und zog sie ebenfalls hoch. „Dir ist klar, dass wir um-
gehend heiraten müssen, wenn wir erwischt werden."
Erregung überlief sie. „Ja."
„Und dass du dann nicht die Traumhochzeit haben kannst,
von der deine Mutter bestimmt seit Ewigkeiten träumt."
Callie schüttelte den Kopf. „Eine solche Hochzeit wollte ich
ohnehin nie. Mariana kann sie für uns beide haben." Sie ließ die
Hände an seinen Armen nach oben gleiten.
„Und dass deine Mutter mir nie verzeihen wird, dass ich ihre
ältere Tochter ruiniert habe." Er legte die Arme um sie, zog sie
näher an sich.
„Oh, natürlich vergibt sie uns. Ein Marquess wird selten Op-
fer mütterlichen Zorns. Und außerdem, hast du etwa vergessen,
dass ich längst ruiniert bin?"
Sein dunkles, verruchtes Lächeln blitzte auf. „Ein hervorra-
gendes Argument."
„Die Hintertreppe führt direkt zu meinem Zimmer", wisper-
te sie. „Die Türangeln gehen vollkommen lautlos. Ich habe sie
eigenhändig geölt."
Er lachte. „Es wäre doch schade, einen solchen Fleiß zu ver-
schwenden. Also dann, meine Liebe, geh voran."
Sie schlichen die Treppe hinauf
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