Sarah Maclean
- vermieden es, auf die drit-
te Stufe von oben zu treten - und in Callies Schlafzimmer.
Mit leisem Klicken schloss sich die Tür hinter ihnen, und so-
fort heizte sich die Atmosphäre zwischen ihnen auf. Callie war
nervös. Verschwunden war die Sirene von vorhin, sie war nur
noch Erwartung.
Und nun stand sie in diesem Zimmer, in dem sie ihr Le-
ben lang geschlafen hatte, mit Ralston, der zu groß für diesen
Raum schien, dessen Kraft und Männlichkeit überhaupt nicht
zu diesem zierlichen Zimmerchen passen wollte. Sie blickte
auf ihre Hände, die fest ineinander verschlungen waren, und
fragte sich, ob sie sich je daran gewöhnen würde, in einem so
intimen Rahmen so eng mit ihm zusammen zu sein. Bestimmt
nicht.
Und dann berührte er sie - hob ihr Kinn und bedeckte ihre
Lippen mit den seinen und zog sie an sich -, und sie war zu kei-
nem Gedanken mehr fähig.
Rasch öffnete er die winzige Knopfreihe an ihrem Kleid. Sie
spürte, wie der Stoff aufklaffte und kühle Luft an ihren erhitz-
ten Leib drang, und sie wusste, dass er bei ihr bleiben und diese
Nacht die wichtigste Nacht in ihrem Leben werden würde - die
Nacht, in der sie Raistons Heiratsantrag angenommen hatte,
die Nacht, in der sie ihm ihre Liebe gestanden hatte, die erste
Nacht ihres gemeinsamen Lebens. Und es fühlte sich absolut
richtig an, dass er da war, dass er sie mit Händen und Lippen
liebkoste, während er ihr das Kleid abstreifte und ...
„Meine Güte, Kaiserin!"
Seine Worte rissen sie aus ihren Gedanken. Sein Blick ruhte
wie gebannt auf der schönen Seidenunterwäsche, dem zarten
Stoff, der sich an ihre Rundungen schmiegte und verführerisch
andeutete, was er verbarg. Er erinnerte sie an einen Wolf -
hungrig darauf bedacht, seine Beute zu fangen -, und sie hielt
den Atem an, als ihre Blicke sich begegneten und sie das Begeh-
ren in seinen Augen sah.
Sie errötete. „Madame Hebert hat gesagt, ich würde sie brau-
chen."
Sein Blick verdunkelte sich. „Madame Hebert hatte recht."
Er spielte mit einem Satinbändchen am Saum ihres Hemdes.
„Wie fühlst du dich damit?"
Flatternd schlossen sich ihre Lider, und eine Woge heißer Ver-
legenheit erfasste sie. Er drehte sie um, legte die Hände auf die
Schnürung ihres Korsetts und raunte ihr warm ins Ohr: „Wie
fühlt es sich an, in warme Seide gehüllt zu sein?"
Sie sagte das erstbeste, was ihr in den Sinn kam: „Ich fühle
mich weiblich."
Er breitete die Hände über ihre Hüften. „Was noch?"
Schon atmete sie schwerer als sonst, und die Ahnung des
Kommenden ließ ihre Stimme heiser vor Erregung klingen:
„Ich fühle mich ... wunderschön."
Er belohnte sie mit einem weichen Kuss. „Gut. Denn du bist
exquisit. Und ...?"
Das Wort schwebte zwischen ihnen, während er das Korsett
aufschnürte und es einfach zu Boden fallen ließ. Sie öffnete die
Augen und sah, dass er sie zum Spiegel umgedreht hatte. Wie
gebannt sah sie zu, wie seine Hände über ihren Oberkörper stri-
chen, sie an sich zogen, sich zu ihren Brüsten stahlen, sie um-
fassten und wogen. Sie keuchte auf, als sie seine Wärme durch
die Seide spürte und seine Hände auf dem hellblauen Hemd
sah. Das Spiegelbild zog sie magisch an, ihr war schüchtern und
sinnlich zugleich zumute und sie fragte sich, ob sie wohl den
Blick abwenden sollte.
Plötzlich bemerkte sie, dass er sie beobachtete - das Spiel der
Emotionen in ihrer Miene beobachtete. Im nächsten Moment
ertönte seine Stimme dunkel und heiser an ihrem Ohr: „Fühlst
du dich mit den Sachen auch liederlich?"
„Ja", gestand sie. „Ich fühle mich damit ..." Sie hielt inne,
suchte nach dem richtigen Wort. „Ich fühle mich lebendig da-
mit."
Beifällig knurrte er. „Ich fühle mich auch lebendig, wenn ich
sie sehe." Und dann hob er sie in die Arme und trug sie zum
Bett, sie war nackt und die Seide war vergessen, denn an ihre
Stelle war seine köstliche Wärme getreten, seine Lippen und
seine Hände.
Er küsste sie auf das Schlüsselbein, und sie lächelte, als er
bei der zarten Narbe an ihrem Arm verharrte, wo er sie wäh-
rend der Fechtstunde verletzt hatte. „Tut mir leid, dass ich dir
wehgetan habe, meine Schöne", flüsterte er und verwöhnte die
schwache Linie mit Lippen und Zunge.
Sie warf den Kopf auf dem Kissen herum, während er sie
am ganzen Körper streichelte, ihr alle Kraft raubte. Sie schlug
die Augen auf und ließ ihn ihre Begierde sehen. „Entschuldi-
ge dich bloß nicht für das,
Weitere Kostenlose Bücher