Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
er will, dass du Ressortchefin wirst, dann wirst du’s. Verlass dich drauf. «
Sarah zog die Tür hinter sich zu.
Auf dem Weg zurück ins Büro schickte sie Chris eine SMS . Sie wollte wissen, ob er am Abend im Panorama arbeiten würde. Er antwortete umgehend, dass ja. Anschließend rief sie Gabi an, denn sie hatte Lust, mit ihrer Freundin auszugehen. David und sie gingen nie zusammen ins Panorama. Zu riskant, wie Sarah meinte. Sie trafen sich nur manchmal » zufällig « dort. So wie sie auch andere Kollegen zufällig dort traf.
In ihrem Posteingang fand sie mehrere Artikelentwürfe und Rohfassungen zum Thema Brand. Sie las sie rasch und reihte sie für Herbert. Die, die ihr spannend erschienen, markierte sie mit einem roten Fähnchen, bevor sie sie weiterschickte.
Danach klickte sie sich durch die Homepage der Brand & Sohn AG und blieb schließlich auf der Seite mit den Biografien der Vorstände hängen. In Oskar Brands kurzer Lebensbeschreibung wurden der Sohn und eine Tochter erwähnt. Sarah konnte der Seite jedoch nicht entnehmen, ob die Tochter ebenfalls in der Firma arbeitete. Sie rief Simon an und bat ihn, im Archiv zu suchen, ob es Fotos von Brand mit seiner Familie gab.
Keine halbe Stunde später hatte sie einen Bildordner auf ihrem Rechner. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass Simon ziemlich viel gefunden hatte. Ein Foto zeigte die Brands bei der Verleihung der Ehrenmedaille der Republik Österreich. Oskar Brand stand zwischen zwei attraktiven Frauen: seine Frau Veronika Brand und seine Tochter Romy Erlenberg, daneben der Sohn, Philipp Brand.
Sarah recherchierte, dass Oskar Brands Tochter Romy mit Oliver Erlenberg, dem Vorstandsmitglied eines internationalen Technologiekonzerns, verheiratet war. Geld heiratete also immer noch Geld, auch im 21. Jahrhundert.
Obwohl sie keineswegs damit gerechnet hatte, Romy Erlenberg in ihrer Boutique auf der Kärntnerstraße persönlich anzutreffen, hatte Sarah sich sofort auf den Weg gemacht.
Zu ihrer großen Verwunderung lud die Unternehmerin Sarah auf eine Tasse Kaffee in die hinteren Räumlichkeiten ein, nachdem Sarah sich vorgestellt hatte.
Sarah lehnte dankend ab. » Ich trinke selten Kaffee. «
» Tee? Ich habe auch Tee, wenn Sie möchten. «
» Tee gerne. «
» Welche Sorte? Grünen? «
War sie hier in einer Teestube?
» Grüntee ist gut. «
Romy Erlenberg rief die Bestellung durch die halb offene Tür nach vorne in den Verkaufsraum. » Ich muss mich um die Einkäufe kümmern « , erklärte sie entschuldigend, während sie Unmengen von Katalogen vom Tisch räumte.
» Also, was kann ich für Sie tun, Frau Pauli? «
Romy Erlenberg war eine Frau mit sportlicher Eleganz. Mitte dreißig, schlank. Ihre blonden langen Haare waren mit einer mit Strass bedeckten Spange im Nacken zusammengebunden. Swarovski, mutmaßte Sarah. Ihre Hände waren manikürt, die Nägel perfekt lackiert, und das Kostüm, das sie trug, kostete wahrscheinlich so viel, wie Sarah im Monat verdiente.
» Frau Erlenberg, ich möchte Ihnen ein paar Fragen zu Ihrem Vater stellen « , begann Sarah.
» Ein Interview? «
» Ich weiß noch nicht « , gab Sarah zu. » Im Moment ist es wohl eher Interesse. «
» Ich nehme an, Sie wollen persönliche Geschichten hören, oder? Sonst hätten Sie sich nicht die Mühe gemacht, zu mir zu kommen, sondern einfach die Pressemappe der Brand & Sohn AG abgedruckt, wie es die anderen Medien zu tun pflegen. «
Sarah nickte.
» Erscheint das dann im Wiener Boten ? Schießen Sie los! Was wollen Sie wissen? «
Die Offenheit dieser Frau faszinierte Sarah.
» Ich würde mir gerne ein umfassendes Bild von Ihrem Vater machen, bevor ich meine Geschichte schreibe. Es soll ja, wie Sie richtig bemerkt haben, keine Kopie der Pressemappe werden. «
» Was für ein umfassendes Bild? Was für eine Geschichte wollen Sie denn schreiben? Mein Vater ist ein Synonym für Erfolg, Wohlstand, Aufschwung und Zielstrebigkeit « , zitierte sie aus Stepans Artikel. » Stand das nicht heute Morgen so in Ihrer Zeitung? «
» Ja, das ist richtig. «
» Schön, wie Sie das formuliert haben. Es hätte ihm sicher gefallen. «
» Den Artikel hat ein Kollege geschrieben. «
» Haben Sie schon mit meinem Bruder gesprochen? «
» Nein. Er spricht im Moment nicht mit der Presse. «
» Das dachte ich mir. « Sie lachte ein sympathisches Lachen, was ihre Natürlichkeit unterstrich, die Sarah hinter der Fassade der reichen Frau zu sehen glaubte. » Mein Bruder mag es nicht,
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