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Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Titel: Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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wenn jemand in unserem Privatleben herumschnüffelt. Da kommt er ganz nach unserem Vater. Wir wuchsen hinter Mauern auf. Das meine ich jetzt nicht nur im übertragenen Sinn. Es gibt tatsächlich eine zwei Meter hohe Mauer rund um unser Haus am Küniglberg. Ich war froh, als ich da endlich ausziehen konnte. Aber auch sonst schirmte unser Vater uns vor der Öffentlichkeit ab. «
    Erlenbergs Angestellte kam mit Kaffee und Tee herein.
    » Vielleicht hatte er Angst, dass jemand Sie entführen könnte. Ich meine, Sie wären nicht die erste Industriellenfamilie, aus der jemand entführt wurde « , griff Sarah den Faden wieder auf, nachdem die Verkäuferin wieder gegangen war.
    » Natürlich nicht. Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht, dass die Angst vor einer Entführung der Grund dafür war. Wir leben hier in Wien und nicht in … «
    Sie brach ab. » Eine Familie zu haben war für meinen Vater vielmehr so etwas, wie ein anspruchsvolles Hobby zu haben. Sie wissen schon, man erwartete, dass er eine Familie gründete, wie man von ihm erwartete, dass er zur Jagd ging oder diversen Clubs angehörte. « Sie zuckte mit den Achseln. » Ich bitte Sie, das jetzt nicht falsch zu verstehen. Er kümmerte sich vorbildlich um uns, auf seine Art halt. Und wie bei jedem anderen Hobby kommt man eben leider nicht jeden Tag dazu, es zu betreiben oder sich darum zu kümmern. Fragen zum Konzern wurden von ihm gerne beantwortet, aber jede private Frage wurde im Keim erstickt. Mein Bruder ist wie er, vielleicht war er deshalb das Lieblingskind meines Vaters. Philipp war Vorzugsschüler und ich, seine große Schwester, das aufmüpfige verwöhnte Töchterchen eines Industriellen. In einer Familie bekommt jeder seine Rolle zugewiesen, ist es nicht so, Frau Pauli? Welche Rolle spielen Sie? «
    » Eine etwas ähnliche wie Sie. Ich bin auch die große Schwester. Meine Eltern sind vor vier Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Damals war mein Bruder siebzehn. Ich hatte gerade meinen ersten Job und plötzlich die Verantwortung für einen Maturanten, dem der Boden unter den Füßen weggezogen worden war. Mein Bruder hat die Matura bestanden und ich meinen damaligen Job verloren. «
    » Das tut mir leid « , sagte Romy Erlenberg. Es klang aufrichtig.
    » Und Sie? «
    » Ich war nicht sein Lieblingskind. Sie müssen wissen, mein Bruder hat einen Doktor in Betriebswirtschaft, wie mein Vater, und ich … « Sie machte eine vage Handbewegung. » Ich habe das hier. Verstehen Sie? Ich hab’ nicht mal einen Magister in irgendwas. Und bei meinem Vater waren Menschen ohne Studienabschluss schon immer Menschen zweiter Klasse. Personal, sozusagen. Unsere Putzfrau hat keinen Studienabschluss. « Sie machte eine kurze Pause. » Aber meine Welt war schon immer die Mode. Das hat mein Vater nie akzeptieren wollen. Natürlich, wenn ich ein großes Modelabel führen würde, das hätte er verstanden. Das wäre noch eher seine Welt gewesen: Unternehmerin sein, etwas Großes aufbauen. Aber eine Boutique auf der Kärntnerstraße, das war in den Augen meines Vaters nichts. «
    Sarah nippte an ihrem Tee und sah Romy Erlenberg über den Rand ihrer Tasse hinweg an. Sie überlegte, ob sie dieser Frau gegenüber die vermeintliche Drogensucht erwähnen sollte. » Aber Sie sind doch seine Tochter. «
    » Natürlich bin ich das, und mein Vater hätte jederzeit für mich gesorgt, wenn es hart auf hart gekommen wäre, obwohl wir uns nicht besonders gut vertragen haben. Aber die Familie ist nun einmal die Familie. Sie verstehen? Blut ist dicker als Wasser und so … « Sie lachte. » Mein Vater hätte sicher den perfekten Mafiaboss abgegeben. « Dann wurde sie wieder ernst. » Wir sahen uns selten. Wenn’s hochkam, zu Weihnachten und an den Geburtstagen. Und auch das nur, wenn er nicht gerade etwas Besseres zu tun hatte. « Nun lächelte sie fast traurig. » Was er aber meistens hatte. Dennoch. Er war ein guter Mensch, der immer für seine Familie gesorgt hat, finanziell. Aber seine Liebe gehörte dem Unternehmen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich weiß, das hört sich nach Familiensaga fürs Fernsehen an, der Unternehmer, der mehr Zeit in der Firma als mit seiner Familie verbrachte. Etwas ganz Normales. « Sie prostete Sarah mit ihrer Kaffeetasse zu. » Mit der Zeit gewöhnt man sich daran, und es ist in Ordnung. «
    Sarah entschied sich, die Drogen nicht zu erwähnen. Vorerst.
    » Er hat zahlreiche Auszeichnungen für seine Arbeit bekommen. «
    Romy Erlenberg sah sie

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