Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
lassen? «
Ihre kupferrote Lockenmähne war ordentlich hochgesteckt. Die Frisur ließ sie seriös aussehen. Ihr Make-up war dezenter als üblich. Bis auf die High Heels schien es, als habe sich die Society-Löwin neu erfunden und von der schrägen Mode-Ikone zur vertrauenswürdigen Berichterstatterin gemausert. Sie hielt einen Hundekorb in ihren Händen.
» Ich muss zu einem Interview mit einem Produzenten. «
Sie rollte mit den Augen und stellte den Korb auf den Boden.
» Der Kerl hat Angst vor Hunden. «
Sarah blickte auf den kleinen schwarzen Mops unter ihrem Schreibtisch. » Angst? Vor Sissi? «
» Ist mir auch unverständlich. «
Die Society-Löwin schüttelte den Kopf.
» Normalerweise würde ich Sissi in meinem Büro lassen, aber wie ich den Kerl kenne, dauert der Termin wieder ewig. «
» Wen interviewst du denn? «
Conny schob den Korb mit der Spitze ihres linken Schuhs unter Sarahs Tisch. Der Hund nahm augenblicklich darin Platz.
» Kennst du nicht. Eigentlich sind es zwei. Ein österreichischer Produzent und ein deutscher Regisseur. Der Deutsche will Teile seines nächsten Films in Wien drehen. « Sie grinste. » Und das muss jetzt werbewirksam unter die Leute gebracht werden. «
Sarah wartete auf die Fortsetzung. Normalerweise folgte nach einer solchen Einleitung die ausführliche Erklärung über das Schaffen und die Wichtigkeit der Interviewpartner.
» Und an welcher Voodoo-Story arbeitest du gerade? « , fragte Conny mit gespieltem Interesse. Sie hatte es inzwischen aufgegeben, Sarah in die Welt der Stars und Sternchen einzuführen.
» Herbst. «
» Herbst? « , wiederholte Conny verständnislos.
» Im Herbst beginnt die Geisterzeit und damit die wilde Jagd auf Dämonen. « Sarah strich eine Haarsträhne nach hinten. » Außerdem stehen Allerheiligen und Allerseelen auf dem Programm, das bietet jede Menge Stoff zum Thema. «
In Gedanken notierte sie, mit Chris über den bevorstehenden Besuch am Grab ihrer Eltern zu reden. Sie wollte noch vor Allerheiligen ein Gesteck hinbringen.
» Du solltest ein Museum eröffnen mit dem Sammelsurium, das dir die Leute so schicken. « Conny zeigte auf Sarahs Regal, in dem sich Bücher, Zeitschriften zum Thema und verschiedenste esoterische Objekte angehäuft hatten. Sie schüttelte beim Hinausgehen amüsiert den Kopf. » Und damit füllen wir unsere Seiten. « Im Türrahmen drehte sie sich noch einmal um. » Da fällt mir ein, hast du nicht bald Geburtstag? «
» Am siebten November. «
» Den Dreißigsten. Stimmt’s? «
Sarah nickte.
» Du machst hoffentlich eine wilde Party. «
Conny verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten.
Sarah seufzte. Sie wusste nicht, ob ihr nach einer wilden Party war.
Sissi rollte sich in ihrem Hundekorb zu einem winzigen Knäuel zusammen. Sarah bückte sich und streichelte dem Hund einige Male über den Kopf. Dann klickte sie sich durch das Fotomaterial, das Simon ihr geschickt hatte.
Der Fotograf musste zu jeder Tages- und Nachtzeit durch halb Wien gefahren sein. Oder hatte er die Bilder alle im Archiv? Jedenfalls hatte er Fotos mit und ohne Nebel, Morgen- und Abendstimmungen, Großstadtaufnahmen, baufällige Gebäude und Landschaften geliefert. Sarah entschied sich, als Aufhänger ein Foto der Lobau zu nehmen. Simon musste sie vom Josefsteig aus aufgenommen haben. Im Vordergrund war deutlich die Holzbrücke zu erkennen, die Dechantlacke und die Baumreihe im Hintergrund konnte man allerdings durch den dichten Nebel nur erahnen. Sie starrte gebannt auf den Bildschirm. Ihre Finger flogen über die Tasten. Bis Mitte, wenn nicht sogar Ende November konnte sie das Thema Herbst locker ausreizen. Danach wollte sie sich den Raunächten mit all dem damit verbundenen Brauchtum widmen. Somit war ihre Kolumne bis Mitte Jänner thematisch besetzt.
Ihr Telefon läutete. Geistesabwesend hob sie ab.
» Pauli. «
Eine Kollegin meldete sich. » Ich hab’ hier eine Frau am Apparat, die will unbedingt dich sprechen. Klingt leicht hysterisch, wenn du mich fragst. «
» Und wie heißt sie? «
» Irgendwas mit Zimmer, hab’ nicht genau hingehört. Die redet so schnell, dass’d kaum verstehst, was’s sagt. «
» Wie ist sie an dich geraten? «
» Kennst doch den Einserschmäh … Du wählst einfach irgendeine Zahl nach der offiziellen Nummer, wenn du Glück hast, ist es eine Durchwahl, und irgendwer hebt ab. Und so is’ jetzt bei mir gelandet … heut’ ist Samstag und die Zentrale nicht besetzt. «
» Hat sie gesagt, was
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