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Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Titel: Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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schweigend in die Augen. Mario Kaiser wusste, dass Gerhard Levic schlimmer von Kokain abhängig war, als er sich selbst eingestand. Die Drogensucht machte ihn unberechenbar. Sollte die Polizei ihm tatsächlich unangenehme Fragen stellen, würde er nicht lange durchhalten und bald die Karten auf den Tisch legen. Wenn sie an ihm dranblieben und er nicht an den Stoff herankam, würde die Polizei bald die typischen Entzugserscheinungen bemerken. Daran wollte er nicht denken. Nicht jetzt.
    » Es war ein Unfall, Mario. Sag mir, dass es ein verdammter Unfall war! « , brach Gerhard Levic das Schweigen.
    » Ja, es war ein verdammter Unfall « , behauptete Mario Kaiser, ohne nachzufragen, was der Manager genau meinte.
    Er ging in sein Büro und holte Kokain für zwei Lines. » Geht aufs Haus. «
    Er schob Levic das kleine Kuvert über die Theke. » Und jetzt hau ab aufs Klo, und beruhige dich. «
    Mario Kaiser brauchte ein paar Minuten für sich alleine. Er musste seine Gedanken ordnen, sich versichern, dass sie sich richtig entschieden hatten. Immerhin war die Sache gut ausgegangen, und sie lebten alle noch ihr altes Leben. Alle, bis auf Oskar. In diesem Moment beschloss er, den Anruf von Oskars Handy für sich zu behalten. Lediglich das Datum konnte er erwähnen.
    » Sag, Gerhard, fällt dir zum 26. Oktober etwas ein? «
    » Nationalfeiertag. «
    » Sonst noch was? «
    Gerhard Levic steckte einen Finger in den Umschlag und testete den Stoff.
    Mario Kaiser schaute ihm fassungslos zu. » Spinnt ihr jetzt alle? Erst Tobias, und jetzt du? Vertraut ihr mir nicht mehr, oder wie? «
    » Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser. « Gerhard Levic nahm das Kuvert. » Zum 26. Oktober fällt mir sonst nichts ein. «
    » Kein Geburtstag? Jahrestag? Sonst was? « , hakte Mario Kaiser nach.
    Gerhard Levic schüttelte den Kopf und machte sich mit dem Plastikbeutel in der Hand auf den Weg zu den Toiletten. Über die Schulter hinweg rief er noch einmal: » Lass das Zeug verschwinden! « Dann riss er die Tür zur Herrentoilette auf.
    Um neun Uhr kamen Anna und Karl. Jenny schickte Mario Kaiser eine SMS , sie liege krank im Bett. Auch das noch! Jetzt würde er den ganzen Abend hinter der Bar stehen.
    Ab elf wurde das Lokal deutlich voller.
    Um halb zwölf kam Tobias Blank. Mario Kaiser winkte ihn hinter die Bar und informierte ihn über sein Gespräch mit Gerhard. Der Banker wirkte nach außen hin ruhig, doch Mario Kaiser wusste, dass er innerlich ebenso nervös wurde wie Gerhard und Mario selber.
    Gerhard Levic hatte inzwischen zu seiner alten Form zurückgefunden, er war zugedröhnt, charmant und befingerte eine einsame Blondine, die sich das offenbar gern gefallen ließ. Allerdings trank er viel zu viel.
    Mario Kaiser kannte das von ihm zur Genüge. Manchmal schrumpfte Levic, wenn die Kokainwirkung nachließ und der Alkoholpegel stieg, zu einem weinerlichen Etwas zusammen. Er verwandelte sich dann innerhalb kürzester Zeit vom selbstbewussten Manager in ein Psychowrack. Dieser Zustand widerte Mario Kaiser an. Zudem musste er verhindern, dass es in seinem Lokal geschah. Immer wieder fragte er sich, was passieren würde, wenn Levic in einer solchen Verfassung plötzlich sein Gewissen erleichtern wollte. Doch jedes Mal beruhigte er sich damit, dass Gerhard Levic sein anspruchsvolles Dasein liebte so wie die Frauen, die zu ihm aufschauten und sich von ihm flachlegen ließen. Eine Beichte würde das alles zerstören. Eine Beichte würde ihrer aller Leben zerstören.
    Später würde er Blank bitten, ein Auge auf Levic zu haben. Oskar war tot, es wurde Zeit, dass die Aufgabenbereiche neu verteilt wurden. So wie es schien, würde der Banker Oskars Platz einnehmen, ob ihm das gefiel oder nicht. Mario Kaiser behielt zwar als Einziger die Nerven und trug zusätzlich das größte Risiko von allen, aber Tobias hatte die besseren Verbindungen.
    Um zwei Uhr morgens forderte Mario Kaiser Levic auf, nach Hause zu gehen. Er gab dem Türsteher ein Zeichen, und Karl hielt ihnen wie ein Butler die Eingangstür auf. Als sie Seite an Seite vor dem Privat standen, sah Mario Kaiser nach oben. Eine dicke Nebeldecke versperrte die Sicht. Diese Nacht war kalt und rau. Sie hatte nichts, woran er sich später erinnern wollte.
    Er legte seinen Arm um Levics Schulter.
    » Lauf ein bisschen « , schlug er vor, » dann wirst du wieder nüchtern. «
    Er hatte keine Ahnung, ob diese Behauptung der Wahrheit entsprach. Doch er wollte irgendetwas sagen, das Levic motivierte, nach

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