Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
Speisekarte lehnte er dankend ab.
» Hast keinen Hunger? «
» Ist mir vergangen. «
» Die Küche hier ist ausgezeichnet, kann ich nur empfehlen. «
» Ich habe aber keinen Hunger « , blaffte Gerhard Levic.
» Was ist passiert? «
Die Kellnerin brachte das Essen. Mario Kaiser griff nach dem Besteck und begutachtete mit Vorfreude den Teller. Auf der linken Seite lag das Rindfleisch im Saft, darüber die Würstel, am oberen Rand ein Semmelknödel. Abgerundet wurde die Köstlichkeit am linken Tellerrand durch ein Spiegelei, und den unteren Rand zierten sorgfältig aufgeschnittene Essiggurkerl, mit Petersilie garniert. Ein wahres Kunstwerk der Wiener Küche.
» Die Drogenfahndung in Oskars Büro und in seiner Villa. Verdacht auf Drogentod. Eine Journalistin, die nach Renate fragt, und ein Foto von Oskars Leiche mit dem Verweis auf seinen Drogentod. Das ist passiert « , zischte Gerhard Levic über den Tisch hinweg.
Mario Kaiser lehnte sich zurück und sah seinen Freund an. Sollte er ihm erzählen, dass er einen Anruf von Oskars Handy aus erhalten hatte? Dass ihm jemand einen Zettel mit einem Datum darauf mit dem Lift direkt in sein Wohnzimmer geschickt hatte? Ein Datum, das in der nahen Zukunft lag und mit dem er nichts anfangen konnte? Sollte er ihm erzählen, dass er sich davor fürchtete, die Augen zu schließen, weil er Angst hatte, dass dieser Jemand seine Wohnung betrat und ihn ermordete? Auch wenn er inzwischen den Liftcode geändert hatte – die Angst war geblieben.
Mario Kaiser entschied sich dagegen. Levic war viel zu aufgeregt, er würde womöglich völlig ausflippen.
» Und? Hat die Polizei etwas gefunden? «
» Die Polizei hat bis jetzt nichts gefunden. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die wissen … «
» Sie haben also nichts gefunden « , unterbrach Mario Kaiser und begann seelenruhig zu essen. » Sie werden auch nichts finden. Oskar hatte nie Stoff bei sich oder im Büro. Also was regst du dich so auf? «
Er musste all seine Kräfte mobilisieren, um nicht ebenso durchzudrehen wie Levic. Denn er war davon überzeugt, dass sie etwas gefunden hatten. Oskar war kurz vor seinem Tod bei ihm gewesen und hatte eine größere Menge gekauft. » Fürs Wochenende « , hatte er behauptet und lüstern gegrinst. Mario Kaiser fragte sich, ob Brand alles auf einmal konsumiert hatte. Das hat er nicht, beruhigte er sich selbst. Oskar wusste, wann es zu viel war. Doch Mario Kaiser wusste auch, dass das so nicht stimmte. Oskar schlug gern mal über die Stränge.
Aber was brachte es, wenn jetzt auch noch er durchdrehte?
Gerhard Levic sah sich um. » Iss endlich dein verdammtes Gulasch, und lass uns verschwinden. Ich habe keine Lust, hier mit dir darüber zu sprechen. Er hat es garantiert wieder getan, nur dass es diesmal ihn erwischt hat, kapierst du? «
Da er Gerhard Levic noch nie in einem so aufgebrachten Zustand erlebt hatte, entschied Mario Kaiser, doch besser ins Privat zu wechseln. Schnell aß er seinen Teller leer, so viel Zeit musste sein, dann legte er das Geld auf den Tisch und verließ mit Gerhard Levic das Gulaschmuseum.
Als sie im Privat ankamen, hielt Mario Kaiser die Tür der Nachtbar geöffnet, um dem Gestank zumindest ein wenig zu entgehen. Doch kaum traten sie ein, zog Gerhard Levic die Tür ins Schloss, bat um einen Drink und setzte sich an die Bar. Mario Kaiser stellte ihm ein großzügig eingeschenktes Glas Wodka hin. Levic kippte ihn in einem Zug hinunter, knallte das Glas demonstrativ auf die Bar und schob es seinem Freund entgegen. Mario Kaiser füllte nach.
» Meinst du nicht, dass du für diese Uhrzeit zu viel trinkst? «
» Sag mir nicht, was ich tun soll! « Gerhard Levic funkelte ihn wütend an. » Ich drehe noch durch im Büro. Permanent schleicht Philipp um mich herum. « Er machte eine kurze Pause. » Hältst du dicht? « , fragte er schließlich und nahm hektisch einen großen Schluck.
» Was meinst du damit? «
» Du weißt genau, was ich damit meine. «
» Nein, weiß ich nicht. Das musst du mir schon genauer erklären. «
» Oskar ist tot. «
» Ja, ich weiß. Das ist absolute Scheiße. « Mario Kaiser atmete tief ein und wieder aus.
» Die Polizei wird Fragen stellen. «
» Welche Fragen sollte die Polizei stellen, Gerhard? Welche? Niemand weiß, was geschehen ist oder was hier abläuft. «
Mario Kaiser machte eine ausladende Handbewegung durch den Raum, obwohl er genau wusste, dass seine Behauptung nicht der Wahrheit entsprach. Nur die Prominenz
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