Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
Innenstadtwohnung. Er wurde erstochen. «
» Oh mein Gott! « , entfuhr es Anita Brand. » Maria hat ihn gefunden? Wo ist sie? «
» Sie wird gerade von einer Mitarbeiterin des Kriseninterventionsteams betreut « , erklärte Stein. » Wann haben Sie Herrn Levic zum letzten Mal gesehen, Herr Brand? «
Philipp Brand musste kurz nachdenken.
» Bei der Besprechung. Vorgestern – glaube jedenfalls. Danach hab’ ich noch einmal mit ihm telefoniert, um einen Interviewtermin mit einer Journalistin abzustimmen. «
» Mit welcher Journalistin? «
» Eine Sarah Pauli vom Wiener Boten. Es ging um ein Porträt, das sie über mich schreiben will. Sie war deshalb gestern in der Firma. «
» Und danach? «
» Danach hab’ ich von ihm nichts mehr gehört oder gesehen. «
» Wissen Sie, was er so vorhatte? «
Philipp Brand schüttelte den Kopf.
» Noch etwas, Herr Brand. Sein Mörder hat Putzmittel über ihn gestreut. Weißes grobkörniges Putzmittel. «
Philipp Brand sah den Inspektor fragend an. » Putzmittel? «
» Können Sie sich darauf einen Reim machen? «
Philipp Brand zuckte mit den Achseln. » Woher soll ich wissen, was der Mörder mit dem Putzmittel bezwecken wollte. «
» Wir denken, dass es hier eine Verbindung zu Ihrem Vater gibt. «
» Natürlich gibt es eine Verbindung zu meinem Vater. Gerhard Levic arbeitete für unseren Konzern, und er war ein enger Freund meines Vaters! «
Philipp Brand legte seinen Kopf in die Hände.
Lara kam zur Tür hereingestürmt. Ihre Wangen waren gerötet vor Aufregung, und ihre Kinderaugen strahlten. Als sie die fremden Männer auf dem Sofa sah, wurde ihr Blick unsicher.
Anita stand auf. » Ist der Film schon zu Ende? «
Lara nickte, ohne die fremden Männer aus den Augen zu lassen.
» Dann gehen wir beide jetzt mal in die Küche. Ich mache dir eine große Tasse Kakao, und wenn du magst, erzählst du mir die Geschichte, die du gerade gesehen hast, okay? «
Anita schob die Kleine vor sich her aus dem Wohnzimmer hinaus.
Der Chefinspektor wartete einen Moment, dann fuhr er unbeirrt fort: » Kokain … das weiße Putzmittel sollte Kokain symbolisieren. «
Er machte eine Kunstpause und sah Philipp Brand mit einem durchdringenden Blick an. Der Ausdruck in seinen Augen ließ erahnen, was der Ermittler dachte, noch bevor er weitersprach.
» Die beiden verbindet nicht nur die Arbeit und nicht nur die Tatsache, dass sie beide tot sind. Es ist auch das Kokain, Herr Brand, das sie verbindet. Vielleicht wäre es nun endlich an der Zeit zu reden. «
Ja, dachte Philipp Brand, es wäre endlich an der Zeit zu reden. Nur worüber? Er wusste über nichts Bescheid. Und es tat ihm unendlich leid, dass Gerhard ihm nun ebenfalls nicht mehr sagen konnte, in was für schmutzige Geschäfte sein Vater involviert gewesen war.
Philipp Brand schwieg. Er hätte sicher etwas Falsches gesagt.
Erst als die Polizeibeamten gegangen waren, merkte Philipp Brand, dass es ihm plötzlich nicht mehr wichtig war, woran sein Vater wirklich gestorben war.
» Der König ist tot, es lebe der König! « Das waren die ersten Worte seiner Schwester gewesen, nachdem sie die Nachricht vom Tod ihres Vaters erhalten hatte.
Nur dass der neue König einiges anders machen wollte. Natürlich würden sich die Pressemeldungen eine Zeitlang überschlagen, dann aber immer weniger werden, und irgendwann würden sie ganz verschwinden, und dann würde eine neue Ära in der Firma anbrechen.
Er war der neue Vorstandsvorsitzende. Und er musste Gerhard Levics Platz neu besetzen. Er hatte auch eine Idee, wem er diese Aufgabe anbieten würde: Benjamin Weber. Dem Deutschen. Der hatte die besten Verbindungen. Und mit etwas Überzeugungskraft würde der Aufsichtsrat seinem Vorschlag zustimmen.
Er holte tief Luft, und dann ging er mit einem bemüht optimistischen Lächeln auf den Lippen zu Anita und Lara in die Küche.
Ihm war ebenfalls nach einer Tasse heißem Kakao.
28
MARIO KAISER
J enny hatte mit einem Blick die bedrohliche Botschaft hinter dem Datum erkannt. Sie hatte ihm angeboten, den Abend im Privat mit Anna und Karl alleine zu bestreiten. Sie fühle sich fit genug, er müsse sich keine Sorgen machen, hatte sie ihm versichert. Er hatte ihr Angebot dankbar angenommen und war ebenso dankbar in ihrer Wohnung geblieben.
Kaum war Jenny gegangen, fragte er sich, ob die Verrückte ihn beobachtete und womöglich wusste, wo er sich befand. Wenn sie die Serie so fortsetzte, würde sie ihn in seiner Wohnung ermorden. Oder
Weitere Kostenlose Bücher