Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
auf, sonst gehst du gleich baden!“
Erschrocken fuhr Benalir auf. Er registrierte, dass es bereits zu dämmern begonnen hatte , und die Wellen seine Beine umspülten. Er kroch nach hinten und fragte sich gleichzeitig, wer ihn da so plötzlich aus dem Schlaf gerissen hatte. In jedem Fall schuldete er demjenigen seinen Dank, schließlich wäre er womöglich ertrunken, ohne es zu bemerken. Aber immerhin wäre es ein schmerzfreier Tod gewesen. Egal, wo steckt mein Retter ? Er wollte ihm zumindest für die Warnung danken.
Doch wohin Benalir auch schaute, er konnte weit und breit niemanden erblicken. Was ist hier los? Warum sehe ich ihn nicht?
Er erschrak zutiefst, als die Stimme, die ihn geweckt hatte, erneut ertönte: „Sitz nicht so tatenlos herum! Steh auf und folg mir!“ Es war eine männliche, leicht heisere Stimme.
„Wie soll ich dir folgen, wenn ich dich nicht sehen kann?“
„Wird´s bald? Du brauchst bloß meiner Stimme lauschen und ihr hinterhergehen, verstanden?“
„Nein“, gab Benalir trotzig zurück. Er fühlte sich auf den Arm genommen und war nicht willens, sich einfach so zu einer Marionette in der Hand eines Fremden degradieren zu lassen. „Ich darf dich daran erinnern, dass du mir was schuldest, Junge . Ich habe dich vor dem Gang ins Jenseits bewahrt!“
Verdammt, das stimmt sogar. Ach, mach ich halt, was er wünscht. Ich glaube nicht, dass er mir Schaden zufügen will, denn sonst hätte er mich ja nicht vor dem Ertrinken bewahrt.
„S chön, wie du meinst. Dann führe mich.“
„Geht doch“, brummte di e Stimme. „Wir bewegen uns jetzt zwei Meilen nach Westen den Strand entlang. Du musst nur geradeaus marschieren, bis ich etwas anderes sage. Also los!“
Benalir zuckte mit den Schultern und leistet e Folge. Während er so dahertappte, ließ die Stimme nichts mehr von sich hören. Er fragte sich, ob er sich alles nur eingebildet hatte, doch dies erübrigte sich, als er nach zehn Minuten Fußmarsch erneut den heiseren Tonfall neben sich vernahm. „Gut so. Bleib stehen und wende dich nach rechts!“ Der Schmied gehorchte und blickte argwöhnisch. Vor ihm ragte eine zerklüftete Felswand auf, auf der sich verschlungene Runen abzeichneten. Es schienen altertümliche Buchstaben zu sein, die Benalir nicht imstande war zu lesen. Verzweifelt bemühte er sich, die Zeichen zu deuten, aber es gelang ihm nicht; da sprach die Stimme: „Abûrató pûru untrarnormo! Suro ûl hubar do kesta hubilón!“
Benalir hatte nichts verstanden; was die Worte bewirkten, war jedoch kaum zu übersehen. Die Runen, welche den Fels zierten, glühten rot auf, wie Feuer, und im nächsten Moment veränderte sich das Gestein.
Hingerissen beobachtete Benalir, wie sich das Felsmassiv nach und nach in eine aus dickem Buchenholz gefertigte Tür verwandelte. Auf ihr prangte ein Symbol, das der Schmied niemals zuvor in seinem Leben gesehen hatte: Zwei goldene Schlangen bildeten zusammen ein Oval, in das eine silberne Fünf eingraviert war. Alles in allem wirkte das Zeichen überaus beeindruckend und er hätte es sich gerne näher besehen, doch die Stimme forderte nun: „Na los, beeil dich! Rasch hinein!“
Benalir war zu neugierig, um sich dem Befehl jetzt noch zu widersetzen.
Sowie er die Tür öffnete, glaubte er, eine andere Welt betreten zu haben. Die Decke war so niedrig, dass er mit dem Kopf dagegen gestoßen wäre, wenn er nur ein paar Zoll größer gewesen wäre. Die Luft war erfüllt von einem Kräuterduft, den Benalir zwar noch nie gerochen hatte, der ihm aber sehr angenehm erschien.
In der Mitte des Raumes stand ein einzelner, steinerner Rundtisch , und an den Wänden türmten sich Regale auf, die hauptsächlich in Leder eingebundene Bücher und zahlreiche Gläser mit den unterschiedlichsten Gewürzen beherbergten. Sechs fahl schimmernde Kerzen spendeten Licht und Wärme. Stühle gab es keine, was Benalir zunächst seltsam vorkam, dann drang ihm jedoch ins Bewusstsein, dass diese gar nicht nötig waren, da sich ein weicher, roter Teppich über den gesamten Boden erstreckte, auf dem man sich niederlassen konnte. Links von sich machte Benalir eine Art Pritsche aus.
Dennoch war er sich sicher, dass die Behausung nicht zu einem Menschen gehörte, dazu war sie einfach zu außergewöhnlich eingerichtet. Umso mehr drängte sich ihm die Frage auf, was es mit dem Urheber der mysteriösen Stimme auf sich hatte. Er verstärkte seine eigene: „So, da bin ich nun! In deinem Haus, wie ich vermute. Ich habe alles
Weitere Kostenlose Bücher