Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
getan, was du von mir verlangt hast, also zeige dich endlich, und sag mir, warum du mich hierher gebracht hast!“
Keine Antwort. Benalir fürchtete, die Stimme könne nun ganz und gar verschwun den sein, aber dann hörte er ein melodisches Flüstern. „O kûro sûr vilcó!“
Wie aus dem Nichts erschien mit einem Mal eine Gestalt vor seinen Augen, die Benalir so noch nirgends erblickt hatte. Sie war klein, kleiner als ein Zwerg, besaß ledrige Haut, die mitunter sehr zerfurcht wirkte , und zwei fledermausartige Spitzohren, die in Relation zur übrigen Körpergröße auffallend groß waren. Das Einzige, was das Geschöpf an Kleidung trug, war ein zerschlissenes Hemd, das ihm bis zu den behaarten Füßen reichte. Kluge, gelbliche Augen schauten den Schmied durchdringend an. Als das Wesen die Stimme anhob, hörte Benalir denselben Ton heraus, der ihn geweckt hatte.
„Ki stuó – hier bin ich -, wie du es gefordert hast, Velinor! Ich heiße dich in meinem Zuhause willkommen!“
„Was soll das bedeuten – Velinor? Mein Name ist -“
„Benalir, das weiß ich wohl“, antwortete das Geschöpf mit einem unergründlichen Lächeln auf den Lippen.
Woher kannte er s einen Namen?
„Velinor entstammt dem Milunischen, der alten Sprache Saranias“, erklärte das Wesen nun sachlich. „Übersetzt bedeutet es soviel wie ´Auserwählter`.“
„Aha, und wie komme ich zu der Ehre, dass du mich mit einem solchen Titel ansprichst? Wer oder was bist du übe rhaupt?“
Die Frage klang nicht besonders höflich, aber das war auch nicht Benalirs Absicht gewes en. Er wollte einfach nur erfahren, was hier vor sich ging, und warum in aller Welt dieses merkwürdige Lebewesen seinen Namen kannte.
„ Was deine zweite Frage betrifft“, sagte das Geschöpf, „kann ich sie dir schnell beantworten. Ich heiße Holtog und gehöre zur Rasse der Wulofs.“
Für einen Moment herrschte Schweigen, dann fragte Benalir irritiert: „Wulofs? Von denen habe ich noch nie gehört.“
„Das überrascht mich nicht sonderlich“, schnaubte Holtog und fuhr sich mit einer Hand durch das spärliche, strähnige Haar. „Mein Volk wurde schon vor Jahrzehnten beinahe vollständig ausgerottet – bei der großen Massenvernichtung Saran´scher Urvölker. Soweit ich weiß, bin ich der letzte Verbliebene meiner Art. Ich hoffe, du kannst deshalb nachvollziehen, weshalb ich die Menschen meide und lieber unsichtbar bleibe.“
„Wie ist es dir eigentlich gelu ngen, unsichtbar und später wieder sichtbar zu werden?“
Holtog grinste. „So etwas stellt für einen Wulof keine Herausforderung dar. Im Gegensatz zu den Menschen und Zwergen ist uns die Magie schon angeboren. Unter Zuhilfenahme der alten Sprache kann ich diverse Zauber ausführen. Die Voraussetzung ist einzig und allein, dass man des Milunischen mächtig ist, aber das ist im Grunde nur ein nebensächliches Problem.“
Benalir runzelte die Stirn. „Und wieso hast du mich mit ´Velinor` angeredet?“
Der Wulof schüttelte mit dem Kopf. „Das liegt doch auf der Hand, oder? Wie sollte ich sonst jemanden ansprechen, den das Schicksal dazu auserkoren hat, das Vermächtnis der Magier aufzuspüren, und Sarania den lang ersehnten Frieden zu schenken? Ich weiß um deine Bestimmung, junger Schmied.“
Wie ist das möglich?, dachte Benalir und Angst schnürte ihm die Kehle zu. Außer den Elfen, dem Orakelmeister, und dem Leiter der Alanur-Akademie, weiß doch niemand von dieser Prophezeiung. Nun gut, Zorano … aber warum dieses kleine Geschöpf? „W-woher -?“
„Woher ich das weiß? Ich sage es dir, wenn du mir schwörst, dass du ein Geheimnis für dich behalten kannst.“
Benalir nickte nervös, und war gespannt, was noch alles auf ihn zukommen würde. Holtog atmete einmal tief ein. „Ich nehme an, du bist darüber unterrichtet, wer sich dafür verantwortlich zeichnet, dir diese undankbare Aufgabe übertragen zu haben.“
„Ja, die Prophezeiung wurde vor einem halben Jahr in der Akademie zu Alanur verkündet, von einem Orakelmeister. Sag bloß, du bist dieser Orakelmeister?“
Der Wulof schüttelte den Kopf. „Nein. Es war mein Bruder Kandur.“
Benalir klappte der Mund auf und erneut fühlte er sich unfähig, etwas zu erwidern. Sein Gegenüber lächelte traurig. „Ich denke, du hast ein Recht darauf zu erfahren, wie es zu all dem gekommen ist. Falls du also nicht abgeneigt bist, erzähle ich dir die Geschichte so knapp wie möglich, denn würde ich dir die ausführliche Version
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