Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
beschäftigt.“ Tomuk schüttelte den Kopf und bedeutete Sacerak, die steinerne Pforte zu durchschreiten, um ins Dorf zu gelangen.
Sacerak war sich nicht sicher, was er von dem alten Miluf halten sollte, den Tomuk ihm soeben in Ansätzen beschrieben hatte. Was sollten das für Dinge sein, mit denen er sich von Zeit zu Zeit beschäftigte?
Er beschloss, sich selbst ein Bild vom Ältesten zu machen, wenn er ihn erst zu Gesicht bekäme, und bestaunte stattdessen die Architektur des Dorfes, das er mit Tomuk betreten hatte. Alle Häuser, die er sah, bestanden aus grauen Backsteinen und wurden von einem Dach aus Stroh geziert.
Sacerak stieß einen Seufzer aus und ste llte sich vor, wie es wäre, in solch einem Haus zu nächtigen, eine Decke über dem Körper, ein Strohdach über dem Kopf, und dazu das Prasseln des Kaminfeuers. Aber an eine längere Rast war nicht zu denken. Die Zeit war schon knapp genug bemessen und jede Sekunde unendlich kostbar. Er würde diesen Miluf um das Nötigste bitten: Brot, Käse und ein wenig Wasser. Was die Bezahlung anbelangte, würde es – da war er sich mehr als sicher – keine Schwierigkeiten geben; er hatte zuviel Gold in seinen Taschen, als dass man ihm sein Gesuch hätte abschlagen können.
Außerdem war ihm aufgefallen , dass sich hier im Dorf, das zu so früher Stunde noch gottverlassen schien, Ställe mit kräftigen und gepflegten Pferden befanden. Ein wenig rhetorisches Geschick vorausgesetzt war es ihm unter Umständen möglich, eines dieser Tiere zu erwerben. Es würde ihm von Nutzen bei der bevorstehenden Reise sein.
„Wir sind da .“ Tomuk gab Sacerak zu verstehen, dass er stehen bleiben sollte. Vor ihnen stach ein recht kleines Haus ab, das im Gegensatz zu den anderen kein Dach aus Stroh, sondern eines aus stabilem Eichenholz besaß.
Ein mit Blattgold überzogener Türklopfer verlieh der Tür etwas Magisches.
Tomuk betrachte den Eing ang eine Weile gedankenverloren und gab Sacerak somit die Gelegenheit, eine Frage zu stellen, die ihn beschäftigte. „Seid ihr euch auch sicher, dass Miluf schon auf den Beinen ist? Ich würde doch vermuten, dass gerade er als Ältester dieses Dorfes am meisten Schlaf benötigt.“
Es wirkte fast so, als wolle Tomuk laut auflachen. „Miluf und Schlaf? Er arbeitet bis spät in die Nacht und steht frü hmorgens als Erster im Dorf auf.“
Er zwinkerte dem verdutzten Sacerak zu. „Ich hoffe, Benaluk hat ihn inzwischen davon in Kenntnis gesetzt, dass du kommst.“ Er atmete einmal tief durch und klopfte anschließend an die Tür. Es dauerte einige Sekunden, bevor unerwartet Benaluk öffnete.
„Du?“, fragte Tomuk verwirrt.
„Ja“, grummelte Benaluk, dem es nicht im Geringsten zu behagen schien, hier sein zu müssen. „Miluf hat gesagt, du sollst ihn bis zur Tür begleiten, damit ich zum Tor zurückkehren kann.“
Tomuk zuckte mit den Schultern und schritt voran. Sacerak wartete, bis Benaluk das Haus verließ und sich in Richtung Tor aufmachte, bevor er ebenfalls eintrat.
Sogleich fand er sich in ein em weitläufigen Flur wieder, den ein Dutzend Kerzen erhellten, und an dessen Wänden zahlreiche Porträts hingen, die Sacerak mit Interesse musterte. Da gab es Bilder von Wiesen, eisigen Berglandschaften und stürmischen Ozeanen. Aber es war das Gemälde am Ende des Flures, das sofort die Aufmerksamkeit des Magiers erregte. Unverkennbar zeigte es die Akademie zu Alanur, mit allen Ländereien und Türmen, die zur Institution gehörten. Sacerak besah sich das Bild näher und erkannte das zweiflügelige Hauptportal, die Zwillingstürme, in denen sich jeweils eine umfassende Bibliothek befand, und weitere Details; selbst der Saum des Waldes, durch den er so oft gewandert war, ließ sich erfassen.
Er fragte sich, wie ein solches Porträt in das Haus eines Mannes gelangt war, der in einem Dorf rund hundert Meilen von der Akademie entfernt lebte. Miluf fing an, ihn zu interessieren. Er hob erschrocken das Haupt, als Tomuk ihm erklärte, dass sie vor dem Arbeitszimmer des Ältesten angelangt waren.
„So, ich denke, du kannst jetzt hinein und mit ihm sprechen. Er will vertraulich mit dir reden. Ich werde draußen auf dich warten.“
Beim An blick von Saceraks Miene musste Tomuk schmunzeln. „Keine Sorge, er wird dich schon nicht übel behandeln“, versicherte der Wächter und lächelte offenherzig. „Ich gestehe, dass er bisweilen verschroben wirkt, aber Miluf ist eine besondere Persönlichkeit. Würde mich nicht wundern, wenn
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