Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
standen noch ein paar neugierige Dorfbewohner in der Nähe und beäugten ihn mit unverhohlenem Interesse.
Sacerak ignorierte die Blicke und richtete stattdess en Worte an Miluf und die Wächter. „Ich möchte euch meinen Dank aussprechen; für die Gastfreundschaft, die ihr mir zuteil werden ließet, aber auch für das Vertrauen, das ihr mir trotz dieser unruhigen Zeiten entgegengebracht habt.“
Angesichts von Saceraks Wortwahl errötete Benaluk und schien sich blitzartig sehr für die Fliege auf seinem Arm zu interessieren. Er hatte Sacerak bei dessen Ankunft zunächst äußerst kritisch beäugt und erst im Nachhinein sein Misstrauen abgelegt.
„Glaubt mir, ich werde eure Gemeinde nicht vergessen und mich an mein Versprechen halten. Ich bin mir sicher, dass wir uns eines Tages wieder sehen; ungewisse Zeiten liegen vor uns, aber wer kann schon voraussagen, was in der Zukunft sein wird? Lebt wohl!“
Nach diesem Abschiedsgruß gab er seinem Pferd die Sporen. Mit der Geschwindigkeit eines Windstoßes preschte der Hengst durch den steinernen Torbogen Richtung Norden. Als Sacerak sich kurze Zeit später umsah, waren die Silhouetten des Dorfes nicht mehr zu erkennen.
Die Abschiedsworte des Magiers waren knapp gewesen, hatten ihre Wirkung aber nicht verfehlt. Diejenigen, die sie mitangehört hatten, unterhielten sich jetzt lautstark darüber, wer dieser Fremde gewesen war, und was er hier im Dorf gemacht hatte.
Miluf dagegen lehnte an einer Hauswand, die Ruhe in Person. In seiner linken Hand hielt er eine Pfeife. Während er graue Rauchwölkchen ausstieß, blickte er in die Ferne und dachte über Sacerak nach, der mittlerweile aus seinem Blic kfeld entschwunden war. Dieser Mann hatte ohne jeden Zweifel etwas Besonderes an sich; das hatte er bereits nach dem ersten Wortwechsel gespürt. Zweifelsohne ein Mann mit magischen Befähigungen, ein sehr mächtiger Mann, seines jungen Alters ungeachtet; womöglich mächtiger, als es ihm selbst bewusst war.
Instinktiv fühlte Miluf, dass Sacerak ein Mensch war, dem man vertrauen konnte. Doch seine Intuition verriet ihm auch, dass der Magier von einem Schmerz erfüllt war, der ihn zunehmend belastete. Er wird zurückkommen, dachte Miluf voller Überzeugung. Er hat einen Schwur geleistet und er will mehr über mich erfahren.
Kaum merklich zog sich ein Lächeln über sein Gesicht. Er musste sich eingestehen, dass diese Tatsache auf Gegenseitigkeit beruhte. Er zog abermals an seiner Pfeife.
Ja, die Begegnung zwischen ihnen konnte einfach kein Zufall gewesen sein, war sie auch nur von kurzer Dauer. Es war der Wille der Götter.
Sacerak würde für das zukünftige Schic ksal Saranias noch eine entscheidende Rolle spielen, daran gab es für Miluf keinen Zweifel.
Der schneidende Wind ließ Saceraks Umhang flattern. Er spornte sein Pferd zu Höchstleistungen an. Da der Winter vorüber war, wurden die Tage wieder länger, dennoch würde es in absehbarer Zeit dämmern, und bis dahin wollte er so viele Meilen wie möglich hinter sich bringen. Sobald die Dunkelheit hereinbrach, konnte er unter keinen Umständen weiterreiten; die Gefahr, die Orientierung zu verlieren, war zu groß.
Be im Ritt durch eine Ebene, die nur von vertrockneten und abgestorbenen Bäumen gesäumt wurde, und wie ein Friedhof wirkte, kreisten seine Gedanken immer wieder um Miluf und die Akademie, auf die er zielstrebig Kurs hielt. Er war sich darüber im Klaren, dass dieser Ritt durchs Flachland zwei oder drei Stunden in Anspruch nehmen würde. Anschließend lag noch der Nordwald vor ihm – der Ort, an dem er zu nächtigen gedachte -, sowie ein enger Gebirgspass zwischen gewaltigen Felsmassiven, hinter denen sich Alanur verbarg.
Sacerak war es nicht mehr gewohnt, ein genaues Reiseziel vor Augen zu haben. Bevor er der Bruderschaft beigetreten war, in deren Auftrag er jetzt handelte, war er stets wie ein Vagabund durch die Lande gezogen, ohne Heimat, ohne Rast. Er dachte an den magischen Stab, den er unter seinem Mantel trug. Viele andere fähige Magier waren ihm im Duell unterlegen gewesen, und er hatte es immer wieder aufs Neue genossen, seine Macht zu demonstrieren und auszukosten. Doch seit er dem Rat der Magier angehörte und wieder ein Ziel vor Augen hatte, zählten Ruhm und Selbstinszenierung nichts mehr. Für den Augenblick genoss die Reise nach Alanur höchste Priorität. Er musste die Institution so schnell wie möglich aufsuchen, um dort Nachforschungen im Hinblick auf seine Mission
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