Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
standen vereinzelt karge Bäume und ein für diese Jahreszeit ungewöhnlich eisiger Wind ließ ihn frösteln. Es dämmerte.
„Wir rasten hier“, ordnete Jin an und befahl Mundruk, Sacerak und Gifur abermals zu fesseln und zu knebeln. Verbittert gestand Sacerak sich ein, dass sie das wohl oder übel über sich ergehen lassen mussten, da die Söldner Waffen bei sich führten, und sicher nicht zögern würden, ihre Klingen im Ernstfall einzusetzen. Er hätte im Zweifelsfall Magie gebrauchen und seine Gegner damit außer Gefecht setzen können – als Mitglied des Ordens beherrschte er auch diese Art von Zauberei ohne seinen Stab, obgleich dies weniger wirkungsvoll und zudem kräfteraubend war.
D och zunächst wollte er sich einen Überblick über die Lage verschaffen und herausfinden, wo sie sich eigentlich aufhielten.
An einen Baum gelehnt und kaum imstande sich zu rühren, sahen sie mit an, wie die Söldner vor ihren Augen genüsslich speisten. Gifur zuckte merklich, als Jin dessen Edelsteine und die Axt aus einem Bündel hervorholte und sie begutachtete.
Auch Sacerak spürte eine wachsende, fiebrige Erregung in sich aufsteigen. Ohne seinen magischen Stab fü hlte er sich wie ein seelenloses Wesen. Seit er ihn vom Obersten des Rats der Magier erhalten hatte – zum Zeichen, dass man ihn in den Bund der Bruderschaft aufgenommen hatte – hatte er ihn stets bei sich gehabt und nun kam er sich auf eine befremdliche Art und Weise entblößt vor, da er in den letzten Monaten ein Teil von ihm geworden war.
Jin schien nicht entgangen zu sein, dass Saceraks Augen nervös hin- und herhuschten, während er den hölzernen Stab musterte. „Scheint von dir zu sein, das Ding hier, oder?“ Er ließ ihn durch seine Hände gleiten. „Ein seltsames Utensil für einen Edelsteinhändler. Am Ende bist du mir noch ein Magier.“ Er grinste hinterhältig.
Alle Achtung, du bist gar nicht mal so dumm, wie du au sschaust, dachte Sacerak mit einem Anflug von Gereiztheit.
Jin betrachtete seine beiden Gefangenen mit einem forschenden Blick. „ Wisst ihr was? Ich glaube, ihr seid wertvoller, als ich angenommen habe. Womöglich sollte ich-“
Sie erfuhren Jins letzten Gedanken nicht mehr. Ein gelb g efiederter Pfeil hatte sich in seine Brust gebohrt und der Söldner brach im Bruchteil einer Sekunde zusammen und rührte sich nicht mehr.
„ Jin!“ Mundruk keuchte, als sich ein zweiter Pfeil einen Weg in seinen Rücken bahnte; leblos fiel er zu Boden. Gifur schaute Sacerak an, der versuchte, deutlich zu machen, dass auch er keine Ahnung hatte, was hier vor sich ging, und woher die Geschosse gekommen waren. Auf einmal vernahmen sie das Knacken eines Zweiges. Sacerak sah sich unter Mühen um und erkannte einen Mann, der sich mit bedächtigen Schritten näherte. Schulterlanges, verfilztes Haar zierte sein Haupt, die stechenden blauen Augen blickten aufmerksam. Mit seiner dunklen, heruntergekommenen Kleidung fiel er im Dämmerlicht kaum auf. Seinen Langbogen hielt er noch in der Hand und in einem Köcher machte er etwa ein Dutzend Pfeile aus.
Anhand seiner äußeren Erscheinung vermochte Sacerak nicht zu beurteilen, ob es sich um einen Freund oder Feind handelte; er hoffte, dass der Fremde nicht die Absicht hegte, ihnen Leid zuzufügen.
Sacerak s Aufregung legte sich ein wenig, denn der Fremde machte sich jetzt daran, ihre Fesseln mit einem Dolch zu durchtrennen; auch befreite er sie von ihren Knebeln. Sacerak stellte sich und seinen Begleiter vor. Er schilderte so knapp und zurückhaltend wie möglich, wie sie in die Fänge der Söldner geraten waren. Der Mann hörte aufmerksam zu, ehe er seinerseits zum ersten Mal etwas sagte. Seine Stimme klang tief und melodisch. „Ich verstehe. Momentan ist man nirgends sicher. Gestattet mir, dass ich mich vorstelle: Ich bin Thoralf und stamme aus Milifirien. Nachdem das Land Zorano in die Hände gefallen war, floh ich von dort.“ Er schüttelte den Kopf. „Es nicht zu fassen, was dieser verdammte Tyrann aus meiner Heimat gemacht hat.“
Sacerak konnte es ihm nachf ühlen, stammte er doch gleichermaßen aus Milifirien. „Wie kommt es, dass du dich in dieser Einöde aufhältst?“, fragte er.
„Ich habe mich schon vor geraumer Zeit hier in den Bergen niedergelassen. Die Natur bietet a lles, was man zum Leben braucht. Tag für Tag habe ich den Umgang mit meinem Bogen verbessert und seitdem versuche ich, den Verbündeten des dunklen Lords das Leben so schwer wie möglich zu machen. Für
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