Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
Gesichtszüge versteiften sich. „Es betrübt mich zutiefst, aber bedauerlicherweise habe ich fast nur Schlechtes zu verkünden und möchte gleich zur Sache kommen: Agalam existiert nicht mehr. Die Loroks haben es niedergebrannt.“
„Nein!“ Benali r schlug die Hände vors Gesicht. „Das kann nicht wahr sein.“
Erlon schaute finster. „Ich fürchte doch; meine Gefährten und ich haben das Inferno mit eigenen Augen gesehen. Und wir haben den Zwerg namens Gundamôk aus der Gefangenschaft einiger Loroks befreien können.
„Gundamôk? W o ist er und wie geht es ihm?“
„Sei unbesorgt, er hat zwar üble Schnittwu nden davongetragen, wird aber auf jeden Fall durchkommen. Momentan befindet er sich in der Obhut unserer Heiler.“
Benalir atmete auf . Dass der Torwächter noch lebte, war zumindest ein Lichtblick. „Und wie steht es um die übrigen Dorfbewohner?“
„Laut Gundamôks Aussage wurde ihnen kein Leid z ugefügt. Zoranos Truppen waren nur daran interessiert, Agalam zu beseitigen. Glücklicherweise scheinen sie nicht zu wissen, dass du hierhin geflohen bist. Sie sollten Gundamôk in die Alet-Berge zum Verhör bringen, aber sie haben die Rechnung ohne uns gemacht.“
Benalirs Nervosität stieg von Minute zu Minute, denn der Drang, Antworten auf all die Fragen, die ihn beschäftigten, zu erhalten, schnürte ihm beinahe die Kehle zu. Er erinnerte den Elfen an dessen Versprechen, das er ihm in Furks Wirtshaus gegeben hatte, woraufhin dieser resigniert nickte. „Du hast mir bedingungslos vertraut, Benalir, und warst ohne Zweifel Gefahren ausgesetzt. Selbstverständlich hast du ein Anrecht, die ganze Wahrheit zu erfahren. Giano, würdest du uns bitte allein lassen? Falls Benalir möchte, kann er dir nachher erzählen, was ich ihm nun anvertrauen werde. Doch zunächst sollten wir unter vier Augen sprechen.“
Dem Wassermenschen stand die Neugier förmlich ins Gesicht geschrieben, wenngleich er sich Erlons Bitte ohne Widerworte fügte, aufstand und den Raum verließ. Erlon schloss die Tür, legte einige Holzscheite nach und setzte sich anschließend wieder. Scheinbar wusste er nicht so recht, womit er anfangen sollte. Nach einer Weile des Schweigens räusperte er sich. „Meiner Ansicht nach wäre es das Beste, wenn ich etwas weiter ausholte, damit du die Zusammenhänge verstehst. Bist du einverstanden?“
Bena lir bejahte und rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
„Wie du sicherlich weißt, existiert unser Kontinent Sarania scho n seit mehr als tausend Jahren. Von den Anfängen sind selbst uns Elfen nicht mehr als nebulöse Erinnerungen bekannt, obgleich wir das mit Abstand älteste Volk dieser Welt sind und uns tagtäglich mit deren Geschichte befassen. Sicher gehen wir jedoch davon aus, dass Sarania sich vom Anbeginn der Zeit aus den vier Ländern zusammensetzte, die wir heute als Belfang, Sonfalur, Milifirien und Rivur bezeichnen. Seit wir historische Gegebenheiten schriftlich dokumentieren, wurde jedes dieser Länder von einem Monarchen oder einem anderen Verwaltungsoberhaupt geleitet. Für gewöhnlich hatte der entsprechende Herrscher seinen Sitz in der Hauptstadt des jeweiligen Landes. Auch die zahlreichen Rassen von Sarania verteilten sich auf die vier Länder. Die Menschen ließen sich größtenteils in den von ihnen erbauten Städten oder Dörfern nieder; Zwerge und Elfen hingegen zogen ein Leben in Verbundenheit mit der Natur vor. Damals zweifelten nicht wenige daran, ob es ratsam wäre, den Menschen die Vorherrschaft über Sarania zu gestatten, aber dies war ab einem bestimmten Zeitpunkt eh nicht mehr zu vermeiden. Schon bald waren die Menschen das zahlreichste Volk und strebten unaufhörlich nach mehr Macht. Viele der ursprünglichen Gattungen wurden im Laufe der Jahre ausgerottet. Kobolde und Einhörner, um nur zwei Beispiele zu nennen. Auch die Zentauren sind ein aussterbendes Volk, ebenso wie wir Elfen. Lediglich die Zwerge blieben eine nachwuchsstarke Rasse.“
Er hielt einen Moment inne, strich sich über die Augenlider, und fuhr dann fort: „ Zudem begünstigte diese Zeit, in der ungeordnete Verhältnisse überwogen, den Aufstieg der Kreaturen, die wir heute Loroks nennen. Schon vor Jahrhunderten war ihre Lebensweise geprägt durch Kriegstreiberei und erbarmungslose Schlächtereien. Weil die Entwicklung der anderen Völker zunehmend abnahm, vermehrten sich die Loroks unaufhaltsam, bis sie in jedem der vier Länder in hoher Zahl anzutreffen waren. Allerdings besaßen sie nie die
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