Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
sollten wir schnellstmöglich dorthin aufbrechen. Die Macht des dunklen Herrschers nimmt mit jeder Stunde zu.“
Obgleich es schon dämmerte und recht spät war, fühlte Benalir sich hellwach wie selten zuvor. Eine große Erregung hatte ihn ergriffen, und er beabsichtigte, gemeinsam mit Erlon, der ihn begleiten würde, so schnell wie nur irgend möglich zu der geheimnisumwitterten Grotte aufzubrechen, in der er das erste der drei geheiligten Artefakte aufzuspüren hoffte.
Sein Schwert hing an seiner Hüfte, bereit, im Notfall eingesetzt zu werden, auch wenn er nicht wirklich mit einem Angriff im Refugium der Waldelfen rechnete. Aber ich weiß ja nicht, was mich in der Höhle noch alles erwartet. Viel würde er nicht mitnehmen, hatte er beschlossen – außer der Waffe nur den Reisemantel sowie den Dolch, der ihm für mancherlei Zwecke geeignet schien.
Er atme te entschlossen aus und erhob sich. Gerade, als er sich dazu anschickte, das Zimmer, welches er zurzeit mit Giano bewohnte, zu verlassen, trat der Wassermensch ein und ließ sich auf sein Bett fallen; dunkle Ringe zogen sich um seine Augen, die wie Perlen wirkten, denen jeglicher Glanz abhanden gekommen ist. „Ich kann nicht mehr“, stöhnte er. „In fünf Minuten bin ich eingeschlafen, darauf verwette ich mein Schwert. Alana und ich haben uns, nachdem du weggegangen bist, duelliert, als ob es um unser Leben ginge. Wie war dein Gespräch mit Erlon? Und wieso trägst du den Reisemantel, willst du noch mal fort?“
Benalir schilderte ihm rasch, was er mit Erlon besprochen hatte, und dass seine Mission an diesem Abend beginnen würde. Das Ergebnis war, dass Gianos Müdigkeit wie weggeblasen war, und er Benalir aufgeregt darum bat, sich ihm anschließen zu dürfen, was dieser jedoch ablehnte: „Nein, Giano, zum einen bist du todmüde und solltest schlafen, und zum anderen könntest du mich aller Wahrscheinlichkeit nach sowieso nur bis zum Höhleneingang begleiten. Erlon hat angedeutet, dass ich die einzige Person sei, die jene magische Wand, von der die Grotte geschützt wird, durchschreiten könne, weil ich der Auserwählte bin. Seiner Meinung nach haben Riduhel und dessen Gefährten dafür gesorgt, dass nur ausgewählte Leute wie ich ihren Schutz passieren dürfen.
Aber mach dir keine Gedanken , ich hole dieses Artefakt da heraus und bin so schnell wie möglich wieder zurück; wirst schon sehen. Und die verbliebenen Zwei suchen wir dann gemeinsam, Alana, du und ich!“
Giano gab sich einsichtig. „Na schön, aber ich bestehe darauf, dass du mir später alles haargenau berichtest, einverstanden?“
Benalir zwinkerte und wandte sich zur Tür. Er war schon fast über die Schwelle getreten, als Giano ihn noch einmal au fhielt: „Und Benalir - sei vorsichtig.“
Erlon erwartete Benalir vor seiner Hütte. Auch der Waldelf trug eine Waffe, seinen Langbogen und den dazugehörigen Köcher voller weiß gefiederter Pfeile. Ein braungrüner Umhang ließ ihn mit der sie umgebenden Landschaft verschmelzen.
Jetzt, da es so weit war, da die Aufgabe, die mit dem Fall Zoranos enden sollte, ihre Schatten vorauswarf, musste Benalir sich eingestehen, dass ihm unbehaglich zumute war.
Erlon schien nicht das nicht entgangen zu sein, denn er legte ihm sachte eine Hand auf die Schulter. „Du wirst es schaffen, vertrau mir.“ Er warf ihm einen aufmunternden Blick zu und bedeutete Benalir, ihm zu folgen.
Zunächst schl ug der Elf den Pfad ein, der zu dem See führte, an dem Benalir und Alana sich kennen gelernt hatten. Von dort aus marschierten sie tiefer in den Wald hinein; einen klar erkennbaren Weg, an dem sie sich hätten orientieren können, gab es nun nicht mehr, doch Erlon stapfte ohne den Hauch eines Zögerns weiter. Benalir blieb dicht hinter ihm und musste einmal mehr über die schier umwerfende Pracht der Natur staunen. Die Abenddämmerung tauchte die Baumkronen in ein sanftes, rötliches Licht; sie wirkten wie schimmernde Paläste. Der Siofelwald verlieh einem Hort der Harmonie Gestalt. Hier war die Schöpfung noch unangetastet von der Zerstörungswut des dunklen Lords.
Sie überquert en einen Waldbach, der sich wie eine Schlange einen Abhang hinabschlängelte, und Benalir stellte fest, dass sich ihre Umgebung nun zu verändern begann. Zwischen Laub und Baumstämmen tauchten mehr und mehr Felsen auf, die wie das Überbleibsel antiker Ruinen aussahen. Nachdem sie die meiste Zeit des Weges stillschweigend dahergegangen waren, blieb Erlon plötzlich
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