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Sarg-Legenden

Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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um zu erfahren, ob sich darin jemand bewegte. Aber da war nichts. Es blieb so verdammt still.
    Von wem stammte das Blut?
    Von einem Monster, das man darin begraben hatte?
    Er suchte nach einer Möglichkeit, den Sarg zu öffnen. Es war schwer, denn im Holz blinkten die Köpfe einiger Nägel. Die Totenkiste war nicht zu stark vernagelt worden. Durch die andere Kraft saß der Deckel auch nicht mehr so fest. Bill war jetzt froh, sich das Taschenmesser gekauft zu haben.
    Er holte es hervor, klappte es auf und suchte sich eine günstige Stelle aus. Ungefähr in der Mitte zwischen zwei Nägeln setzte er das Messer an. Schweizer Wertarbeit, der Stahl mußte halten, auch bei einer Hebelwirkung.
    Bill hörte das Brechen des alten Holzes. Er sah auch, wie sich der Deckel an einer bestimmten Stelle bewegte, hörte Harrys Atem in der Nähe und drehte den Kopf. Der Fotograf stand neben ihm und hielt die Kamera vor seinem Gesicht. Er wollte von oben nach unten fotografieren und hatte sich den besten Blickwinkel ausgesucht.
    »Schaffst du es?«
    Bill hebelte weiter. Nägel sprangen heraus, aber den Deckel selbst konnte Bill so nicht lösen. Er griff mit den Händen hin und schaffte es, die Finger in den Spalt zu schieben.
    Ein heftiger Ruck. Dann das Knirschen. Weitere Nägel bogen sich krumm oder sprangen aus dem Holz.
    Auf einmal ging alles ganz leicht. Bill wäre beinahe noch nach hinten gefallen. Er fing sich ab, wurde geblendet, als mehrere Male das Blitzlicht aufzuckte, dann endlich war er bereit und warf einen ersten Blick in den Sarg.
    Harry Doyle nahm ihm den Kommentar schon vorweg. »Das glaube ich nicht! Das ist doch verrückt!« Er knipste nicht mehr und hatte sich zur Seite gedreht.
    Bill hatte freie Sicht.
    Er preßte die Lippen zusammen. Er brauchte kein Licht. Der kalte Mondschein, der sich wie eisiges Silber verteilt hatte, reichte ihm aus.
    Im Sarg lag tatsächlich jemand.
    Es war ein Mann. Die Stange hatte nicht nur das Holz des Deckels durchbohrt, sie steckte auch mit ihrem Ende in der Brust des Toten und hatte dort eine große Wunde hinterlassen. Durch die Gewalt des Zustoßens war das Blut durch den zerstörten Deckel bis nach außen gespritzt.
    Der Tote war vollständig bekleidet. Er trug einen dunklen Anzug und ein ehemals weißes Hemd, das nun allerdings mehr rot aussah. Seine Augen standen weit offen. Selbst im Tod malte sich noch ein gewisser Schrecken dort ab. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, wo die Arme dicht an seinem Körper lagen.
    »O verdammt!« flüsterte Doyle. »Ist das ein Kilrain?«
    »Davon können wir ausgehen.«
    »Und was machen wir mit ihm?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Da ist noch was, das ich dir sagen muß, Bill.« Doyle war dicht an den Reporter herangetreten, damit er nicht zu laut reden mußte.
    »Sag schon.«
    »Als ich… ähm… als ich zuschlug, da habe ich was gehört.«
    »Was denn?«
    »Einen Schrei…«
    Bill drehte den Kopf. Er sah Doyle an. Dessen Gesichtszüge wirkten wie gemeißelt. Er bewegte sich nicht mehr. In seinen Augen schimmerte die kalte Furcht.
    »Weiter.«
    »Von mir stammte er nicht.«
    »Von mir auch nicht.«
    »Eben…«
    Jetzt begriff Bill, was Harry damit meinte. »Denkst du, daß der Tote geschrien hat?«
    »Ja.«
    Bill schwieg zunächst. Dann schluckte er. Er strich über sein Gesicht und wußte zunächst nicht, was er Doyle sagen sollte.
    »Der… der… der war nicht tot, Bill«, flüsterte Harry. »Glaube ich einfach nicht.«
    »Das werden wir gleich haben.« Bill nahm die Lampe zu Hilfe und leuchtete die Gestalt vom Kopf bis zu den Füßen an. Besonders der Kopf und damit das Gesicht interessierte ihn. Einige Blutspritzer hatten sich noch auf der blassen Haut verteilt. Bill sah das wirre Haar, das kaum mehr Kontakt mit der Kopfhaut aufwies. Er leuchtete tiefer. Schaute sich die Stirn an. Die Augen mit dem ängstlichen Blick, ließ den Lichtkegel an der Nase entlanggleiten und erreichte den Mund.
    Er stand weit offen.
    Bill interessierten besonders die Zähne. Er hegte den Verdacht, auf einen Vampir getroffen zu sein. Nur bei ihm konnte er sich so etwas vorstellen, wie sie gesehen hatten. Die Zähne waren kaum zu sehen, weil sich die Oberlippe darüber geschoben hatte.
    Doyles Bemerkung lenkte ihn ab. »Ich habe ihn auch nicht genau ins Herz getroffen. Mehr in den Bauch.«
    »Das sehe ich!«
    Bill beugte sich tiefer. Er wollte sich Gewißheit verschaffen, auch wenn er den Toten anfassen und die Oberlippe zur Seite schieben mußte. Er tat es

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