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Sarg-Legenden

Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit der linken Hand. Er sah die Zähne, er sah die beiden Spitzen, und der Alarm schrillte in seinem Innern wie eine Glocke.
    Sofort zuckte Bill in die Höhe. So heftig, daß er Doyle beinahe von den Beinen stieß.
    »He, was ist denn?«
    »Das ist ein Vampir!«
    »Nein!«
    »Doch, doch!« keuchte Bill. Er hatte eine Gänsehaut bekommen und wich noch einen Schritt zurück. »Erst Geister, dann ein Vampir, verdammt, was verbirgt diese Erde denn noch alles?«
    »Kannst du ihn pfählen?«
    Bill winkte ab. »Nicht pfählen. Ich werde ihm eine geweihte Silberkugel ins Herz schießen.«
    »Gut, gut. Das fotografiere ich.« Doyle dachte wieder an seinen Job.
    »Man kann keine Vampire ablichten.«
    »Ich versuche es trotzdem.«
    Harry war nicht zu belehren. Sein Seelenzustand glich einer Fahrt mit der Achterbahn. Mal war er oben, dann wieder unten.
    Bill zog die Beretta.
    Er legte an.
    Im gleichen Augenblick richtete sich der Vampir auf. Es ging so schnell, daß der Reporter und auch Harry Doyle davon überrascht wurden und nichts mehr tun konnten.
    Aber es geschah noch mehr.
    Aus dem alten Boden des Friedhofs drang das silbrige Licht hervor. Es war nicht so, als hätte jemand zahlreiche Scheinwerfer eingeschaltet, aber Bill und sein Kollege befanden sich trotzdem im Zentrum.
    Alles war anders geworden. Der Friedhof hatte sich in einen fremden Ort verwandelt. Ein gleißendes Areal, in dem andere Kräfte die Macht übernommen hatten. Die Helligkeit strahlte von allen Seiten auf die Männer zu. Das andere war zu fühlen, aber nicht zu greifen. Sie konnten sich nicht wehren, obwohl sie merkten, daß auf dem Gelände etwas passierte.
    Was jahrelang in der tiefen Erde gelegen hatte, war nun zum Vorschein gekommen. Bill und Harry mußten eine Grenze überschritten haben. Der Kontakt hielt nicht mehr. Endlich war es den anderen gelungen, in die Freiheit zu gelangen.
    Die schrillen Stimmen der nicht sichtbaren Wesen sägten durch ihre Köpfe. Sie fühlten sich selbst wie weggetragen. Hätte von außen jemand als Zeuge zugeschaut, so hätte er zwar die normalen Körper gesehen, doch verändert. Sie glichen Menschen, die sich inmitten verschiedener Blitzstrahlen aufhielten, die immer wieder auf das Gelände zuhuschten und es in die gleißende Helligkeit tauchten. Schatten in der Helligkeit, die sich zwar bewegten, doch nicht mehr den normalen Regeln folgten, sondern mehr über das Areal hinwegtaumelten. Mit Armen, die mal in die Höhe geschwungen waren und dann wieder nach unten fielen. Sie fanden keinen Ausweg mehr, und oft sah es gefährlich aus, wenn sie in die Nähe des offenen Sargs gerieten, in dem sich der >Tote< aufgesetzt hatte. Mit beiden Händen hielt er die Stange fest, die tief in seinem Leib steckte. Er zerrte sie plötzlich hervor und schleuderte sie wütend weg.
    Bill stolperte in seine Nähe. Er hatte Glück, daß ihn die Klaue nicht zu fassen bekam. Sie griff daneben, und Bill sprang mit einem Reflex über den quergestellten Sarg hinweg.
    Er rannte weiter.
    In seinen Ohren vibrierte es. Das schrille Sägen, die bösen Stimmen, die so hoch klangen, als wollten sie sich überschlagen. Er hörte das andere aus der Geisterwelt und spürte in seinem Kopf die wütenden Stiche, die von einer Seite zur anderen jagten.
    Er preßte seine Hände gegen die Schläfen. Bill fühlte sich erdrückt, und er wollte den verfluchten Friedhof nur so schnell wie möglich verlassen. Die alten Sarg-Legenden waren zu einer tödlichen Wahrheit geworden. Die Stimmen in seinem Kopf schrillten noch immer, und er war jetzt in der Lage, sogar einzelne Worte zu verstehen. Jedes Wort war für ihn schlimm und steigerte die Bedrohung.
    »Blut…!«
    »Fleisch…«
    »Menschenfleisch!«
    Dann wieder das schrille Lachen, das Bill so quälte und dafür sorgte, daß er die Orientierung verlor. Er wußte nicht mehr, wohin er rannte. Einfach geradeaus, dann würde er es irgendwie schaffen, den Friedhof zu verlassen.
    Plötzlich verlor Bill den Boden unter den Füßen. Aber nicht, weil ihn ein Wesen angegriffen hatte, er selbst war über den Zaun gestolpert und wurde nach vorn gewuchtet.
    Es war sein Glück.
    Bill prallte zwar mit dem Bauch zuerst auf, doch die Erde außerhalb des alten Familien-Friedhofs war ebenfalls weich und mit Gras bewachsen, so daß sie seinen Fall dämpfte.
    Er blieb liegen. Er hob nur den Kopf an, zog dann die Beine nach und kroch vor. Sein Blick irrte hinein ins Dunkel. Keine Helligkeit mehr, denn die lag hinter ihm. Er bemerkte

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