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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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hinunter und stach mit der Gabel auf meinen Teller ein.
    »Kennst du zufällig eine Bank namens Plumb und Gaddie hier in der Stadt?«
    »Ich glaube schon.« Seine Nasenspitze näherte sich dem Rand des Krugs, den Blick hatte er starr auf die glatte weiße Oberfläche des unberührten Getränks geheftet.
    »Könntest du mir vielleicht den Weg zeigen?«
    »Aber natürlich, mein Freund – das ist doch das Mindeste, was ich für einen so angenehmen Zeitgenossen wie dich tun kann.«
    »Das ist sehr nett von dir.« Ich schob mir den letzten Bissen des Frühstücks in den Mund, schluckte hinunter und wischte mir den Mund und die Hände mit einer Serviette ab. »Ich muss mich dringend um Geschäfte kümmern, die dort auf ihre Erledigung warten.«
    »In diesem Aufzug wird das aber kaum möglich sein.« John lehnte sich sichtlich zufrieden zurück, nachdem er an der Milch gerochen hatte.
    »Das ist wahr«, räumte ich mit gerunzelter Stirn ein. »Könntest du den alten Washpole vielleicht überzeugen, deine Schulden zu erhöhen und etwas Geld auszugeben, damit wir neue Sachen bekommen? Ich erstatte es dir natürlich, sobald wir auf der Bank sind – ich bin sogar bereit, deine gesamten Schulden zu begleichen.«
    »Daran zweifle ich keine Sekunde lang«, erwiderte John mit einem boshaften Lächeln. »Aber mach dir meinetwegen keine Gedanken – es bleibt sowieso alles an Washpole hängen. Übrigens, wie hat dir denn das spendierte Essen geschmeckt?«
    »Erstklassig«, entgegnete ich. »Und dir?«
    »Die Eier waren ein bisschen labberig, aber man kann nicht alles haben, nicht wahr?« Er stand auf und wandte sich in bester Laune an unseren beleibten Gönner. »Mein allerwertester Mister Washpole!«
    Sobald er sich ein paar Schritte entfernt hatte, kam der Kutscher Winston herein, schüttelte den Kopf und pfiff leise. Er setzte sich zu mir und strahlte mich an.
    »Das hier ist doch Johnnys Tisch, oder?«
    Ich versuchte das Gesicht hinter der Hand zu verbergen, doch Winston schien sich weder an meiner Gegenwart noch an meinem Äußeren zu stören.
    »Ja, richtig. Wir wollten gerade aufbrechen. Er hat übrigens sein Essen nicht angerührt, falls Sie Appetit haben.«
    »Aber gern. Danke. Sind Sie ein Freund von ihm?«
    Er schien mich nicht zu erkennen, und ich wollte schon aufstehen und es dabei belassen, ehe er sich an meine Stimme erinnerte, doch in diesem Augenblick erschien ein neuer Gast im Eingang – ein großer Mann, der einen langen dunklen Mantel trug. Der Kopf war von dünnen Haaren eingerahmt. Augenblicklich erkannte ich den Vampir Schwarz vom Friedhof. Ich fiel sogleich auf meinen Sitz zurück, riss Winston den Bierkrug aus der Hand und hob ihn, um damit das Gesicht zu verdecken.
    »Könnte ich den haben, wenn Sie fertig sind?«, fragte Winston freundlich.
    »Ich … ja, sicher. Nein. Ich verstecke mich. Trinken Sie Milch.«
    »Sie verstecken sich?« Er wandte sich zu der Gestalt an der Tür um, nickte weise und beugte sich vertraulich zu mir herüber. »Ist er nicht hässlich? Der hässlichste Mann, den ich je gesehen habe. Frederick Whithers heißt er. Ich habe ihn letzte Nacht von Bath hierher kutschiert.«
    Beinahe hätte ich den Bierkrug fallen gelassen.
    »Das ist nicht Frederick Whithers! Was reden Sie da?«
    »Ich hab ihn mit eigenen Augen aus der Kutsche steigen sehen. Ich dachte, er und Johnny seien schon weg. Sie können mir glauben, dass mir leicht mulmig wurde, als auf einmal wieder jemand eingestiegen ist, aber als ich sein Gesicht sah, wurde mir klar, dass es Mister Whithers sein musste, so hager und farblos, wie er war. Hässlich wie die Sünde, wie er mir selbst letzte Nacht sagte. Anscheinend hatte er etwas vergessen und kehrte zurück, um es zu holen.« Er nahm den Krug mit der Milch und schenkte sich einen Becher voll.
    »Nein«, flüsterte ich aufgeregt, »das ist ein Vampir!«
    »Ein Vampir?«, fragte Winston laut und ließ fast den Krug fallen.
    »Still!«, drängte ich ihn.
    Eine weitere Gestalt trat ein, während die erste durch die Gaststube wanderte. Ich nahm den Milchkrug, um auch die andere Seite des Gesichts zu verdecken.
    »Nun ist es aber gut«, sagte Winston. »Sie können doch nicht beides haben. Geben Sie mir was ab, ja?«
    »Ich habe das Geld, Frederick«, sagte John hinter mir und klopfte mir auf die Schulter.
    »Frederick ist ein Vampir.« Winston ließ seinen Becher stehen und nahm den von John.
    »Wirklich?«, fragte John ungläubig.
    »Natürlich nicht«, widersprach ich. »Setz

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