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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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dich!«
    John nahm Platz, und Winston genehmigte sich einen herzhaften Bissen Würstchen und Ei.
    »Mbehr Bmampir impha drühm«, nuschelte er mit vollem Mund und nickte in die Richtung der dunklen Gestalt, die den Pub absuchte.
    »Wir müssen gehen«, drängte ich leise und blickte John an, so gut es zwischen zwei Krügen möglich war.
    »Lassen Sie wenigstens das Bier da«, verlangte Winston, nachdem er hinuntergeschluckt hatte. »Ich bin die ganze Nacht gefahren, Johnny kann’s bestätigen.«
    »Das weiß er selbst so gut wie ich«, erwiderte John. »Er war ja bei uns.«
    »Wirklich?«
    Ich nickte.
    »Wenn Sie Frederick sind …«, begann er verwirrt. »Das bedeutet doch, dass …« Die Verwirrung wich der Überraschung, als ihm etwas einfiel. Er riss vor Schreck den Mund auf. »Dann sind Sie ein Vampir?«
    »Natürlich bin ich kein Vampir, Sie Trottel!. Er ist es.« Ich deutete auf Schwarz, und nun blieb mir der Mund offen stehen, weil just in diesem Augenblick ein weiterer Vampir hereinkam. »Ich meine, sie … jetzt sind sie alle fünf hier.« Ich versteckte mich weiter zwischen den Krügen, während die Vampire ausschwärmten und langsam im Pub herumgingen, um sich alle Gäste genau anzusehen. Unvermittelt stand ich auf und eilte zur Tür, wobei ich mir beharrlich die Krüge vor das Gesicht hielt und den Kopf hin und her drehte, damit mich niemand genau sehen konnte. John folgte mir sogleich, Winston kam dicht hinter ihm und verlangte unablässig sein Bier. Als ich die Tür erreicht hatte, holte Winston mich ein und packte den Krug. Er rang mit mir, um ihn mir wegzunehmen, worauf ich bestialisch knurrte. Ich wollte nicht sprechen, denn einer der Vampire stand nur zwei Tische entfernt. Er hätte mich an der Stimme erkannt. Trotz meines Widerstands trug Winston den Sieg davon und riss mir den einen Krug so heftig aus der Hand, dass ich den zweiten fallen ließ. Aufgebracht und voller Missmut knurrte ich.
    Es wurde still im Pub, alle Blicke richteten sich auf mich. Noch einmal grunzte ich, zumal ich mich plötzlich wie ein gehetztes Tier fühlte, das die Jäger gestellt haben. Ich zog die zerlumpte Decke enger um mich, bückte mich und machte mich zur Flucht bereit.
    »Kannst du dich etwa auch in einen Wolf verwandeln?«, rief der Vampir, der mir am nächsten stand. »Oh, das ist aber gemein!«
    »Was meint er damit?«, fragte John.
    »Lauft!«, flüsterte ich und rannte zur Tür hinaus. Die Vampire fielen auf die Knie. »Erhabener, Erhabener!«, riefen sie, doch sie hatten die Tür noch nicht erreicht, da waren wir schon um die Ecke gebogen und verschwanden in der Stadt.
    Zwei Stunden später standen wir vor Plumb & Gaddie Banking Associates und machten in unserer neuen Kleidung eine ausnehmend gute Figur. John zupfte gelegentlich an seinem Hemd herum – der gestärkte hohe Kragen war ihm sichtlich unbequem. Doch jedes Mal, wenn er die Hand hob, um den steifen Stoff zurechtzurücken, kitzelte ihn der Rüschenärmel an der Nase, und er ließ die Hand sinken. Dabei kräuselte er die Oberlippe wie ein Kaninchen, das Unheil wittert. Wir trugen elegante Zylinder, was unsere Anzüge vervollständigte und in Johns Fall half, seine ungeschnittene Mähne zu verbergen.
    Noch wichtiger – wir hatten sogar eine Gelegenheit gefunden, uns zu waschen. Im Hinterzimmer des Schneiders hatten wir eine Pumpe benutzen können, die sehr kaltes Wasser gespendet hatte. Auf diese Weise erfrischt und bereit, den Tag in Angriff zu nehmen, vergaß ichfast alle meine Sorgen und betrat die Bank. John folgte mir ein wenig geistesabwesend.
    Das Foyer entpuppte sich als außerordentlich schäbiger Flur mit einer großen Holzbank auf der einen und der in vergoldeten Lettern ausgeführten Inschrift PLUMB GADDIE auf der anderen Seite. Wir saßen direkt unter der Inschrift, und so füllten die Buchstaben UMBGA mein ganzes Gesichtsfeld aus. Ein schmächtiger Sekretär, dessen Haar so eng am Kopf klebte, als hätte man ihn in einen Eimer getaucht, erfragte unsere Namen und murmelte etwas Belangloses, ehe er hinter einer mächtigen Holztür verschwand.
    »Die Umgebung gefällt mir nicht«, murrte John, der schon wieder nach dem Kragen tastete. »Und ich glaube, ich gefalle ihr auch nicht.«
    »Warum nicht? UMBGA klingt doch ganz freundlich.«
    »Du hast UMBGA ? Ich habe nur DIE , und ich finde es äußerst beunruhigend, wenn einem eine Wand sagt, man solle sterben. Da ich nicht einmal weiß, wie eine Wand eine solche Drohung in die Tat umsetzen

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