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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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auch«, erklärte John.
    »… würde ich mich gern nach dem Erbe erkundigen. Wissen Sie zufällig, wo das Mädchen wohnt? Wir möchten sie gern an den Vorbereitungen für die Bestattung beteiligen, sofern sich herausstellt, dass sie tatsächlich die Erbin von Mister Beards Vermögen ist.«
    »Glauben Sie etwa, sie lügt?«, fragte Mister Gaddie.
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte ich. »Ich kann Menschen schlecht einschätzen.«
    »Da wir vom Beerdigungsinstitut kommen, haben wir keine große Erfahrung mit noch nicht dahingeschiedenen Menschen«, sprang mir John bei.
    »Nun«, sagte Mister Gaddie, »es scheint mir angemessen, die Schwester bei den Vorkehrungen für das Begräbnis hinzuzuziehen, aber ich weiß nicht, wo sie sich aufhält. Fragen Sie meinen Neffen Percy. Er erledigt den größten Teil der Verwaltungsarbeit für Beard.«
    »Danke«, sagte ich und stand auf. Vor meinem inneren Auge zeichnete sich bereits ein neuer Plan ab. »Wir verabschieden uns hiermit. Es war sehr freundlich von Ihnen, uns zu empfangen. Falls Sie der jungen Dame begegnen, Mister Gaddie, richten Sie ihr doch bitte aus, dass wir sie suchen. Beerdigungen sind heikle Angelegenheiten, und wir besprechen sie vorher, wann immer möglich, gern persönlich mit den Hinterbliebenen.«
    »Wir nehmen unsere Aufgabe sehr ernst«, fügte John hinzu.
    »Ich lasse kein Wort verlauten«, versicherte uns Mister Gaddie. »Wenn ich Sie jetzt bitten dürfte? Ich habe wirklich viel zu tun. Guten Tag.«

London · Vormittag
    Erbost und mit gesenktem Kopf vor mich hin brütend marschierte ich aus der Bank hinaus. Verrat! Ich konnte es kaum glauben. Natürlich hatte Gwen von meinem angeblichen Tod gehört, aber hätte sie nicht etwas länger warten und die Trauerzeit einhalten können, ehe sie mir mein Vermögen stahl? Ich trampelte über die schmutzige Pflasterstraße, starrte die Passanten böse an und blieb schließlich im Schatten eines aus Stein erbauten alten Pubs stehen, um weiter nachzugrübeln.
    »Na, so was, Oliver Beard«, sagte John, »du hast mir noch gar nicht verraten, dass du eine Schwester hast.« Er hatte den hohen Kragen geöffnet, darunter kam ein großer Teil des Halses zum Vorschein.
    »Ich bin nicht Oliver Beard, sondern Frederick.«
    »Ah, richtig, der Vampir.«
    »Ich bin auch kein Vampir! Ich bin ein entflohener Sträfling.«
    Eine alte Frau, die gerade vorbeiging, blieb unvermittelt stehen und gaffte mich an. Ich schnitt eine böse Grimasse, und sie humpelte weiter.
    »Es ist doch gar nichts dabei, ein Vampir zu sein«, beruhigte mich John.
    »Man hat mich gerade um neunzigtausend Pfund betrogen, und du redest bloß davon, dass ich wohl doch ein Vampir sei, was aber keinesfalls zutrifft.«
    »Etwas Besseres kann einem doch gar nicht widerfahren!«, rief er, ohne auf meine Einwände zu achten. »Die Angst, der Schrecken, die dunkle Kleidung! Du könntest den Vampirberuf in ein ganz neues Licht rücken. Stell ihn attraktiver dar – und vor allem romantischer.«
    »Was redest du da?«
    »Das einsame Leben des Vampirs! Tagsüber kannst du nicht hinaus, weil du im Licht vergehst. Freunde hast du auch nicht, weil du deren Blut saugst …«
    »Bisher habe ich dein Blut noch nicht gesaugt, du Trottel, und um Himmels willen, es ist fast Mittag! Die Sonne scheint auf mich herab, und es geht mir gut. Da, siehst du?« Ich nahm den Hut ab. »Keine Auflösung.«
    »Wir sind hier in London, Frederick. Das bisschen Sonnenlicht, das den Rauch durchdringt, reicht nicht einmal aus, einen Vampir zu erwärmen, geschweige denn, ihn zu vernichten.«
    »Warum kannst du nicht einfach die Tatsache hinnehmen, dass ich gar keiner bin?«, gab ich zurück. »Ich habe keine Reißzähne, ich kann mich in keine Fledermaus verwandeln, und ich kann ganz bestimmt niemanden gedanklich steuern oder was Vampire sonst angeblich noch tun.«
    »Übung macht den Meister, da bin ich ganz sicher«, versicherte mir John.
    »Aber … ach, gleichgültig.«
    »Was ist denn los?«
    »Nichts«, sagte ich. »Lass uns einfach gehen.«
    »Gut«, stimmte John lächelnd zu. »Und wohin gehen wir?«
    »Meine Schwester suchen.«
    »Fein.« Er rückte sich das Hemd zurecht und versuchte vergeblich, sein Haar in Ordnung zu bringen. »Das wird spannend.«
    »Erst jetzt? Wo warst du eigentlich die ganze Zeit?«
    »Warum glaubst du, sie habe dich betrogen?«, wollte John wissen.
    »Sie will sich die neunzigtausend Pfund unter den Nagel reißen, die sonst niemand als Erbe beansprucht«,

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