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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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weit?«
    »Nicht für einen Vampir. Ihr schwärmt doch des Nachts aus, oder?«
    »Ich will mich nicht weiter mit dir darüber streiten«, erwiderte ich. »Es ist ermüdend.«
    »Sehr gut!«, rief John fröhlich und schnappte sich ein Stück Fisch vom Teller. »Ich hasse Streitigkeiten. Wenn wir den ganzen Tag damit verbringen wollen, im Pub zu sitzen und Fisch zu essen, fallen mir nur zwei angenehme Möglichkeiten ein, uns die Zeit zu vertreiben, aber das Streiten gehört gewiss nicht dazu.« Er biss herzhaft in den Fisch und stopfte sich fast die Hälfte davon auf einmal in den Mund.
    »Ich dachte, du isst nicht?«
    »Hmmpfffff«, machte er und schaffte es, völlig harmlos dreinzuschauen, obwohl er vor Fisch und Panade kaum den Mund schließen konnte.
    »Was ist denn aus der Vorfreude und dem ganzen Gefasel geworden, mit dem du mir heute Morgen zugesetzt hast?«
    »Die beiden Beschäftigungen, denen ich mich gern widmen würde«, erklärte John, sobald er gekaut und hinuntergeschluckthatte, »hängen sogar eng miteinander zusammen. Die erste: hier zu sitzen. Die zweite: dabei zu reimen.«
    »Das tust du doch immer, ganz gleich, wo wir sind.«
    »Der Fisch schmeckt köstlich, ist wohl ein Stint.«
    »Nun fang nicht wieder damit an!«
    »Ich kann nicht anders, guter Mann.«
    Ich blickte aus dem Fenster und betrachtete die Bank auf der anderen Straßenseite.
    »Wenn du zwischen den Reimen Gelegenheit dazu findest, könntest du vielleicht etwas schneller essen«, schlug ich vor. »Da drüben neben der Bank gibt es eine Gasse. Möglicherweise kommt unser Percy gar nicht zur Vordertür heraus, wenn er Feierabend hat. Um beide Türen im Auge zu behalten, sollten wir in der Gasse warten.«
    »Mein Freund verlangt’s, so lass ich denn beim Essen Eile walten.«
    Ich wandte mich an ihn. »Hast du jetzt nicht geschummelt?«
    »Geschummelt?«
    »Du hast gerade über mich, aber nicht mehr mit mir gesprochen.«
    »Es ließ sich nicht vermeiden, sonst hätte das Versmaß nicht gestimmt.«
    »Das meine ich doch. Wenn du die Worte verdrehen musst, damit es passt, ist es kein guter Reim.«
    »Aber natürlich ist es ein guter Reim – behalten, walten, was ist daran nicht gut?«
    »Der Zusammenhang stimmt nicht. Erst sprichst du mich an, dann wechselst du den Standpunkt, damit es sich reimt. Das nenne ich schummeln.«
    »Ich musste aber über dich oder Percy sprechen, und er hat mich nicht gebeten, schnell zu essen.«
    »Es musste ja auch nicht walten sein. Auch veranstalten bot sich an. Wir müssen die Tür im Auge behalten, um zu sehen, was sie dort veranstalten. «
    »Findet da drüben eine Veranstaltung statt? Davon sieht man aber nichts, weil die Tür geschlossen ist. Es reimt sich zwar, aber es ist sinnlos.«
    »Ich meine, was er veranstaltet, wenn er aus der Tür herauskommt, und wir wissen nicht einmal, welche er nimmt.«
    »Wird er nicht einfach die nächstgelegene benutzen?« John lehnte sich zurück und deutete auf die Tür des Crown and Anchor . »Wenn wir gehen«, sagte er, »dann benutzen wir wohl jene Tür dort, aber das heißt noch lange nicht, dass hier eine Veranstaltung stattfindet. Es ist einfach nur der einzige Ausgang.«
    »Zugegeben – veranstalten ist nicht der beste Reim. Immerhin bist du der Dichter …«
    »Warte!«, flüsterte John plötzlich und beugte sich vor. »Dreh dich nicht um.«
    »Das hatte ich auch nicht vor.«
    »Ich wollte damit sagen, dass uns ein Mann beobachtet, also dreh dich nicht zu ihm um.«
    »Uns beobachtet jemand?«
    »Er ist kurz nach uns hereingekommen und hat sich hinter dir in die Ecke gesetzt. Seitdem starrt er zu uns herüber.«
    »Ist er nahe genug, um zu lauschen?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Ein Glück. Wie sieht er aus? Ist er ein Wachtmeister?«
    »Nicht dass ich wüsste, aber du bist ein Sträfling.«
    »Hm.« Ich sah mich im Pub um, ohne dabei den Kopf zu wenden. Auf den ersten Blick war nichts Verdächtiges zu entdecken, aber andererseits wusste ich auch nicht recht, was es zu entdecken geben sollte, da der fragliche Mann für mich unerreichbar hinter mir saß. »Isst er etwas?«
    »Ein kleines Gebäckstück mit Zimt, würde ich sagen. Auf jeden Fall süß. Ich erkenne den Zuckerguss.«
    »Danke, aber die genaue Art des Gebäcks spielt in diesem Fall keine Rolle.«
    »Warum hast du dann gefragt?«
    »Weiß ich auch nicht. Sieht er immer noch herüber, obwohl wir kein lautes, geistloses Gespräch mehr führen?«
    »Das tut er. Ich glaube sogar, er weiß mittlerweile,

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