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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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und frag mich nicht, wie man es überhaupt entdecken konnte, nachdem ich doch alles vernichtet hatte –, dann hätte man nie irgendeine Täuschung vermutet. Ich garantiere dir, Harrys Erbe ist greifbar nahe und wartet darauf, dass wir es antreten. Ich muss nur schnell hier heraus.«
    »Wie lange wird das Erbe denn verfügbar gehalten?«
    »Nicht lange – höchstens ein paar Tage. Ein Nachlass wie dieser fällt vollständig an die Krone, sofern niemand Anspruch darauf erhebt.«
    Gwen dachte kurz nach, dann erwiderte sie meinen Blick. »Ich denke mir etwas aus. Du wartest hier, und ich finde eine Möglichkeit, dich herauszuholen.« Sie spähte den Flur entlang. »Die Wachtmeister kommen zurück, ich muss gehen.« Sie entfernte sich einen Schritt. »Bleib stark.« Dann eilte sie über den Gang.
    »Verdammt auch«, murmelte ich und trat ebenfalls vom Gitter zurück. »Das schafft sie nicht mehr rechtzeitig.«
    »Bitte, Sir.« Der Zigeuner lächelte verzweifelt. »Die Tür ist versperrt, die Leiche lässt sich nicht bewegen, undich werde allmählich unruhig. Mir scheint, ich bekomme einen Husten.«
    »So hat jeder sein Päckchen zu tragen«, antwortete ich. »Ich bin drauf und dran, neunzigtausend Pfund zu verlieren.«
    Der Totengräber würgte vor Schreck. »Neunzigtausend?«, fragte er nach, als er sich wieder erholt hatte. »Ist das Ihr Ernst?«
    »Mein völliger Ernst«, bestätigte ich. »Neunzigtausend Pfund sind im Handumdrehen verloren, wenn ich nicht aus diesem …« Da fiel mein Blick auf den Sarg in der Ecke. Ich sprang zu dem Totengräber hinüber, kniete vor ihm nieder und umfasste seine Schultern. »Wie heißen Sie?«
    »Gustav«, erwiderte er mit weit aufgerissenen Augen.
    »Ich heiße Frederick«, flüsterte ich. »Freut mich, Sie kennenzulernen. Nun sagen Sie, Gustav, und antworten Sie schnell, weil wir nicht mehr viel Zeit haben, ehe die Wachtmeister zurückkehren. Wollen Sie sich einen Teil von dem Geld verdienen?«
    »Von welchem Geld?«
    »Von den neunzigtausend Pfund, über die wir gerade gesprochen haben.«
    »Haben Sie es hier?«
    »Ich habe es draußen. Ich muss entkommen und nach London reisen. Dafür gebe ich Ihnen … was wäre angemessen? Hundert Pfund? Oder zweihundert?«
    »Zweihundert Pfund, Sir? So viel verdiene ich in fünfzig Jahren nicht.«
    »Sie können es in einer halben Stunde verdienen, Gustav. Sie müssen mich nur in den Sarg stecken und den Wachtmeistern erzählen, ich sei tot.«
    »Tot?«
    »Tot. Gestorben an der Schwindsucht, die ich mir durch die Nähe zum Blutigen Toby Tichborne, Gott hab ihn selig, zugezogen habe. Die meisten wundern sich sowieso, dass ich noch lebe. Man wird es Ihnen sofort glauben und heilfroh sein, mich loszuwerden. Drei schreckliche Fälle lösen sich auf einen Schlag. Werden Sie es tun?«
    »Ich muss Sie … einfach nur in den Sarg stecken?«
    »Und den Sarg selbstverständlich aus dem Gefängnis tragen. Ich warte im Sarg, während Sie mir Kleidung zum Wechseln besorgen und eine Kutsche nach London bestellen. Wenn es niemand beobachtet, lassen Sie mich heraus, nageln den Sarg wieder zu und begraben die leere Kiste. Einverstanden?«
    »Das hieße aber, einen guten Sarg zu verschwenden …«
    »Ich glaube, wenn Sie zweihundert Pfund bekommen, verschmerzen Sie das leicht.«
    »Aber ich …«
    »Da kommen sie!«, flüsterte ich und drängte mich an Gustav vorbei zum Sarg. Ich stieg hinein, schloss die Augen und wartete.
    Und wartete.
    »Da kommt niemand, Federico«, flüsterte Gustav.
    Ich öffnete ein Auge und spähte hinaus. »Sie haben recht. Gwen hat die Wachtmeister offenbar abgelenkt. Nun denn, so haben Sie genug Zeit, den Deckel zuzunageln.«
    »Aber, Federico …«
    »Zweihundert Pfund, Gustav. Vergessen Sie das nicht, und holen Sie mich anschließend wieder heraus.«
    Gustav sah sich gehetzt um, nahm den Deckel und legte ihn über den Sarg. Gleich darauf hörte ich lautes Hämmern, als er den Deckel zunagelte.
    »Warten Sie, warten Sie!«, rief jemand. Es war Hauptwachtmeister Barrow. »Sie dummer Zigeuner, Sie haben den Falschen eingesargt!«
    »Aber Sir«, erwiderte Gustav langsam, »er … er ist doch tot.«
    »Tot?«
    »Tot. Er ist gerade eben gestorben. Die Schwindsucht, glaube ich. Genau wie der andere.«
    Der Wachtmeister gab ein seltsames Geräusch von sich, und ich hörte, wie er einen Schritt zurückwich. »Das breitet sich ja schneller aus, als wir befürchtet haben. Dann … dann bringen Sie die Leichen nur schnell weg. Hinaus,

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