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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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was Ihnen widerfahren mag, wenn Sie den Schlüssel benutzen …«
    In diesem Moment stolperte Percy, der immer noch vor Schmerzen japste, gegen mich und stürzte durch die Tür ins Haus. John hatte ihn gestoßen und schob den Sarg hinterher.
    »Der Kerl auf der anderen Seite schielt durch den Vorhang so merkwürdig herüber«, erklärte John. »Lasst uns von der Straße verschwinden!«
    Ich half ihm, den Sarg nach drinnen zu schieben. Allerdings mussten wir ihn an einem Ende anheben, um ihn in den Flur zu befördern und die Tür zu schließen. Percy ging, um sich am Eiskasten zu bedienen. John schüttelte die Haare frei und verbeugte sich vor Gwen. Unsicher lächelnd stand sie da, doch John schwieg.
    »Ich heiße Sie im Heim meines Bruders willkommen«, sagte sie und knickste.
    »Wären Sie nicht da, dann wäre ihm viel weggenommen«, entgegnete John.
    Gwen runzelte die Stirn, als sei sie nicht sicher, ob sie ihn recht verstanden hatte. Ich seufzte und stellte die beiden einander vor.
    »John, das ist Gwendolyn Gaddie.«
    »Ja … nun, wir sind ja auch verwandt«, antwortete sie verwirrt.
    »Bruder und Schwester, immer Hand in Hand.«
    Gwen betrachtete John lächelnd, richtete die Frage aber an mich.
    »Freddy, was ist hier los?«
    »Wir sollten uns setzen, das wäre famos«, schlug John vor.
    Ich seufzte. »Gwen, das ist John Keats. Dürfen wir vielleicht ganz hereinkommen?«, fragte ich. »Es ist eine sehr lange Geschichte, die wir einander erzählen müssen, und ich möchte dies nicht neben einem hochkant eingeklemmten Sarg tun.«
    »Natürlich.« Gwendolyn machte kehrt, entfernte sich einige Schritte und wandte sich wieder um. Sie deutete auf den Sarg. »Ist das …«
    »Nein«, antwortete ich. »Der gehört mir nicht.«
    »Dann bist du gar nicht tot?«
    »Genau genommen nicht«, erklärte John. »Er ist ein Vampir – also untot.«
    Ich verdrehte die Augen. »Gwen, ich sagte ja schon, es ist eine sehr lange Geschichte.«
    Gwen führte uns ins Wohnzimmer und eilte davon, um sich etwas schicklicher anzukleiden. Percy kehrte zurück. Er hatte ein Stück Eis in ein Handtuch gewickelt und presste es auf die pochende Hand. »Haben Sie es ihr schon erklärt?«
    »Ich wollte ihr einen kurzen Überblick geben und dann hören, was sie für die Wahrheit hält.«
    »Welche Wahrheit gibt es da zu hören, die du nicht schon kennst?« Gwen war zurückgekehrt und ließ sich auf einem großen Schaukelstuhl nieder. »Ich habe erfahren, dass du im Gefängnis gestorben bist, und sah mich deshalb gezwungen, das Geld für mich selbst zu beanspruchen. So viel hast du inzwischen gewiss herausgefunden, und du hättest ganz bestimmt das Gleiche getan, wenn ich im Gefängnis gestorben wäre.«
    »Aber wie konntest du schon vor drei Wochen wissen, dass ich sterben oder im Gefängnis landen würde?«
    »Vor drei Wochen?«
    »Percy hat mir von den Papieren erzählt, die er aufgesetzt hat – und von meiner Fälschung, die du in der Bank deines Vaters deponiert hast.«
    Gwendolyn schoss einen giftigen Blick auf Percy ab, der sofort den Kopf einzog.
    »Es … es ist nicht so, wie es scheint«, stotterte Gwendolyn verlegen. »Mir ist klar, dass es so aussieht, als hätte ich eine Intrige gegen dich gesponnen, aber …«
    »Sie lesen den neuen Roman der Lady!«, rief John, der am Ende des Tischs ein Buch entdeckt hatte. Er griff danach. »Wüsste ich doch nur ihren richtigen Namen! Aber ich nehme an, Frauen müssen wohl ein Pseudonym wählen, wenn sie einen Roman veröffentlichen wollen. Wie heißt der hier? Emma. Ist er gut?«
    »Oh, er ist wundervoll.« Gwens Augen wurden weich, und sie lächelte sogar. »Der beste bisher. Kennen Sie auch ihre anderen Werke? Sie sind so schön, ich kann gar nicht genug davon bekommen. Mansfield Park habe ich schon viermal gelesen.«
    »Mir sagen sie nicht sonderlich zu.« John blätterte den Band mit größerer Aufmerksamkeit durch, als seine Bemerkung verriet. »Ihre Geschichten haben etwas Blutleeres. Sehr einfach und hübsch, aber … es gibt keine Verzweiflung, kein Entsetzen.«
    »Da muss ich widersprechen«, protestierte Gwen. »Was gibt es Schlimmeres, als den reichen Mann zu verlieren, den man liebt?«
    »Langsam an einer tödlichen Krankheit sterben«, erklärte John begeistert. »Ich war ganz aufgeregt, als Jane Bennet eine schreckliche Erkältung bekam, aber dann genas sie wieder, und es ist nichts Bemerkenswertes mehr geschehen.«
    »Unfug. Sie musste im Haus eines Herrn bleiben, er sorgte für

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