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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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stand«, stöhnte Percy mit aschfahlem Gesicht.
    »Dann wollen wir hoffen, dass der Magen des Ghuls unserem Harry auch nicht standgehalten hat.«
    »Ich finde dieses Gespräch wirklich unerträglich.« Percy ließ den Sarg los. »Ich will nichts mehr mit der ganzen Sache zu tun haben.«
    John und ich strauchelten fast, als das Gewicht schlagartig zunahm, und hätten beinahe die Kiste fallen gelassen. Inzwischen waren die Straßen glücklicherweise menschenleer, und bisher hatte sich auch unser geheimnisvoller Verfolger nicht mehr blicken lassen. Als John und ich den Sarg wieder ins Gleichgewicht gebracht hatten, stellten wir ihn keuchend ab und ließen uns auf dem Deckel nieder, um ein wenig auszuruhen.
    »Wie weit ist es noch bis zu Ihrem Haus, Percy?«
    »Nicht mehr weit. Aber ich sage es Ihnen – ich will das Ding nicht daheim haben!«
    »Sollen wir den Sarg lieber auf der Vordertreppe abstellen, damit die Nachbarn ihn sehen?«, fragte ich.
    »Er bleibt sowieso nicht lange bei Ihnen«, beruhigte John ihn. »Wir nehmen ihn mit nach Bath, da wir den Toten sonst nicht nach London transportieren können.«
    »Na schön.« Percy rang die Hände. »Lassen Sie ihn über Nacht bei mir stehen, aber morgen früh verschwindet er – und Sie auch.«
    »Also los«, sagte ich. »Allerdings schlage ich vor, endlich die Erde auszukippen. Sie ist schwer, und es wäre doch sinnlos, sie weiter mit herumzuschleppen.«
    »Der Fluss ist nicht weit«, erklärte John. »Dort lässt sich die Erde beseitigen, ohne auf der Straße verdächtige Spuren zu hinterlassen.«
    »Ein guter Plan.«
    Wir wuchteten uns den Sarg wieder auf die Schultern und trugen ihn die Straße hinunter bis zum Flussufer, doch als wir gerade dabei waren, den Deckel abzuheben,hörten wir hinter uns Schritte, und ein Wachtmeister ging vorbei. Ich verbarg sofort mein Gesicht.
    »Was ist das?«, fragte der Polizist.
    »Ein Sarg«, antwortete Percy mit klappernden Zähnen.
    »Wir ruhen uns nur aus.« John lächelte wie immer. »Es ist doch eine arge Plackerei, so ein Ding herumzuschleppen. Ach, hätte ich doch die Schule besucht, wie Mum es immer verlangt hat, dann ginge ich heute einer anständigen Arbeit nach.«
    »Warum öffnen Sie ihn denn?«
    »Wir öffnen ihn gar nicht«, widersprach John. »Ich habe ihn jedenfalls nicht geöffnet.«
    »Ich auch nicht«, murmelte ich. »Haben Sie ihn geöffnet, Percy?«
    »Warum sollte ich einen Sarg öffnen?«, rief er über die Maßen entsetzt.
    »Tja«, sagte John zu dem Wachtmeister, »da haben Sie es. Wir gehen dann mal weiter.«
    Wir hoben den Sarg wieder hoch und stolperten weiter. Verstohlen sahen wir uns um, ob der Wachtmeister uns folgte. Er beobachtete uns, bis wir hinter der Ecke verschwanden, machte aber keinen Versuch, uns aufzuhalten.
    »Hier entlang«, sagte Percy. »Ich wohne gleich dort drüben.«
    Percys Haus war gar kein Haus, sondern eine recht kleine Wohnung in einer ruhigen Seitenstraße, die nur trübe von Laternen erhellt wurde. Wir schritten, so schnell wir konnten, und so unauffällig, wie es mit einem Sarg auf den Schultern möglich ist, die Straße entlang. Percy klingelte.
    »Haben Sie keinen Schlüssel?«
    »Klingeln ist einfacher – ich muss doch den Sarg halten. Gwen wird öffnen.«
    »Gwen ist hier?«, fragte ich fassungslos, doch es war schon zu spät. Drinnen waren Schritte zu hören, dann klapperte der Riegel, und die Tür schwang auf. Mit einem Nachthemd bekleidet, stand Gwendolyn im Licht der Laterne unter dem Vordach, das blonde Haar bereits gelöst und lächelnd.
    »Percy!« Dann wich das Lächeln einem Ausdruck von Verwirrung, als sie den Sarg sah, und schließlich nacktem Entsetzen, als sie mich erkannte. »Frederick!« Sie wollte die Tür zuwerfen, doch inzwischen schoben wir uns schon weiter, und so klemmte sie lediglich Percys Finger im Türrahmen ein.
    »Au!«, schrie er, zog die Hand heraus und wich zurück. Dabei rempelte er John an. Der Sarg fiel mit lautem Gepolter auf den Boden. Percy drängte zur Tür und stieß sich die Nase an, weil Gwendolyn sie von innen schon wieder zuschlagen wollte. Ich flankte über die Länge des Sargs hinweg und kam auf der Türschwelle taumelnd zum Stehen. Gwendolyns Gesicht war kaum mehr als einen halben Schritt von meinem entfernt. Sie starrte mich entsetzt an, rang sich aber schließlich doch ein Lächeln ab.
    »Hallo, Freddy – ich dachte, du bist tot.«
    »Sagten Sie nicht, klingeln sei einfacher, Percy?«, fragte ich. »Wenn ich mir ausmale,

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