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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Beispiel. Aus juristischen Gründen. Was auch immer, Hauptsache, wir kommen hier hinaus. Dann nehmen wir den Sarg wieder mit nach Bath, finden den Ghul, stecken Harrys Leichnam in den Sarg, kehren zurück und beanspruchen das Erbe.«
    »Das ist der lächerlichste Plan, von dem ich je gehört habe«, widersprach ich.
    »Hast du einen besseren?«
    »Nein, und das ist das Niederschmetternde daran.«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«, rief Percy.
    »Und ob!« Ich legte den Deckel wieder auf die Kiste. »Wir bringen den Sarg zu Ihnen nach Hause. Sie wohnen doch hoffentlich in der Nähe.«

London · Abend
    Mister Spilsbury beäugte uns finster, runzelte die Stirn und schob misstrauisch die dicke Unterlippe vor. »Sie wollen ihn mitnehmen?«
    Ich nickte und hielt Percy eisern am Arm fest. John lächelte strahlend.
    »In einem solchen Fall müssen gewisse Formulare ausgefüllt werden.« John redete lebhaft auf den schwerfälligen Bestatter ein. »Wenn ein Mann von seinem Stand stirbt, ohne ein Testament und Erben zu hinterlassen, ist die Lage höchst kompliziert. Haben Sie sich schon einmal mit einer ähnlichen Sachlage befasst?«
    »Also, ich weiß nicht …«
    »Eben«, fuhr John fort. »Wir müssen seinen Totenschein mit der Geburtsurkunde gegenprüfen und die Auflösungspapiere in dreifacher Ausfertigung bei der königlichen Registratur einreichen, und vor allem müssen wir den Toten ordentlich identifizieren und seine Identität durch notariell beurkundete Aussagen von mindestens vier persönlichen Bekannten bestätigen lassen, von denen sich aber kein Einziger in diesem Raum befindet, es sei denn, Sie möchten in den königlichenAkten als Person vermerkt werden, die versichert, dieser Tote sei derjenige, der er zu sein behauptet, und kein Betrüger.«
    »Betrüger?«
    »Ich würde nicht sagen, dass so etwas nicht manchmal vorkommt«, meinte John wehmütig. »Aber das ist nun einmal unsere Aufgabe. Wir müssen sicherstellen, dass derjenige, der so etwas tut, nicht so einfach davonkommt.«
    »Sicherstellen … was?«
    »Ich habe keine Zeit, Ihnen das alles noch einmal darzulegen«, erklärte John kurz angebunden und wandte sich wieder an uns. »Wollen wir dann?«
    Ich klopfte Percy ein letztes Mal auf die Schulter, ehe ich den Sarg an einer Ecke hochhob. John und Percy packten an anderen Stellen zu, und dann gingen wir zur Hintertür. Mister Spilsbury, der eher erstaunt als alles andere war und immer noch über Johns Erklärung nachdachte, trat zur Seite.
    »Wir kommen morgen oder in den nächsten Tagen mit den entsprechenden Freigabepapieren wieder vorbei!«, rief John. »Ich fürchte, dies wird die Bestattung ein wenig verzögern, aber alles zu seiner Zeit.« Fast hätten wir den Sarg fallen gelassen, als wir ihn durch die offene Tür bugsierten, doch gleich darauf traten wir auf das dunkle Sträßchen hinter dem Bestattungsunternehmen hinaus und schlossen die Tür hinter uns.
    »Das ist ja entsetzlich!« Percy biss sich auf die Unterlippe, während wir schwer beladen durch die Schatten schlurften. »Wir haben doch gar kein Formular für die Freigabe einer Leiche. Was soll ich dem Bestatter da vorlegen?«
    »Das dürfen Sie mich nicht fragen.« John wäre fast über einen losen Pflasterstein gestolpert. »Zwei Bankiers sind anwesend, und Sie wollen die Täuschung einem Dichter überlassen?«
    »Wir können schon von Glück reden, dass du es ihm nicht mithilfe gereimter Zweizeiler erklärt hast.«
    »Ich kann es nicht fassen, dass wir so etwas tun«, klagte Percy. »Was wird Mister Gaddie dazu sagen? Oder Mister Plumb?«
    »Sie werden überhaupt nichts sagen, solange sie es nicht erfahren«, erinnerte ich ihn. »Sie müssen ihnen nur erklären, dass der Tote noch nicht bereit ist und die Beerdigung später im Lauf der Woche stattfindet. Solange sie nicht mit dem Bestatter persönlich reden, kann uns nichts passieren.«
    »Das tun sie sicher nicht«, erwiderte Percy. »Das haben sie alles mir überlassen.«
    »Und Sie werden weitermachen wie bisher, bis John und ich mit dem Toten zurückkehren. Wir fahren gleich morgen früh nach Bath und kommen wieder her, sobald wir den Leichendieb gefunden haben.«
    »Wenn Sie das so sagen, klingt es ganz einfach«, meinte Percy und grunzte vor Anstrengung unter dem Gewicht des Sargs. »Aber wenn es tatsächlich ein Ghul ist, dann … Sie wissen doch, was Ghule mit Toten anstellen.«
    »Essen sie Leichen?«
    »Mein schwacher Magen hält dieser Unterhaltung nicht länger

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