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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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ziehen!«, befahl Mary. Ihre Stimme klang gepresst, denn sie hatte die Zähne zusammengebissen.
    »Tut mir leid, schon gut«, sagte John. Mit einem heftigen Ruck zogen sie Gwen aus dem Loch hervor. »Ich nehme an, deine Geschichte ist sogar noch tragischer, Frederick«, fuhr er fort. »Gwen bekommt metaphorisch gesprochen wenigstens noch die Gelegenheit zu leben, ehe sie in den Sarg gelegt wird. Du bekommst nicht einmal das. Du bist und bleibst untot, daran ändert keine Geburtsmetapher etwas.«
    »Was?«, fragte Mary, nachdem sie Gwen unsanft ins Gras hatte fallen lassen. Sie trat dicht an das Gitter heran und runzelte die Stirn. »Laufen Sie vor Vampiren weg, oder sind Sie selbst einer?«
    »Das ist alles sehr verwirrend«, erwiderte ich. »Ich erkläre es Ihnen später, wenn wir mehr …«
    »Haben wir es Ihnen noch nicht gesagt?«, fragte John, worauf Mary sich zu ihm umwandte. »Frederick ist ein Vampir«, fuhr er fort. »Er ist sogar der Erhabene. Ich dachte, Sie wüssten das.«
    Mary zog die Augenbrauen hoch. »Beeindruckend. Aber ich nahm an, man halte Sie für den Ghul von Bath.«
    »Es würde mich nicht wundern, wenn das die allgemeine Meinung wäre«, antwortete ich. »Anscheinend ziehe ich das Misstrauen an wie ein Magnet. Ich versichere Ihnen aber, dass ich kein Vampir und erst recht nicht der Erhabene bin.«
    »Er ist allzu bescheiden«, meinte John.
    »Leider bin ich noch nie einem Vampir begegnet«, sagte Mary. »Was angesichts meiner Tätigkeit überraschend erscheinen mag.«
    »Nun ja, Sie stehen auch jetzt keinem gegenüber«, beharrte ich. »Ich bin ein ganz normaler Mensch wie Sie und John. Sogar noch normaler, wenn man es richtig bedenkt. Machen Sie sich bereit. Sobald ich die Erde ausgekippt habe, werfe ich den Sarg über den Zaun, und Sie müssen ihn auffangen.«
    »Du darfst die Erde nicht auskippen!«, protestierte John. »Einen deutlicheren Hinweis können wir doch gar nicht hinterlassen.«
    »Hinweis?«
    »Wenn die Meute merkt, dass wir fort sind, wird sie uns suchen. Das Loch ist so klein, dass es keinem auffällt. Ein großer Haufen Erde wäre hingegen eine gute Markierung.«
    »Und wenn Sie ein Vampir sind«, wandte Mary ein, »dann brauchen Sie doch die Erde. Ich dachte, Vampire benötigen Heimaterde, um darin zu schlafen.«
    »Wie soll ich die Kiste denn über den Zaun werfen, solange sie Erde enthält?«, fragte ich.
    »Können wir helfen?«, fragte jemand hinter mir. Ehe ich michs versah, ergriffen drei Männer den Sarg und richteten sich unter seinem Gewicht auf. Nach kurzem Keuchen und Grunzen ließen sie jedoch wieder los undtraten schnaufend zurück. »Vielleicht überlassen wir es besser dir, den Sarg auf die andere Seite zu befördern«, japste der Sprecher. »Es steht uns nicht zu, eine Hand an den Sarg des Erhabenen zu legen.« Ich starrte das Dreigespann finster an, hob das Ende des Sargs an, bis es auf dem Zaun lag, und schob ihn hinüber. John streckte die Arme aus und wollte ihn jenseits der Umfriedung in Empfang nehmen, dann überlegte er es sich anders und wich aus. Die Kiste krachte zu Boden.
    »Wir sind gekommen, um dir zu helfen, Erhabener«, sprach der erste Vampir und verneigte sich ehrfurchtsvoll.
    »Ich lehne dankend ab«, erwiderte ich und trat rasch zum Zaun zurück. »Hier ist alles in bester Ordnung. Geht doch einfach nach Hause und vergesst uns!«
    »Das können wir nicht«, widersprach der zweite Vampir verlegen. »Schwarz reißt uns sonst die Köpfe ab.«
    »Immer vorausgesetzt, eine Enthauptung kann uns überhaupt etwas anhaben«, fügte der dritte hinzu. »Bisher hat noch niemand den Mut gefunden, es auszuprobieren.«
    »Schon klar«, sagte ich. Ich betrachtete die Vampire, dann John und Mary, schließlich wieder die Vampire. Ich lächelte. »Folgt mir durch die Öffnung, dann brechen wir auf.« Ich bückte mich, kroch auf die andere Seite und richtete mich wieder auf.
    Mary sah mich fragend an. »Ich dachte, wir fliehen.«
    »Natürlich.« Ich deutete auf ihre Keule. »Wenn Sie bitte davon Gebrauch machen würden.«
    »Ah«, sagte sie. »Gewiss.« Als der erste Vampir den Kopf durch das Loch steckte, drosch sie ihm die Keule auf den Kopf. Nachdenklich betrachtete sie den Körper, der reglosinmitten der Mauer feststeckte. »Wenn Sie möchten, könnten wir die Enthauptungshypothese überprüfen.«
    »Nein!«, riefen die anderen beiden, die ihren bewusstlosen Kameraden festhielten.
    »Still!«, flüsterte ich und beugte mich zum Zaun vor. »Hier auf dem

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