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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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verschränkten Armen. »Er betrachtet meinen Körper.«
    »John, sie hat dir doch gesagt, dass sie verheiratet ist …«
    »Nicht den .« Mary deutete auf den kunterbunten Körper auf dem Tisch. Ich warf einen Blick darauf, zuckte zusammen und bemerkte, dass John ihn tatsächlich anstarrte. Er schien völlig verzückt, hatte die Augen weit aufgerissen und wirkte geistesabwesend. Bestimmt vergaß er gleich den Sarg und ließ ihn einfach fallen.
    Ich beugte mich vor. »Ist das nicht … Verdammt will ich sein – das ist der Blutige Toby Tichborne.«
    »Ein großer Sträfling, vor zwei Tagen verstorben?«
    »Das dürfte passen.«
    »Dann ist er es«, bestätigte Mary. »Nun ja, teilweise. Ich finde, bei dieser Feinarbeit erweist sich eine großzügige Unterlage, auf der man aufbauen kann, als überaus praktisch. Der Blutige Toby – falls er so heißt – war ein wahrer Glücksgriff.«
    »Ja, das ist sein Name. Ich hätte nur nicht damit gerechnet, dass er so genau zutrifft.«
    »Wenn du eine Metapher brauchst, Frederick, da hast du sie«, warf John andächtig ein.
    »Ich brauch keine.«
    »Sieh ihn dir nur an!«, fuhr John fort. »Ein richtiger Mann ist er nicht, denn er ist unvollständig. Aber er besteht aus so vielen unvollständigen Menschen, dass er irgendwie wieder vollständig wird. Das ist … das ist unsere Gesellschaft, die moderne Welt. Das Leben selbst.«
    Ich umfasste das Ende des Sargs. »Können wir die Kiste abstellen, bevor ich auch noch den Rest deiner Worte nicht verstehe?«
    »Gewiss«, sagte John. Um Platz zu schaffen, räumte Mary rasch einen zweiten Tisch frei. Wir stellten den Sarg darauf ab, und John kehrte sofort zu dem zusammengeflickten Körper zurück. Er betrachtete ihn eingehend, berührte ihn jedoch nicht. »Ausgezeichnet vernäht.«
    »Das habe ich von meiner Mutter gelernt«, erklärte Mary. »Stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ich erkannte, dass das Sticken von Monogrammen in Taschentücher eine nützliche Fertigkeit ist.«
    »Könnte mir jemand mit dem Körper helfen, der noch nicht tot ist?«, fragte ich.
    »Das haben wir doch gerade getan.« John winkte ab. »Seit meiner medizinischen Ausbildung hatte ich keine echte Leiche mehr vor Augen.«
    »Würden Sie mir wohl etwas erklären?« Mary ging um den Tisch herum auf John zu. »Ich bin nicht sicher, wie ich die Organe hier in der Mitte verbinden soll. Für mich ist das nichts als ein wirrer Haufen von Innereien.«
    Ich wandte mich ab, hob den Deckel vom Sarg und betrachtete Gwen. Am Kopf zeichnete sich eine Prellung ab, doch sie atmete und schien sonst unverletzt. Als ich dort stand und überlegte, was wir mit ihr anfangen sollten, flatterten ihre Lider und hoben sich mühsam. Schließlich sah sie mich an.
    »Frederick«, sagte sie. »Wo sind wir?«
    »Frag nicht«, erwiderte ich. »Erzähl mir lieber etwas von deinem albernen Vampirtraum und schlaf weiter.«
    »Das war kein Traum.« Sie dachte nach. »Wir waren auf einem Friedhof und … liege ich in einem Sarg?«
    »Tja, irgendwie schon«, räumte ich ein.
    »Warum ist er voller Erde, und warum trage ich diesen dunklen Mantel?« Sie riss erschrocken die Augen auf. »Bin ich ein Vampir?« Als ihr Zorn erwachte, kniff sie die Augen zusammen. »Frederick Whithers, ich sollte dich ohrfeigen! Eine Unverschämtheit, mich in einen Vampir zu verwandeln …«
    »Wart mal«, protestierte ich und drückte sie nieder, als sie sich aufrichten wollte. »Nicht aufstehen!«
    »Wie kann man einer Freundin nur so etwas Schreckliches antun …« Mit einem Ruck setzte sie sich auf und hielt sofort wieder inne. Die Hand, die mich hatte ohrfeigen wollen, verharrte auf halbem Weg zu meiner Wange. Ihr Blick schweifte durch den Raum, glitt langsam von einem abgetrennten Körperteil zum nächsten und dann wieder zu mir. Angesichts des namenlosen Schreckens weiteten sich ihre Augen.
    »Nicht sprechen«, murmelte ich, worauf sie nickte und, da ihr sowieso die Worte fehlten, einen Schreckensschrei ausstieß. Danach wurde sie sofort wieder ohnmächtig und sank in den Sarg zurück. John und Mary blickten kurz herüber. Ihre Hände waren voller gefrorener roter Kügelchen.
    »Keine Sorge.« Ich klopfte auf den Sarg. »Sie ist schon wieder weg.«





Bath · Kurz nach Mitternacht
    Während Gwen schlief und John Mary das Innenleben des menschlichen Leibes erklärte, ergriff ich die Gelegenheit, mir so behutsam wie möglich Marys Sammlung anzusehen. Bald bemerkte ich, dass sie nach Größen sortiert

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