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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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rittlings auf ihm, während sie an seiner Toga zerrte. In den kommenden Monaten blieb das so. Sie erschien plötzlich, während er arbeitete, und holte ihn zurück ins Haus; oder sie ritt hinaus, wo er die Männer auf den Feldern beaufsichtigte, und er mußte hinter ihr her zu einer einsamen Stelle galoppieren, wo sie sich, ehe er die Kleider ablegen konnte, mit einem lustvollen Aufschrei über ihn warf.
    Alles war so neu für sie – dieser schöne Mann mit seinen römischen Sitten, die Erregung ihrer ersten Leidenschaft. Sie war reich, sie hatte keinerlei Sorgen. Es kam Maeve so vor, als wäre plötzlich das vertraute Sarum in helleres Licht getaucht und als brächte jeder Tag neue Abenteuer. Die Götter hatten ihr einen Ehemann zu ihrem Vergnügen geschenkt, und sie wollte ihn genießen. Was in seinem Herzen vorging oder was sie womöglich in Zukunft erwartete, lag für sie völlig im dunkeln, darüber wollte sie nicht nachdenken.
    Porteus entdeckte außerdem, daß er mit Maeve auch ihren Vater geheiratet hatte.
    Am nächsten Morgen nach der Hochzeit, die Sonne war kaum aufgegangen, wartete der Stammesfürst schon vor der Tür. Er brachte Süßigkeiten für Maeve. Im Glauben, daß es ein Brauch der Gegend sei, bat ihn Porteus höflich herein. Er glaubte auch, er werde ihn bald wieder loswerden – es vergingen jedoch einige Stunden. Und am Abend wollte Tosutigus wiederkommen.
    Am nächsten Tag wiederholte sich die Szene. Wenn Porteus unterwegs war, leistete der Vater Maeve im Haus Gesellschaft oder ritt mit ihr aus. War Porteus anwesend, blieb er und verwickelte den Schwiegersohn in stundenlange Gespräche. Seine Gegenwart in dem kleinen Haus wurde so sehr zur Gewohnheit, daß ihn Porteus nach anfänglichem Ärger schließlich kaum mehr wahrnahm.
    Tosutigus fühlte sich auf seinem Gehöft ohne seine Tochter gelangweilt und einsam. Zum erstenmal seit langem vermißte er eine Frau. Außerdem wollte er am neuen, am römischen Lebensstil seiner Tochter teilhaben.
    »Jetzt, da wir einen Römer in der Familie haben«, sagte er zu Balba und seinem Bruder, »werden wir einige Veränderungen in Sarum erleben.« Er wartete gespannt darauf.
    Porteus leistete auf den kaiserlichen Ländereien ausgezeichnete Arbeit. Er wurde von Classicianus belobigt und erhielt eine Soldaufbesserung, so daß er seinem Vater Geld nach Gallien schicken konnte. Mehr geschah nicht.
    Als er, ein Jahr nach seiner Heirat, den Prokurator an die ersehnte Versetzung erinnerte, sagte Classicianus nur: »Ich kann dich in Sorviodunum zur Zeit noch nicht entbehren.« Erneut warnte er ihn: »Rom wird mit jedem Monat gefährlicher. Neros Hof ist eine Schlangengrube. Bleib, wo du bist, und erweitere den Besitz deiner Frau.« Porteus war noch immer vom Körper seiner jungen Frau und ihrem stürmischen Temperament in Bann geschlagen: Sie verbrachten leidenschaftliche Nächte. Ihr Desinteresse, was Rom betraf, wurde jedoch zu einer Quelle des Unfriedens zwischen ihnen. Jeden Abend, wenn sie allein waren, versuchte er, ihr stockendes Latein zu verbessern. Manchmal bemühte sie sich kurz, um ihm einen Gefallen zu tun, aber bald langweilte sie sich. »Ich möchte einen Mann, keinen Schullehrer«, lachte sie dann und zog ihn an sich.
    In der Hoffnung, ihr Interesse doch noch zu wecken, beschrieb er die Wunder der großen Stadt: die sieben Hügel mit den Palästen, das Forum, die Theater, die geistreichen Debatten in den Gerichten oder im Senat, die prachtvollen Bibliotheken der bekannten Aristokraten. All diese Wunder, die seine Phantasie beflügelten, ließen sie jedoch gleichgültig. »Das hat aber doch nichts mit uns zu tun«, sagte sie einmal ungeduldig. Im Lauf der Monate teilte eher der Stammesfürst als seine Tochter Porteus’ Begeisterung.
    Porteus sagte sich, daß dies keine Rolle spiele. Schließlich muß ein Mann seine Gedanken ja nicht mit seiner Frau teilen. Er versuchte, der leidenschaftlichen Maeve auf ihre Weise gerecht zu werden. Im Grunde jedoch tat es ihm weh, daß sie keinerlei Interesse an den Dingen zeigte, die ihm am Herzen lagen. Manchmal fragte er sich, wie sie ihn lieben und gleichzeitig das verachten konnte, was so sehr Teil seines Wesens war.
    »Wenn du Rom verachtest, ist es ein Jammer, daß du einen Römer geheiratet hast«, sagte er einmal bitter. »Tut es dir leid, daß du mich geheiratet hast?« fragte sie statt einer Antwort und legte ihre Kleider ab. Als er ihren herrlichen jungen Körper sah und wie immer ein Welle der Erregung

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