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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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spürte, streckte er ihr verlangend seine Arme entgegen.
    »Es tut mir nicht leid«, lachte er. Aber er wußte doch, daß ihm das Körperliche nicht genügen würde.
    Maeve verstand die Enttäuschung ihres Mannes niemals ganz. Indem er sie gewählt hatte, hatte er doch auch Sarum gewählt. Sie liebte ihn wild und leidenschaftlich. Wenn er von Rom sprach, hatte sie den Eindruck, daß er sich von ihr entfernen wollte. Daher versuchte sie, ihn um so stärker an sich zu binden, verführte ihn mit ihrem Körper, um ihn von den unerwünschten Gedanken abzulenken.
    »Du gehörst jetzt nach Sarum. Mach es zu deiner Heimat«, sagte sie, als sie sich liebten.
    Achtzehn Monate nach ihrer Heirat verkündete Maeve, daß sie schwanger sei. Vorläufig war Rom vergessen, und Tosutigus sagte zu seinem Schwiegersohn: »Jetzt, da ein Kind kommt, ist es an der Zeit, ein Haus zu bauen. Ich habe Geld. Auf dieses Haus wollen wir stolz sein – ein römisches Haus.«
    »Ja«, sagte Porteus, »eine Villa.«
    Er wählte ein Grundstück, das eine halbe Meile nördlich vom Anwesen des Stammesfürsten im Tal lag. Dort stand ein verlassener Hof, derzeit nur als Speicher benutzt, auf einem flachen Landsockel auf halber Höhe des Osthanges. Nach Südwesten war die Aussicht frei, und nach Norden bildeten Bäume auf der Anhöhe Schutz. Weiter unten zog sich sumpfiges Flachland am Fluß entlang. Der Ort hatte noch mehr zu bieten. Maeve führte Porteus zu einem kleinen Hügel am Rand der Hochebene. Er war bewaldet, aber in der Mitte befand sich eine kleine Lichtung, und als Porteus den Boden genauer untersuchte, bemerkte er eine Vertiefung von etwa fünfunddreißig Schritt Durchmesser. »Es ist ein altes Grab«, stellte er fest.
    »Ein heiliger Ort«, flüsterte sie. »Es ist gut, einen solchen Ort in der Nähe unseres Hauses zu haben. Ich werde hier einen Schrein errichten – das bringt uns Glück.«
    Er blickte umher. Tatsächlich strahlte die kleine kreisförmige Lichtung eine wohltuende Ruhe aus. »Tu, was du für richtig hältst«, sagte er.
    Die zweite Besonderheit lag im Tal. Genau unterhalb des Grundstückes führte ein breiter Streifen Land durch den Fluß Avon und bildete eine Furt: Eine Meile stromauf- und stromabwärts war es der beste Übergang für Mensch und Vieh.
    Und so begann Porteus oberhalb der Avon-Furt zu bauen. Mit Hilfe von Numex, Balba und einigen Männern baute er das einzige rechtwinklige Gemäuer des alten Hofes in ein neues Heim für seine Familie um. Er fügte je einen Flügel mit zwei Zimmern an den Hauptraum, so daß ein schmales Haus nach Südwesten hin entstand. Dann ergänzte er die Rückseite des Hauses durch einen breiten Umgang, in dessen Mitte er einen gepflasterten Innenhof anlegte. Von hier gelangte man in kleine Zimmer. Die Wände waren aus Lehm und Stein, den oberen Teil verkleideten sie mit Flechtwerk. Die Innenwände wurden verputzt und weiß gestrichen. Die Dachziegel brachte man unter Mühen aus dem Norden herbei.
    Es war ein einfaches, rechteckiges Gehöft, in nichts dem prächtigen Palast von König Cogidubnus vergleichbar, den Tosutigus vor Jahren so bewundert hatte. Aber immerhin war es, mit seiner langen, niedrigen Fassade, seinen verputzten Wänden und dem Ziegeldach, eindeutig römisch. Tosutigus nahm es jeden Tag in Augenschein und wurde immer aufgeregter, als er es allmählich Gestalt annehmen sah. »Wir brauchen Mosaikböden«, sagte er, »und einen Springbrunnen. Auch grün verglaste Fenster.« Jeden Tag fiel ihm ein neuer Luxus ein, den er entweder gesehen oder von dem er zumindest gehört hatte. Als Maeve schwanger wurde, hatte Porteus eine schwere Entscheidung getroffen: Vorläufig mußte er in Sarum bleiben. Wenn er also nicht nach Rom gehen konnte, mußte er Rom nach Sarum holen. Zum ungeduldigen Tosutigus sagte er: »Das schöne Haus kann warten. Wir brauchen dazu mehr Geld und Facharbeiter. Zuerst werde ich das Gut in Schuß bringen.«
    Tosutigus war verwundert. »Das Gut ist doch ertragreich«, sagte er. Aber Porteus schüttelte den Kopf. »Es ist ein ordentlicher keltischer Hof«, sagte er. »Aber nichts im Vergleich zu einem römischen.«
    Die Veränderungen, die Porteus in Sarum vornahm, sollten langfristige Auswirkungen haben; das ging jedoch nicht ohne Schwierigkeiten vonstatten.
    Die Arbeit begann im Tal.
    In den folgenden Jahren entwarf Numex ein Netz kleiner Kanäle, die das Wasser aus den Niederungen in den Fluß brachten. Er baute auch Kanäle, um das Wasser von den Hängen

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