Sarum
die Stadt nicht an, deren starke Wälle zu durchbrechen sie nicht erhoffen konnten. Obwohl sie sich der Stadt näherten, blieben die germanischen Söldner, die ohne weiteres einen Ausfall durch die Tore hätten machen und sie vernichten können, innerhalb des Walls. Die Bewohner Ventas hatten beschlossen, die Söldner für den Schutz der Stadt verantwortlich zu machen, und ließen sie nicht hinaus, damit sie die nahe gelegenen Höfe hätten schützen können.
Ein Trupp von zehn Mann war inzwischen nach Nordwesten über das fruchtbare Ackerland auf die Siedlung Sorviodunum zumarschiert. Petrus war einen Tag zuvor von ihrem Kommen unterrichtet worden und hatte sorgfältige Vorkehrungen getroffen. Auf seine Anordnung hin zogen sich die Familien aus Sorviodunum auf die Düne zurück, doch ließ er klugerweise im Ort Feuer anzünden und das Tor der hölzernen Palisade öffnen, um die Sachsen anzulocken. Innen hielten sich Numincus, Tarquinus und ein halbes Dutzend Männer beim Tor versteckt. Petrus wartete mit sechs Germanen auf einer Anhöhe gegenüber dem Eingang zur Düne.
Die zehn Sachsen näherten sich am frühen Nachmittag auf dem Pfad am Fluß. Sie waren groß, doch nicht so groß wie die germanischen Söldner, hellhaarig und langbärtig, kamen in gemächlichem Tempo und führten Pferde mit. Zwei davon zogen einen Karren, der hoch mit Beutegut beladen war. Beim Anblick der scheinbar ungeschützten Siedlung kamen sie arglos näher. Petrus gab ein Zeichen, und die Germanen schlichen bergab.
Kurz bevor die Sachsen das Tor erreichten, schlugen die Männer es von innen zu und verriegelten es. Die Sachsen hielten überrascht inne und überlegten, ob sie Feuer legen oder das Tor niederreißen sollten. Währenddessen kamen Petrus und die Söldner hinter einer Baumgruppe am Abhang hervor.
Ihr Sieg war eindeutig. Eingekeilt zwischen Tor, Abhang und Fluß, hatten die Sachsen kaum eine Möglichkeit, sich gegen den Überraschungsangriff der Söldner auf den stämmigen Ponys zur Wehr zu setzen, und die schweren Streitäxte der Germanen taten ihre schreckliche Wirkung. In kürzester Zeit waren die Eindringlinge zum Fluß hin abgedrängt und teilweise ins Wasser getrieben worden. Petrus und seine Leute stiegen ab, um ihre Aktion erbarmungslos zu Ende zu führen. Petrus hieb einem Sachsen mit seinem Schwert die Kehle durch, was ihm anerkennendes Gemurmel von seiten der Germanen eintrug. Nur zwei Sachsen gelang die Flucht, die übrigen wurden getötet. Der Karren mit der Beute stand vor dem Tor.
Die Söldner hatten offensichtlich Spaß an ihrer Arbeit. Ihr Lager auf der Düne war zwar bequem, und sie bekamen genügend zu essen, aber sie hatten sich gelangweilt. Jetzt grinsten sie zufrieden. Nach dem Scharmützel nahmen sie den Sachsen die Kleider ab und warfen die Toten in eine flache Grube am Fluß. Dann sagte der Anführer der Germanen zu Petrus: »Der Karren da gehört uns.« Petrus runzelte kopfschüttelnd die Stirn. Ein Teil der Beute stammte sicher von den umliegenden Gehöften. »Das wird den Besitzern zurückgegeben«, erwiderte er.
Die Germanen sahen ihn ausdruckslos an. »Wir haben die Sachsen getötet. Der Karren gehört uns, oder wir verschwinden.« Petrus überlegte. Wenn die Germanen sich aus dem Staub machten, würden sie von anderen Siedlungen angeworben werden. Es wäre töricht, sie ziehen zu lassen.
»Also gut«, sagte er gereizt.
Doch für den Germanen war das noch nicht alles. »Wir haben gekämpft. Jetzt brauchen wir Frauen«, erklärte er, »eine Frau für jeden.«
»Numincus besorgt euch Frauen.« Vielleicht fand er Sklavinnen in Venta oder Durnovaria.
Tags zuvor hatte Constantius ihn gewarnt. »Deine Germanen werden dir mehr Schwierigkeiten machen, als du glaubst. Sieh dich vor!« Es ärgerte Petrus, daß sein Vater auf Dauer recht behalten könnte. Später allerdings, als er langsam zur Villa zurückritt, überkam ihn eine freudige Erregung. Er hatte bewiesen, daß er ein guter Römer und ein echter Mann war.
Auf halbem Weg stand plötzlich Tarquinus’ Nichte vor ihm. Er hielt überrascht an. Seit dem taurobolium hatte er nicht mehr an sie gedacht.
Sie sah ihm gerade in die Augen. »Du hast heute gekämpft.« Er nickte.
»Du hast sie besiegt. Es heißt, du hast ebenso gut gekämpft wie die Germanen.«
»Vielleicht.« Er freute sich, das zu hören.
Sie blickte ihn unverwandt an. Es gab keinen Zweifel an ihrer Absicht. Petrus dachte an die Worte des Germanen. Wie einfach war das und wie wahr
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