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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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schließlich. »Ich habe Geld. Keine Beziehungen.«
    Eustace entging die Ironie dieser Bemerkung. Wilsons Handelsbeziehungen hätten ihn sprachlos gemacht, falls er sie hätte verstehen können. Es gab kaum ein lukratives Geschäft, an dem Wilson nicht beteiligt war.
    Im Glauben, daß er Wilson beeindruckt hätte, kam Godfrey direkt auf sein Anliegen zu sprechen. »Mit einiger Unterstützung könnte mein Sohn die Familie zu neuem Ansehen bringen. Und ich kann Euch versichern, daß ich ihm eine gute Heirat vermittle. Ich schlage vor, daß Euer Sohn Robert eine Verbindung mit Isabella eingeht, die beiden Familien nützlich wäre.«
    Er schaute die beiden erwartungsvoll an. Der kleine drahtige Mann im Stuhl dachte offenbar nach, sagte jedoch nichts. Godfrey fragte sich, was Robert, für den er diese vorteilhafte Heirat vorgeschlagen hatte, sich aus alldem machte? Wie sein Vater war Robert dünn und blaß, sein Gesicht war jedoch etwas breiter. Das Haar bedeckte nach der gängigen Mode nur den oberen Teil des Kopfes und war über den Ohren rund geschnitten, darunter waren der Kopf und das Gesicht, das ausdruckslos wirkte, makellos glatt rasiert.
    Robert Wilson sprach selten. Er war einundzwanzig, aber er hätte doppelt so alt sein können – er hatte nichts Jugendliches an sich. Schon als Kind war er ernsthaft und in sich gekehrt gewesen. Wenn er aber auch wenig sprach, registrierten seine dunkelbraunen Augen doch alles, und wenn auch seine Miene nie seine Gedanken verriet, war sein Vater offenbar von seinen Fähigkeiten überzeugt, denn er ließ ihn das Geschäft in Southampton jetzt völlig selbständig führen. Schließlich war John Wilson zu einer Meinungsäußerung bereit. »Als die Stadt Salisbury dem König aufgrund der Sicherheit der in Southampton fälligen Zölle Geld lieh, versuchte der Bischof von Winchester, es zu unterschlagen und uns leer ausgehen zu lassen. Warum hätte ich ihn zum Freund haben wollen?«
    Godfrey wußte, daß es derartige Anschuldigungen vorher gegeben hatte, aber das gehörte doch wohl nicht zur Sache. »Er war Berater des Königs«, erinnerte er den Kaufmann. Wilson schien ihn nicht zu hören.
    »Ihr sprecht vom Parlament. Das Parlament hat keinen Zweck. Es ist nur dazu da, um Steuern für den König einzutreiben, der von den Einkünften seiner eigenen Güter leben sollte. Ich habe kein Interesse am König, an seinem Rat oder an seinem Parlament.« Godfrey war sprachlos.
    Wilson fuhr fort: »Was den Bischof von Sarum anbelangt«, bemerkte er verächtlich, »weiß ich nur, daß seine Diener in der Stadt Aufruhr stiften und Hühner töten.«
    Tatsächlich war vor zwei Jahren ein Pachteintreiber des Bischofs offenbar in einem Anfall von Wahnsinn durch die Gärten gerannt und hatte mit einem Schwert Geflügel getötet.
    »Die Diener des Bischofs sind Vipern, und der Bischof selbst ist ein Ärgernis. Ich wünschte, er würde gehen. Wir brauchen ihn nicht.« Diese Rede drückte genau die allgemein bekannte Einstellung John Halles und vieler anderer Kaufleute in der Stadt aus, aber es schockierte Eustace Godfrey doch zutiefst, diese Worte so ungeschminkt ins Gesicht gesagt zu bekommen.
    Aber Wilson war immer noch nicht fertig. »Ich bin Kaufmann; mein Großvater wurde noch als Leibeigener geboren. Ich habe kein Interesse an Eurem Bischof, Euren Magnaten oder Eurem König. Was Eure Tochter anbetrifft: Sie hat kein Geld, und wir haben kein Interesse an ihr.« Bebend vor ohnmächtiger Wut, erhob sich Eustace langsam und verließ den Raum. Er hoffte, daß sein Abgang würdig war. Aufgrund seiner bemerkenswerten Hartnäckigkeit machte er bereits nach einer halben Stunde einen neuen Versuch. Diesmal galt sein Besuch dem Metzger Curtis. Sicherlich wäre Lizzie die richtige Braut für Oliver. Er kam um neun Uhr im Haus des Metzgers an. Ernüchtert von der letzten Erfahrung, brachte er seine Sache diesmal schlichter vor, obwohl er ausführlich auf die Errungenschaften und Aussichten seines Sohnes einging.
    Zu seiner Erleichterung kam man ihm höflich entgegen. Tatsächlich gefiel dem schwergewichtigen Metzger der Gedanke, daß seine Tochter einen Gentleman heiraten könnte, der, wenn er auch verarmt war, immerhin adeliges Blut besaß.
    »Er hat nicht viel Geld«, gab Godfrey offen zu. »Das macht nichts. Ich habe genug«, antwortete Curtis, »aber leider kommt Ihr zwei Stunden zu spät, ich habe sie heute abend dem Sohn von Wilson versprochen.«
    Godfrey machte ein langes Gesicht. Während er in der

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