Sarum
und sich entfernten, wußte er, daß ein neues Zeitalter angebrochen war.
Die Übereinkunft bewährte sich. Bauern und Jäger kamen zur Schlichtung von Streitfragen auf Kronas Hügel, und er sprach sein unparteiisches Urteil. Er und Magri verlangten, daß alle Jäger den Opfern für den Sonnengott beiwohnten, und so kamen zweimal im Jahr zehn Jägerfamilien unter der Führung von Magri und Taku ins Tal und gingen hinauf zu dem kleinen Heiligtum auf dem Hügel, wo Krona und der Medizinmann sie feierlich begrüßten. Die Gemeinde der Bauern auf der einen Seite und die der Jäger auf der anderen, vollzog der Medizinmann, erfreut über seinen wachsenden Einfluß, das Opfer für den höchsten aller Götter.
Nach dieser wichtigen Zeremonie gab es ein Fest, und danach rief Krona den Rat der Ältesten der beiden Gemeinden in der Einfriedung zusammen, wobei gewichtige Angelegenheiten besprochen wurden. Im dritten Jahr von Kronas Führerschaft wurde bei einer solchen Versammlung eine wichtige Entscheidung getroffen. Seit einiger Zeit hatten sich die Schafherden erfreulich vermehrt, lieferten hervorragendes Fleisch. Und Wolle, die die Frauen spannen und zu jenem Tuch webten, das die Jäger anfangs so bewundert hatten. Doch seit kurzem hatte die Wolle nicht mehr die frühere Qualität, folglich mußte der Zucht neues Blut zugeführt werden.
»Wir brauchen Schafe mit der feinsten Wolle, ganz gleich, wie groß sie sind«, sagte ein Bauer. »Eine Kreuzung mit unseren großen…«
»Wir brauchen mehr Schafe und Kühe«, entschied Krona. »Verbessert die Qualität unseres Viehbestandes. Wir bekommen alles Nötige von den Bauern an der Küste des Festlandes.«
»Womit können wir handeln?« fragte der erste Bauer. »Mit den Töpferwaren und den Korb waren?«
Krona überlegte kurz und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er, »wir haben etwas Besseres.« Er wandte sich an Magri und Taku. »Wir brauchen Häute, Felle, Pelze«, sagte er. »Die Bauern auf dem Festland werden uns einen guten Tausch anbieten. Taku soll das in die Hand nehmen.«
In den letzten Jahren war der lahme Jäger ein erstklassiger Tauschhändler geworden, fuhr mit den großen Kanus aus Tierhäuten die fünf Flüsse und sogar die Küste auf und ab und brachte Waren in die Siedlung zurück. Nun hatte er in wenigen Tagen eine ganz besondere Ladung zusammengestellt, die zwei der größten Kanus füllte. Es waren Hirschhäute, Fuchspelze, Dachsfelle und sogar einige Wisenthäute, die auf dem Flußweg vom Norden der Insel gekommen waren. Takus Tätigkeit war der Beginn eines sich allmählich ausweitenden Handels auf der Insel.
»Laß mich und meinen Sohn mitfahren«, bat Taku und zeigte auf seinen Ältesten, einen jungen Mann, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war.
Krona schwieg. Ob das vorteilhaft war?
»Wir können paddeln«, fügte Taku hinzu. Tatsächlich waren der Jäger und alle seine Kinder inzwischen perfekte Bootsführer geworden. Krona überlegte, ob die Siedler, die die Boote bemannten, Taku akzeptieren würden. Zu seiner Überraschung wurde der Vorschlag jedoch allgemein begrüßt. Der frühere Bösewicht war zu einem vielseitigen und bekannten Handelsmann geworden.
»Nun gut«, sagte Krona, »die beiden sollen euch begleiten.«
Die Reise wurde ein Erfolg. Die Bauern bekamen das Vieh, das sie brauchten. Das Gehege mußte vergrößert werden. Taku hatte kleine Schafe mit der besten Wolle ausfindig gemacht. Das wichtigste war jedoch, daß sie die großen Siedlungen auf dem Festland mit dem lebhaften Handel kennengelernt hatten.
»Du hattest recht, dich mit den Siedlern zu arrangieren«, gestand Taku Magri. »Sie sind noch stärker, als wir dachten.« Und zu seinem Sohn sagte er: »Wir brauchen größere Boote. Wir müssen übers Meer Handel treiben.«
Während das neue Zeitalter des Wohlstands in Sarum anbrach, gab es nur ein brennendes Problem für Krona, der nun in die letzte Lebensphase eintrat; er war fast fünfzig, und nun mußte er seinen Nachfolger als Anführer der beiden Gemeinden bestimmen.
»Ernenne deinen Sohn«, drängte Liam. Der Älteste war dreizehn. In ein paar Jahren würde er ein Mann sein. Als sie ihren Mann stolz und zärtlich anblickte, war sie sicher, daß sie ihn durch ihre Fürsorge lange genug am Leben erhalten konnte, bis sein Sohn ein geeigneter Anführer sein würde. »Sie werden ihm gehorchen, auch wenn er noch jung ist, denn er ist dein Sohn, und du hast ihn gewählt«, versuchte sie ihn zu
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