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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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nachdenklich. »Wenn es dort so viele Höfe gibt«, sagte er eines Tages, »werden mit der Zeit neue Siedler übers Meer auf diese Insel kommen. Sie kommen so wie ihr damals, und sie werden weitere Täler in Besitz nehmen.«
    »Vielleicht«, erwiderte Krona. »Doch das Meer ist gefährlich. Vielleicht kommen sie auch nicht.«
    »Doch«, antwortete Magri ruhig, und sein Gesicht wurde traurig. »Es werden viele sein, zu stark für uns; sie werden meinen Stamm vernichten.«
    »Wenn Siedler kommen«, meinte Krona vertrauensvoll, »müssen die Jäger mit ihnen und ihren Göttern Frieden schließen.« Der alte Jäger traf endlich eine ganz außerordentliche Entscheidung, die er seinen Leuten auf der nächsten Versammlung vor einer großen Jagd verkündete. Die Jäger waren stumm vor Staunen. »Dem können wir nicht zustimmen«, begehrten sie auf. Doch Magri war entschlossen und verteidigte seinen Plan hartnäckig.
    »Der Sonnengott macht die Siedler stark«, sagte er zu ihnen. »Wir können ihnen nicht standhalten. Ihr solltet besser meinen Vorschlag annehmen.«
    Dieser Disput zwischen den Jägern dauerte zwei Jahre, und schließlich wurde die Idee des alten Mannes – aufgrund seiner Autorität und seiner Argumente – widerstrebend angenommen.
    Krona war überrascht, als eines Sommertages Magri mit einer kleinen Abordnung, bestehend aus dem hinkenden Taku, zwei älteren Jägern und zwei nachfolgenden Mädchen, bei ihm erschien. Er grüßte sie höflich, und die Männer setzten sich schweigend vor seinem Haus nieder. Krona überlegte, was der Besuch wohl zu bedeuten habe. Magri begann langsam: »Drei Jahre lang herrschte Frieden zwischen unseren Gemeinden. Wir haben dem Medizinmann unsere Opfergaben gebracht und unser Versprechen gehalten, nicht im Tal zu jagen.«
    »Und wir sind nicht in eure Jagdgründe eingedrungen«, erinnerte Krona.
    »Das ist wahr, doch jedes Jahr«, fuhr Magri fort, »roden eure Leute mehr Land, und eines Tages wollen sie mehr Land, als es im Tal gibt.«
    »Wir haben alles Land, was wir brauchen«, versicherte Krona. »Jetzt vielleicht«, erwiderte Magri, »und jetzt haben wir Frieden. Aber mit der Zeit wollen eure Bauern mehr, denn jedes Jahr vermehren sich Kühe und Schafe, und ihr fällt Bäume. Unsere jungen Männer werden allmählich unruhig. Wenn eure Leute mehr Land wollen, werden sie sagen, es ist an der Zeit, sie aus dem Tal zu vertreiben. Sie haben das Töten nicht vergessen, und diesmal sind sie gut vorbereitet. Es werden viele sterben.«
    »Wir können sie zurückhalten«, sagte Krona, »du und ich.«
    »Wir werden alt«, antwortete Magri. »In ein paar Jahren sind wir gegangen. Unser Rat wird vergessen werden.«
    Krona dachte, daß Magri wohl recht hatte. »Was schlägst du also vor?« fragte er.
    »Es gibt nur eine Lösung«, erklärte Magri. »Die Leute, die dort leben, wo die fünf Flüsse sich treffen, müssen eine einzige Gemeinde werden.« Krona starrte ihn an: »Aber wie?«
    »Du sollst unser Anführer werden. Wir stellen uns unter deinen Schutz. Nimmst du das an?«
    »Aber eure und unsere Leute haben verschiedene Lebensweisen«, wandte Krona ein.
    »Wir müssen die Lebensweise eurer Leute lernen«, antwortete Magri. »Eure Götter…«, begann Krona.
    »Wir opfern der Mondgöttin, die die Jäger beschützt«, sagte Magri, »doch wir sehen, daß der Sonnengott größer ist. Wir verehren beide, doch der Sonnengott ist der höchste aller Götter.«
    »Und sind deine Leute damit einverstanden?« fragte Krona. »Ja. Wenn du ihre Jagdgründe beschützt, nennen sie dich ihren Anführer und bringen dir Geschenke«, erwiderte er. Denn selbst die aufsässigsten Jäger achteten Kronas Wort und erkannten die Gerechtigkeit seines harten Urteils an.
    Krona überlegte. »Einverstanden«, sagte er schließlich. »Von heute an bin ich Krona, der Schutzherr der Jagdgründe.« Magri erhob sich und führte die beiden Mädchen nach vorn. Krona sah jetzt, daß sie die Pubertät gerade hinter sich hatten. Beide waren hübsch und dunkel, kleine, geschmeidige, leichtfüßige Gestalten. »Zwei von euren jungen Männern brauchen Frauen«, sagte er. »Nehmt diese hier.«
    Tatsächlich hatten zwei der jungen Bauern noch keine Frauen. Krona betrachtete die beiden Mädchen entzückt und erkannte sogleich, wie klug das Geschenk des alten Mannes war. »Sie müssen eure Lebensart lernen«, sagte Magri, »du wirst sie unterweisen.«
    »Wir nehmen euer Geschenk an«, erwiderte Krona. Und als die Jäger aufstanden

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