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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Triumph.
    »Wollt Ihr Euch die Sache nicht noch einmal überlegen, Mr. Shockley?« fragte Forest.
    »Da gibt es nichts zu überlegen.«
    Der Lord seufzte: »Nun gut, dann muß ich Euch sagen, daß es meiner Ansicht nach unklug wäre, wenn Ihr weiterhin auf Eurem Posten bleiben würdet. Die Gemüter entzünden sich rasch an solchen Themen, wißt Ihr? Wir müssen vorsichtig sein. Ich werde mit den anderen Direktoren sprechen, aber Ihr solltet Euch als Eures Postens enthoben betrachten.« Ralph sah ihn verständnislos an. Er hatte nicht gedacht, daß es soweit kommen könnte. Hatte Forest überhaupt die Macht, das zu entscheiden? Er überlegte, wer außer dem alten Bischof die anderen Direktoren waren, doch als er an die ausgedehnten Besitzungen und die Beziehungen des Lords dachte, wurde ihm seine eigene Dummheit bewußt. Natürlich konnte Forest das! Es war typisch für Porteus, daß er in diesem Fall wieder einmal aufs Ganze gegangen war.
    »Aber… meine Frau und meine Kinder!« brach es aus ihm heraus. »Oh, endlich denkst du an sie!« rief Porteus und wandte sich an den Lord. »Ich werde mich natürlich darum kümmern, daß sie versorgt sind.«
    »Das ist alles, meine Herren«, sagte Forest. Es war die Aufforderung an die Besucher, sich zu verabschieden.
    Thaddeus Barnikel fand schließlich heraus, was sich abgespielt hatte. Es war weit schlimmer, als er befürchtet hatte.
    »Porteus hat schon einige Eltern der Schüler vor Euch gewarnt und den Bischof ebenfalls«, berichtete er Ralph. »Selbst ohne Forest hätte man Eure Entlassung verlangt, gegen die nichts zu machen gewesen wäre. Der Kanonikus hat gute Arbeit geleistet.«
    »Und wenn ich einen Rückzieher mache und mich bei ihm entschuldige?« fragte Ralph kleinlaut.
    »Zu spät, fürchte ich. Sein Gemüt ist wie ein Schraubstock.« Barnikel verzog das Gesicht. »Ich muß Euch sagen, daß Euch gegenwärtig niemand in Sarum anstellen würde.«
    Am späten Vormittag ließ Forest Ralph nochmals kommen. Die Unterredung fand im selben Raum statt wie die vorige. »Wie ich höre, hat der Kanonikus ganz Sarum gegen Euch aufgewiegelt. Es war mir selbst nicht klar, wie weit er es treiben würde«, gestand der Lord.
    Ralph nickte bedrückt.
    »Das geht vorüber«, meinte Forest. »Ihr müßt Geduld haben. In der Zwischenzeit solltet Ihr an einen Posten außerhalb von Sarum denken. Meine Enkel brauchen einen Hauslehrer, und ich halte Euch für geeignet. Ihr bezieht dort das gleiche Gehalt wie hier, aber Eure Frau sollte am besten in Salisbury bleiben.«
    »Habt Ihr keine Bedenken, daß ich aus den Kindern Revolutionäre machen könnte?« fragte Ralph verbissen.
    Forest gestattete sich ein kleines Lächeln. »Da besteht wohl geringe Gefahr.«
    »Ich akzeptiere, doch möchte ich klarstellen, daß ich so rasch wie möglich nach Sarum zurückkehren will.«
    »Das verstehe ich.« Der Lord sah ihn nachdenklich an. »Doch im derzeitigen politischen Klima dürft Ihr Euch keine falschen Hoffnungen machen. Es wird wohl eine Zeit dauern.«
    Ralph ließ den Kopf hängen. »Ich glaube, Lord Forest, daß ich mich sehr töricht benommen habe«, meinte er ehrlich.
    Es gab einen traurigen Abschied zwischen Ralph Shockley und Agnes. Da stand diese Frau, die sich aus dem ganzen Streit herausgehalten hatte. Sein Schuldgefühl verunsicherte ihn.
    Und Agnes sah in diesem Augenblick einen unreifen Jungen vor sich. Ich kann nur abwarten, bis er ein bißchen klüger wird, überlegte sie. Wenn er unstet war, mußte sie fest bleiben. Laut sagte sie: »Ich hoffe, daß du bald zurückkommst.«
    »Du wirst mich doch besuchen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, wir warten hier auf dich.« Er merkte, daß sie eine überlegene moralische Haltung einnehmen wollte. »Da könnt ihr lange warten.«
    »Das hoffe ich nicht.« Sie sah zu Boden; sein Ton verletzte sie. Ralph sprach kein Wort mehr mit Porteus, aber er besuchte seine Schwester Frances.
    »Ich konnte ihn nicht davon abhalten«, erklärte sie ihm betrübt. »Eine ganze Nacht lang habe ich mit ihm diskutiert.« Sein Herz war schwer, als er sie ansah.
    »Ich bitte dich inständig, mein lieber Bruder, welche Ansichten du in Zukunft auch haben magst, behalte sie für dich, um unser aller willen.«
    Darauf konnte er nichts sagen.
    Nach dem Abschied von seiner Frau und von Frances hatte Ralph noch ein kurzes Gespräch mit Barnikel. »Meine Frau wird jetzt viel allein sein, Doktor. Vielleicht bin ich zwei Jahre fort. Darf ich sie Euch

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