Sarum
nie wieder unter englischer Herrschaft.«
Im Sommer des Jahres 1805 kamen die Ereignisse schließlich in Gang. Bei der französischen Flotte unter Villeneuve schien ein Angriff in der Luft zu liegen, doch erst einmal mußte sie versuchen, die Engländer loszuwerden. Villeneuve stach in See, dann machte er ein Ablenkungsmanöver in Richtung auf die Westindischen Inseln. Nelson folgte ihm; Villeneuve machte kehrt. Es war ein Katz-und-Maus-Spiel. Nelson nahm Kurs auf Gibraltar, Villeneuve fuhr nordwärts auf den Kanal zu, doch ein weiterer englischer Verband zwang ihn zur Umkehr. Nelson segelte nach England zurück.
Am 14. August lief Villeneuve Cadiz an, wo die Flotte Admiral Collingwoods auf Beobachtung lag.
»Ihr sollt Kurs auf Portsmouth nehmen«, wurde Kapitän Blackwood informiert. »Sagt unsern Leuten dort so rasch wie möglich, daß Villeneuve hier ist.«
So spielte die kleine Fregatte Euryalus den ersten Teil ihrer außergewöhnlichen Rolle in der Geschichte: Sie eilte mit vollen Segeln dem großen Admiral Nelson entgegen und erreichte die Insel Wight am 1. September. Am nächsten Morgen meldete sich Blackwood bei Nelson in Merton, dann bei der Admiralität.
Am 9. August, kurz bevor die Euryalus ihre Rückfahrt antrat, erklärte Österreich Frankreich den Krieg.
Napoleon ergriff unverzüglich Maßnahmen. Er wollte die Allianz auf dem Festland angreifen und vernichten. Um das zu erreichen, mußte er seine große Armee, die England bedrohte, von Boulogne abziehen. Dies tat er, wie üblich, mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Am Tag, als die Euryalus die Insel Wight passierte, war Boulogne nahezu geräumt. Doch für Nelson, der nun uneingeschränktes Kommando über die Kriegsflotte hatte, spielte das keine Rolle.
Wenn es ihm gelänge, die französische Flotte auf einen Schlag zu zerstören, hätte er Napoleon für alle Zukunft an einem Übergriff auf England hindern können. Genau das war Nelsons Ziel, seine Mission. Am 15. September 1805 legte Nelsons Flaggschiff Victory von Spithead ab, mit ihm Kapitän Blackwoods kleiner Fregattenverband: Euryalus, Phoebe, Naiad, Sirius, der Schoner Pickle und der Kutter Entreprenente. Sie vereinigten sich vor Cadiz mit der restlichen Flotte am 28. September, an Nelsons siebenundvierzigstem Geburtstag. Dann warteten sie drei Wochen, während die Euryalus den Vorposten besetzte.
Tag und Nacht hatte die kleine Fregatte die Hafenmündung im Blickfeld, während Nelson mit seiner Flotte von siebenundzwanzig großen Kriegsschiffen geduldig am Horizont verharrte. Hinter der Fregatte lagen in Abständen die Schwesterfregatten, um die Nachrichten an die Flotte weiterzugeben.
»Was siehst du, Wilson aus Christchurch?« Diese häufig wiederholte Frage sollte Peter sein Leben lang nicht mehr aus dem Kopf gehen. »Noch nichts, Sir.«
Nach diesen drei Wochen endlich entdeckte Peter Wilson einen fernen Mast an der Hafenmündung, dann einen zweiten und dritten. »Sie laufen aus!« schrie er aufgeregt, bevor er sich verbesserte: »Feind in Sicht!« Innerhalb von Sekunden waren Kapitän Blackwood und sämtliche Offiziere an Deck und richteten ihre Teleskope auf die Stelle.
»Nähern sie sich, Sir?« hörte Peter Robert Wilson fragen. Da kam, sehr ruhig, Blackwoods Antwort: »Noch nicht, glaube ich.« Und dann blickte der Kapitän gegen alle Regeln nach oben: »Gut gemacht, Wilson aus Christchurch.«
Blackwood hatte recht; drei weitere Tage verharrte Villeneuves Flotte an der Hafenmündung. Am 20. Oktober kamen sie schließlich: Vierunddreißig große Schiffe glitten in Kiellinie majestätisch ins offene Meer, jedes einzelne von ihnen hätte die kleine Fregatte mit einer Feuerung aus den Weitschußkanonen ausradieren können.
Die Flotte nahm südlichen Kurs, am Kap Trafalgar vorbei, auf Gibraltar zu. Die Euryalus folgte ihr so nahe wie möglich, während Nelsons Hauptflotte am Horizont auf der Lauer lag.
Sie beobachteten den Feind, der ständig manövrierte, Tag und Nacht. Jedesmal wenn Villeneuves Schiff den Kurs änderte, gab die Euryalus ein Signal. Jede Stunde brannte sie ein blaues Leuchtfeuer ab, um der englischen Flotte anzuzeigen, daß sie auf Posten war. Jedes Signal wurde erwidert, von Fregatte zu Fregatte durch die Kette der Schlachtschiffe bis hin zur Victory.
Schließlich fuhr Nelson aufs offene Meer und hielt auf den Feind zu. Nun führte er sein seit Monaten geplantes Manöver durch; er teilte seine eigene Streitmacht in zwei Teile: den auf der Luvseite befehligte er
Weitere Kostenlose Bücher