Sascha - Das Ende der Unschuld
soll das alles? Du wusstest, dass ich schwul bin und der Sex niemals Nummer eins bei uns sein kann. Ich erinnere dich nur daran, dass du mich nicht unter Druck setzen wolltest. Was ist daraus geworden? Außerdem, was ist schlimm daran, eine richtige Familie haben zu wollen? Vor kurzem hast du gesagt, ich würde noch oft meine Meinung ändern. Jetzt, wo du siehst, dass ich zu dem Kind stehe, ist es auch wieder falsch.“
„Der Sex nicht Nummer eins? Er ist nicht mal Nummer hundert. Zu dem Kind willst du stehen, da hast du’s. Und wo bleibe ich? Von unter Druck setzen kann wohl kaum die Rede sein, wenn ich einmal in vier Monaten mehr von dir will als über das Baby zu reden. Versuch’ nicht, dich rauszureden. Du bist ein solcher Schwächling und ich bin es dir nicht wert, dir ein wenig Mühe zu geben.“
Jetzt hob auch Sascha seine Stimme.
„Mühe? Sex hat doch nichts mit Mühe zu tun. Sex soll Spaß machen.“
„Ach ja? Und mit mir macht er das nicht? Das willst du doch sagen, oder etwa nicht. Ich kann mir keinen Penis wachsen lassen, nur damit du was zum Lutschen hast. Meinst du, für mich ist der Sex mit dir das Maß aller Dinge? Es gibt verdammt noch mal Bessere als dich.“
Sie schien sich noch steigern zu wollen. Er entgegnete:
„Und wieso willst du es dann unbedingt? Ich meine, wenn etwas nicht gut ist, dann will ich es auch nicht.“
„Ich will mich begehrt fühlen wie jede Frau. Es ist wahrhaftig nicht viel, was ich von dir will. Aber nicht einmal dazu bist du in der Lage. Da liest du lieber die perversen Zeitschriften aus deinem Nachttisch und masturbierst dir die Seele aus dem Leib in Gedanken an die Hintern von anderen Jungs.“
Sascha merkte, dass er wieder Richtung eines Wutausbruchs trieb. Er hatte während der Enthaltsamkeit der letzten Monate vollkommen vergessen, dass er diese Hefte noch aufbewahrte. Ein letztes Mal versuchte er noch, sie zu beruhigen.
„Bitte, Steffi, hör auf. Lass es gut sein, es bringt doch nichts, wenn wir uns gegenseitig niedermachen.“
„Wieso gegenseitig? Du hast wohl keinen Grund zur Klage. Ich trage für dich sogar ein Kind aus. Was willst du noch? Ein bisschen Liebe als Gegenleistung, das ist alles, um was ich dich bitte. Aber das ist schon zuviel verlangt. Vermutlich sollte ich dafür beten, dass es kein Junge wird. Denn du wirst wahrscheinlich schon von Geburt an mit ihm den Sex machen wollen, den du mit mir nicht willst.“
Jetzt platzte Sascha der Kragen. Er schrie zurück:
„Hör auf, eine solche Scheiße zu reden. Du weißt ja nicht, was du da sagst.“
„So? Weiß ich nicht? Glaub mir eins, wenn du unser Kind einmal anrührst, bringe ich dich in den Knast. Aber vorher hacke ich dir deinen krankhaften Pimmel ab.“
Sascha wusste sich nicht mehr zu helfen, er machte einen Schritt auf sie zu, holte aus und schlug ihr mitten ins Gesicht. Sie prallte zurück, landete auf einem Sessel und begann zu weinen. In Sekundenbruchteilen war er wieder er selbst. Er kniete vor ihr nieder und legte seine Hand auf ihr Bein.
„Steffi, es tut mir Leid, das wollte ich nicht. Oh Gott.“
Einen Moment lang sah es aus, als kämpfe auch er mit den Tränen. Aber es blieb bei dem wehmütigen Blick seiner übergroßen dunklen Augen, der sein Bedauern ausdrückte. Sie wich ihm nicht aus, sondern zog sich noch mehr zusammen. Dann sprang sie plötzlich auf und rannte ins Bad, wo sie hinter sich abschloss. Er folgte ihr und empfand plötzlich Angst, als er sie würgen hörte.
„Ist alles in Ordnung? Bitte, Schatz, mach die Türe auf.“
Er hörte sie stöhnen und schlug gegen die Tür.
„Mach auf. Ich habe es nicht so gemeint...“
Es verging eine Viertelstunde, in der sie sich nicht rührte. Sascha saß vor der Tür und wartete voll Angst und Selbstvorwürfen. Er hatte es aufgegeben, sie zum Öffnen bewegen zu wollen. Trotzdem stieg natürlich seine Sorge um sie ständig an. Schließlich jedoch drehte sich der Schlüssel und sie stand hinter ihm. Er sprang auf und einen Moment lang sahen sie sich an. Dann zog er sie an sich und sie ließ sich dies auch gefallen. Er brachte sie ins Bett und erfuhr, dass sie Bauchschmerzen hatte. Die restliche Nacht über machte Sascha kein Auge zu. Er beobachtete Stefanie und reagierte mit erhöhtem Puls auf den kleinsten Seufzer, den sie im Schlaf von sich gab.
Am nächsten Morgen wollte er bei ihr bleiben. Aber sie bestand darauf, dass er zur Arbeit ging. Und so stand er wie immer in der Küche der Metzgerei und dachte beim
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