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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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platziert, dass ihn kein Luftzug treffen konnte. Sascha kaufte Stofftiere ohne Ende, das größte war eine beinahe zwei Meter hohe Stoffgiraffe, die gleich neben der Tür stand. Bauklötzchen, ein Mobile in Form von Wolken und Sternen. Glockenspiele mit verschiedenen Schlafliedern, eine Pumuckluhr und selbst ein Kunststoffauto, das sein Nachwuchs wohl erst mit drei Jahren würde benutzen können. All das stand an wohl durchdachten Plätzen im Zimmer. Er werkelte herum, schloss ein Babyphon an und stellte es versuchsweise an sieben verschiedene Punkte, um auch sicherzustellen, dass es den kleinsten Ton des Kindes sofort in Schlaf-und Wohnzimmer, sogar in die Küche und ins Bad übertragen würde. Sascha vermisste die Abende außer Haus nicht. Sobald er mit allen Arbeiten fertig war, verschwand er oft die halbe Nacht im Kinderzimmer. Er saß im Dunklen auf dem Bärenteppich an der Wand und malte sich aus, wie es sein würde, wenn sein Sohn auf der Welt war. Er würde alles für ihn tun, mit ihm seine gesamte freie Zeit verbringen. Unter seiner Anleitung würde der Kleine laufen lernen, schwimmen, Fußball spielen. Er würde ihm ein liebevoller Vater sein, der niemals die Hand gegen ihn heben und ihn schlagen würde. Sascha achtete sehr darauf, dass Stefanie die Vorsorgetermine einhielt, die im Mutterpass vermerkt waren. Was ihn dabei immer wieder maßlos ärgerte war, dass seine Frau ihn niemals mitnahm. Stefanie hatte sich ausgebeten, wenigstens zum Arzt allein und selbstständig gehen zu dürfen. Und so brachte er sie nur hin und holte sie wieder ab.
    ✵
    So verging die Zeit bis Ende Juli. Stefanie war jetzt im vierten Monat. Sascha beobachtete sie genau, sie war tatsächlich etwas dicker geworden, auch wenn ihr Bauch noch immer kaum der Rede wert war. Er würde wohl bald beginnen, richtig rund zu werden.
    Heute war sie wieder beim Gynäkologen gewesen und brachte ein Ultraschall-Polaroidbild des Fötus mit. Sascha wollte das Foto gar nicht mehr aus der Hand legen. Er war fasziniert von der Vorstellung, dass in Stefanies Körper ein Leben wuchs, das er gezeugt hatte. Jetzt hatte er zum ersten Mal etwas in der Hand, das ihm dieses Kind von der abstrakten Position in Stefanies Bauch visuell näher brachte. Er studierte selbst das kleinste Detail des Bildes, verglich es mit den Abbildungen in Schwangerschaftsbüchern und versuchte, anhand eines Geburtskalenders den Tag die Niederkunft zu errechnen.
    „Weißt du eigentlich, dass der Kleine jetzt ungefähr achtzehn Zentimeter lang und hundertacht Gramm schwer ist?“
    „Natürlich weiß ich das. Es wächst in mir, hast du das vergessen? Mir tut der Rücken weh, nicht dir. Mir wird morgens schlecht, nicht dir. Hör doch mal auf, aus jeder kleinen Neuerung einen Welt bewegenden Akt zu machen.“
    Stefanie war gereizt. Sascha wusste jedoch aus seinen Büchern, dass dies in der Schwangerschaft öfter vorkommen konnte und man es nicht überbewerten sollte. Deshalb fuhr er gegen diesen Angriff unempfindlich fort:
    „Darf ich wenigstens mit zum Arzt kommen, wenn er feststellen kann, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?“
    „Wozu? Willst du eine Abtreibung, wenn es ein Mädchen ist? Dafür ist es jetzt zu spät.“
    „Bitte, Stefanie, sag doch so was nicht. Ich bin nur gespannt. Du denn nicht?“
    „Du regst mich auf. Alles dreht sich nur ums Baby. Ich bin doch auch noch da.“
    „Aber ich kümmere mich doch um dich.“
    „Natürlich tust du das. Du schiebst mir die richtigen Speisen und Getränke ein, damit es dem Kind gut geht. Nicht, weil du mir etwas Gutes tun willst. Wenn es mir dreckig geht, tue nicht ich dir Leid, du hast Angst um das Baby. Damit deinem Kind nichts passiert, darf ich mich nicht unnötig bewegen. Du siehst in mir doch nur noch eine Brutmaschine. Was passiert denn, wenn es da ist? Dann tauge ich genau noch so lange, wie ich ihm die Brust gebe, dann kann ich in den Wind schießen.“
    Sascha fühlte sich sehr ungerecht behandelt, aber er hielt sich zurück und antwortete nur:
    „Du weißt, dass das nicht wahr ist. Es ist unser beider Kind, du gehörst zu mir und wir beide gehören zu unserem Kind.“
    Damit entschwand er in die Küche, um eine große Schüssel Salat vorzubereiten. Vorerst war er der Diskussion ausgewichen, aber sie begann genau in dem Augenblick von Neuem, als Stefanie nach dem Fernsehfilm ins Bett und er ins Kinderzimmer ging. Gerade war er dabei, die Gardinenstangen anzubringen, als Stefanie hinter ihm das Zimmer betrat. Er

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