Sascha - Das Ende der Unschuld
wurscht, wo sie gefunden wird oder meinst du nicht?“
„Ich bringe sie jedenfalls nicht raus. Mach du es, wenn du es unbedingt willst.“
Sascha floh kurz hinaus, aber Marc folgte ihm und brachte ihn zurück. Sie stritten weiter und tranken dabei Bier. Es schien wie verhext, niemand der anderen Kids tauchte auf, obwohl sie sich ansonsten die Klinke in die Hand gaben. So kam es, dass die Sache tatsächlich endgültig auch an Sascha hängen blieb. Dieser hatte inzwischen vier Dosen Bier getrunken. Er wollte sich den bevorstehenden Horrortrip mit Alkohol erleichtern, was jedoch nur halb gelang. Sobald es dann soweit war und Marc Anstalten machte, das Mädchen aufzurichten, wurde Sascha übel und er musste sich übergeben.
Als er aus dem Bad zurückkam, hatte Marc die Tote wie eine Puppe auf den Stuhl gesetzt
„Das wird schwierig, sie ist nicht mehr sehr biegsam.“
Draußen war es bereits dunkel, als die beiden Jungs das Mädchen schließlich zwischen sich trugen, jeder hielt eine der eisigen Hände über seiner Schulter fest. Als sie losgingen, schleiften die Füße der Toten über den Boden.
Auf der Straße begann Marc, laut zu singen und torkelte, als könne er sich kaum auf den Beinen halten. Sascha hatte Schwierigkeiten, mitzuhalten und war völlig erschöpft, als sie in der kleinen Unterführung neben dem Bahnhof ankamen.
Dort luden sie ihre traurige Last ab und machten sich gleich anschließend auf den Rückweg. Sascha hatte das Bedürfnis zu duschen. Er wusch sich, bis seine Haut brannte und als er später zu schlafen versuchte, sah er immer das aschfahle Gesicht der Toten vor sich und glaubte, ihre kalte Hand in seiner zu spüren.
In den folgenden Tagen erfuhren die beiden Jungs, dass die Polizei wegen des Leichenfundes ermittelt hatte. Sie fand jedoch keinerlei Hinweise, die sie in das Zimmer führten. Von dieser Seite waren also keine Schwierigkeiten mehr zu erwarten. Trotzdem lag der Schatten des Geschehenen beiden auch weiter auf der Seele. Während es bei Marc wenigstens äußerlich so aussah, als ob er einfach wieder zur Tagesordnung übergehen könne, hatte Sascha Probleme mit der Erinnerung. Immer, wenn sein Blick auf die Matratze fiel, begann er zu zittern. Er kam kaum zur Ruhe und hatte Alpträume, die ihn immer wieder aus dem Schlaf rissen.
Marc ließ ihn in Ruhe, verlangte auch weiterhin nicht, dass er mit Freiern ging und schaffte allein Geld heran. Er konnte es kaum ertragen, dass es Sascha schlecht ging, fühlte sich auch weiterhin verantwortlich für seinen Freund. Er ließ es sich meistens nicht anmerken, aber selbst wenn Sascha auch künftig auf seine Kosten lebte, würde sich diese Situation von Marc aus nicht ändern. Natürlich beschwerte er sich, sagte dass es so einfach nicht weitergehen könne und er nicht die Caritas sei. Trotzdem zog er Sascha weiter mit durch.
Es kam der Tag, an dem Sascha wie so oft in letzter Zeit ziemlich viel getrunken hatte. Sie zogen ziellos durch die Innenstadt, fielen überall allein schon durch ihr lautes Johlen auf und gegen Abend konnte Sascha kaum noch geradeaus gehen. Er brauchte diesen Alkoholpegel, um seit dem Vorfall mit dem Junkie in seiner freiwillig gewählten Notunterkunft einschlafen zu können. Es ergab sich, dass an diesem Abend ein Freier alles versuchte, um Sascha zu bekommen. Er ließ sich auf nichts ein, wollte Marc nicht als Ersatz und versprach mit Engelszungen, dass es ihm genüge, wenn Sascha es ihm mit der Hand mache.
Es war wohl zum größten Teil dem Alkohol zuzuschreiben, dass Sascha schließlich nachgab. Er hörte weder auf Marc, der ihm in diesem Falle dringend abriet, noch auf die leise Stimme seines trotz Schnaps noch vorsichtigen Unterbewusstseins. Herablassend meinte er zu Marc gewandt, dass er sich schließlich nicht immer dessen Klagen anhören wolle, wenn er nichts verdiene. Außerdem solle Marc auch ihm ein wenig Menschenkenntnis ruhig zugestehen. Sein Freund widersprach daraufhin nicht mehr, ließ Sascha jedoch auch nicht aus den Augen. Dies blieb so, bis die beiden sich verabschiedeten.
Sascha folgte dem Mann zu dessen Auto und fühlte sich aufgrund der devoten Haltung des Freiers im Vorteil. Der machte dem Jungen auch weiterhin dauernd Komplimente, bewunderte seine hochgewachsene, schlanke Figur, die schwarzen Locken sowie sein schmales, schön geschnittenes Gesicht mit der perfekt geformten Nase. Immer ausgiebiger bedeckte er sein Haupt mit Asche, gab Sascha das Gefühl, ein kleiner Gott zu sein, der
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