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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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den Schein, als sehe er ein ekliges Insekt. Er empfand das Geld wie einen Schlag ins Gesicht.
    Fieberhaft begann er, das wahrscheinliche Geschehen zu rekonstruieren und lag sofort richtig. Claus hatte ihn verlassen, weil er keineswegs bereit war, so zu tun, als sei alles in Ordnung. Er wollte Sascha nicht mit Freiern teilen.
    Dieser dachte nicht lange nach, sondern griff sofort zum Telefonhörer. Sechsmal sprach er in der sich anschließenden Stunde auf Claus’ Anrufbeantworter, bat um einen Rückruf. Eigentlich wusste er bereits, dass keine Resonanz erfolgen würde. Aber er musste mit seinem Freund reden, nur so rechnete er sich eine Chance aus. Also versuchte er es in der Firma. Claus’ Sekretärin kannte ihn schon, freundlich bat sie um Geduld und stellte den Anruf auf Warteschleife. In Erwartung, bald Claus’ verärgerte, aber vertraute Stimme zu hören, lauschte Sascha einige Minuten lang den Klängen von Mozart. Dann jedoch meldete sich erneut die Sekretärin, diesmal war ihre Stimme reserviert. Kühl gab sie Sascha zu verstehen, dass Claus jetzt und auch in Zukunft nicht mehr für ihn zu sprechen sein würde und er sich weitere Telefonate sparen könne. Dann war die Verbindung unterbrochen, sie hatte aufgelegt. Sascha warf den Hörer quer durchs Wohnzimmer, wobei dieser sich in seine Bestandteile auflöste.
    Er hatte den Drang, irgendetwas zu tun, wollte nur eines erreichen – Claus sehen und ihm alles erklären. Überhastet zog er sich an. Er stieg in den nächsten Bus und fuhr nach Köln. Er hatte beschlossen, sich in Claus’ Werbefirma nicht abwimmeln zu lassen, aber er sollte feststellen, dass er nicht einmal hineinkam.
    So trieb er sich den ganzen Tag in der Nähe des geparkten Mercedes herum, um seinen Freund abzupassen. Als er ihn trotz aller Ausdauer nicht zu Gesicht bekam, beschloss er schließlich erst gegen ein Uhr in der Nacht schweren Herzens, zurück nach Wesseling zu fahren. Claus’ Angestellte waren schon seit Stunden fort und auch wenn er wusste, dass sein Freund oft bis spät in der Nacht arbeitete, glaubte er jetzt eher, er habe ihn einfach verpasst. Fast dreizehn Stunden hatte er gewartet, er war hungrig und zum Umfallen müde, seine Füße wollten ihn nicht mehr tragen und er fror.
    Doch bevor er sich in Richtung Bahnhof in Bewegung setzte, warf er noch einen letzten Blick zurück. Es war genau der Moment, in dem Claus in den Wagen stieg. Vergessen war Saschas Erschöpfung, er sprintete los und schaffte es, die Wagentür aufzureißen, bevor Claus losfahren konnte.
    „Gib mir einen Moment, um dir alles zu erklären, bitte“, rief er außer Atem aus.
    Claus schaute ihn mit einem Blick an, der nicht darauf schließen ließ, dass er ihn überhaupt erkannte.
    „Was machen Sie denn? Schließen Sie die Tür, Sie werden sich verletzen, wenn ich anfahre.“
    Dann gab er Gas und Sascha musste die Tür loslassen. Mit allem hatte Sascha gerechnet. Beschimpfungen, Vorhaltungen – in jedem Falle hatte er sich die passenden Antworten zurechtgelegt. Aber das hier setzte ihn schachmatt. Mit offenem Mund spürte er, wie ihm die Tür aus der Hand gerissen wurde, dann sah er nur noch die Rücklichter. Jetzt erst rannte er hinter dem Wagen her.
    „Claus – bleib’ hier. Du kannst mich doch nicht einfach hier stehen lassen. Was ist mit uns? Claus, komm zurück. Wenigstens das bist du mir schuldig.“
    Er lief und blieb erst stehen, als er nicht mehr weiter konnte. Lange schon war der Mercedes außer Sicht. Er stand mitten auf der zu dieser Zeit leeren Fahrbahn, beugte sich nach vorn und stützte seine Hände auf die Schenkel, um nach Luft zu ringen. Sein verletztes Knie schmerzte wieder. Und plötzlich machte seine Hilflosigkeit ihn zornig.
    „Dann fahr doch, du Scheißkerl. Du bist genauso ein Wichser wie alle anderen. Ich hasse dich, hörst du mich? Du hast mir nie was bedeutet. Nie. Du Bastard, verrecken soll ich, wenn ich jemals wieder mit dir rede“, brüllte er über die nächtliche Straße.
    „Ruhe da unten. Sonst ruf ich die Polizei. Rechtschaffene Bürger wollen schlafen“, rief jemand aus einem der Fenster über Sascha und er kehrte teilweise zurück in die Realität.
    „Halt die Schnauze, Arschloch.“
    Langsam, mit hoch gezogenen Schultern, gesenktem Kopf und tief in die Jeanstaschen geschobenen Händen machte er sich nun doch auf den Weg zum Bahnhof. Seine Gedanken blieben bei Claus, mittlerweile war sein Zorn der Resignation gewichen.
    Er verbrachte die sich anschließende lange,

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