Sascha - Das Ende der Unschuld
Ausschluss aus Claus’ direktem Lebenskreis ihn verletzte.
Für den Älteren verschwammen mittlerweile die Grenzen zwischen seiner zweifelsfreien Zuneigung zu Sascha und dem Zwang, sich bestrafen zu müssen. Er konnte jedoch vorübergehend mit seinem jungen Freund glücklich sein, auch wenn dies nie sehr lange andauerte. Denn überraschend tauchte er von Zeit zu Zeit plötzlich in diese andere Dimension, in die Welt seiner Mutter, ein. Es geschah immer dann, wenn die Bedrängnis durch seine verbotene Beziehung zu stark wurde. Dann jedoch prallten seine Liebe zu Sascha und der Hass auf seine eigene Inkonsequenz jedes Mal mit äußerster Macht aufeinander und er sah seinen Freund mehrere Tage nicht, weil seine Schuldgefühle es einfach nicht zuließen. Sascha selbst lebte nur noch für seine Beziehung mit Claus. Über Tag verdiente er auf die alt bewährte Weise seinen Lebensunterhalt. Abends war er ausschließlich für seinen Freund da. Das schränkte die Verdienstmöglichkeiten ziemlich ein, er kam gerade über die Runden. Aber das war es ihm wert.
Sascha wusste inzwischen, dass er Claus wirklich liebte, konnte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Aber genau wie dieser sprach er vorsichtshalber nicht darüber. Zu sehr fürchteten beide noch immer, sich eine Blöße zu geben. Trotzdem bewies die Körpersprache von beiden viel beredter als tausend Worte ihre Verbundenheit, sobald sie zusammen waren.
✵
Es war wieder einmal Samstag. Claus konnte aus geschäftlichen Gründen erst abends kommen. Sascha nutzte die Zeit, um ein paar Freier abzufertigen. Der Letzte verließ seine Wohnung gegen siebzehn Uhr, also eine Stunde vor Claus’ verabredetem Eintreffen. Sascha glaubte, er habe noch genügend Zeit zum Aufräumen. Er war dabei, die Bettwäsche in die Waschmaschine zu schieben, als er den Schlüssel im Schloss hörte und weiß um die Nase wurde. Er fuhr hoch.
„Claus?“
„Ja. Wer sonst?“
„Ich bin im Bad.“
Sascha schloss die Maschine und hoffte, Claus würde zu ihm kommen und nicht zuerst ins Schlafzimmer gehen, wo auf dem Nachttisch noch die Utensilien des letzten Geschäftsverkehrs lagen. Es dauerte eine Weile und er schaute auf den Gang. Claus war verschwunden.
„Wo bist du denn?“
Jetzt erst kam er aus dem Schlafzimmer heraus. Sascha hielt den Atem an. Was hatte er gesehen? Aber sein Freund kam auf ihn zu, um ihn zu umarmen.
„Hallo.“
„Du kommst früh. Ich bin mit dem Aufräumen noch gar nicht ganz fertig.“
„Ich hab’s gesehen. Ich helfe dir, das Bett zu überziehen.“
Anscheinend hatte Claus nichts entdeckt und Sascha sauste an ihm vorbei ins Schlafzimmer, wo er die Kondomhüllen und die Tube K-Y blitzartig und so unauffällig wie möglich in die oberste Nachttischschublade rutschen ließ.
Anschließend, Claus war gerade dabei, ein Kopfkissen zu überziehen, und es stand nicht zu erwarten, dass er ihm folgte, ging Sascha in die Küche. Dort wollte er die Cognacgläser verschwinden lassen, aber gerade, als er eins davon in der Hand hielt, stand Claus hinter ihm.
„Machst du bitte einen Kaffee? Ich bin ziemlich müde und ich will doch noch etwas vom Abend haben.“
Sascha fuhr herum und versteckte das verräterische zweite Glas umständlich hinter seinem Rücken. Claus kam auf ihn zu und zog ihn an sich. Sascha trat auf das Pedal des Mülleimers hinter sich und ließ das störende Glas hineinfallen. Jetzt konnte er Claus’ Zärtlichkeit endlich erwidern, was er auch ausgiebig tat. Trotzdem fragte sein Freund:
„Was ist los mit dir? Du wirkst nervös.“
„Wie kommst du denn darauf? Ich ärgere mich nur, dass ich noch nicht fertig bin. Ich wollte doch für dich da sein.“
In diesem Moment klingelte es an der Tür und Sascha fuhr zusammen.
„Willst du nicht aufmachen?“
Claus gab Sascha frei und schaute ihn aufmunternd an.
„Nein ... nein. Ich weiß nicht, wer das sein könnte, außerdem will ich mit dir allein sein.“
Es klingelte erneut, diesmal allerdings schon wesentlich aggressiver. Sascha begann, innerlich zu beben. Es gab, da er momentan keine anderen Kontakte hatte, nur die Möglichkeit, dass es ein Freier war.
„Komm schon, tu so, als würdest du nichts hören.“
Er zog Claus an sich und küsste ihn. In diesem Moment hämmerte jemand gegen die Tür, während es auch weiterhin unaufhörlich klingelte. Claus schob ihn von sich.
„Also, mir geht das auf die Nerven, dir nicht? Geh zur Tür, damit das aufhört. Oder hast du etwas zu
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