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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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weiteres Mal nach Wesseling zurück. Er kam gerade zur Haustür herein, als er das Telefon klingeln hörte. Hektisch ließ er die Tür offen, den Schlüssel fallen und hetzte an den Apparat. Wer anders als Claus sollte ihn anrufen? Außer Atem meldete er sich. Aber es war nicht Claus. Es dauerte eine Weile, bis Sascha seine Enttäuschung heruntergekämpft und begriffen hatte, um was es überhaupt ging.
    Am anderen Ende meldete sich Claus’ Sekretärin, sie entschuldigte sich für die Störung und fragte dann unverblümt, ob Claus bei ihm sei. Sie erklärte diese Frage damit, dass man sich in der Firma keinen Rat mehr wisse, da der Chef seit mehreren Tagen verschwunden war. Es hatte keine Vorankündigung seines Fernbleibens gegeben und man machte sich allmählich Sorgen. So etwas hatte es noch nie gegeben.
    Da in der Firma bereits länger die Vermutung kursierte, dass es eine besondere Bindung zwischen dem jungen Mann, der Claus oft anrief, und dem Boss geben könne, wählte die Sekretärin Saschas Nummer, die sie in Claus’ Auftrag so oft verbunden hatte. Sie hoffte darauf, durch Sascha mehr über den Verbleib von Claus David zu erfahren. Dieser jedoch war genauso ratlos, deshalb wurde das Gespräch schon bald beendet. Als Sascha den mit Klebeband wieder zusammengefügten Hörer sinken ließ, überlegte er nur kurz, bevor er wieder einmal in blinden Aktionismus verfiel. Irgendwas war passiert, etwas Unvorhersehbares war geschehen. Und er musste Claus suchen.


    Schon eine Stunde später hatte er die Schwarzfahrt per Bus und Bahn hinter sich und war über die Mauer auf Claus’ Grundstück geklettert. Er musste das Aluminiumgitter nur zur Seite schieben, da er das Sägen bereits an einem der vergangenen Tage erledigt hatte. Mit einem Stein schlug er das Fenster ein und hatte trotz seiner schmalen Statur Schwierigkeiten, sich durch die kleine Öffnung zu zwängen. Als er sich hinunter in den Keller rutschen ließ, verletzte er sich an den Scherben, aber es war nur ein kurzer Schmerz, den er in seinem jetzigen Zustand kaum wahrnahm. Vorsichtig tastete er sich durch den dunklen Raum, bis er einen Lichtschalter gefunden hatte. Er sah sich um und wusste nun, dass er sich im Heizungskeller befand. Er ließ das Licht an und öffnete die Stahltür, um anschließend die Treppe hinaufzugehen. Eine weitere Tür noch und er stand in der Halle.
    Sein erster Blick fiel wieder auf das Bild von Claus Eltern, ihn fröstelte, als er in das unerbittliche Gesicht der Mutter sah. Im Haus selbst herrschte Stille. Er ging ins Speisezimmer und von dort weiter in die Küche. Alles war aufgeräumt und blitzte förmlich vor Sauberkeit.
    Sascha durchsuchte das gesamte Erdgeschoss und hatte immer dann das Gefühl, beobachtet zu werden, wenn er die Halle durchquerte, in der das Porträt hing. Die Bibliothekstür war die letzte, die er öffnete. Der Raum roch nach Holz und Leder und beherbergte diese eigentümlich behagliche Atmosphäre von hunderten Büchern. Sascha sah an den bis zur Decke reichenden Regalen hoch und fragte sich unwillkürlich, ob Claus alle diese Werke bereits gelesen hatte. Dann machte er sich auf den Weg in die erste Etage. Als er die Stufen hinaufging, überfiel ihn mit jedem Schritt stärker eine irrationale Furcht vor dem, was er dort oben finden könnte.
    Mehrere Türen öffnete er, ohne etwas Ungewöhnliches zu sehen. Alles schien unangetastet, beinahe unbewohnt. Dann öffnete er die letzte Tür auf diesem Flur. Zuerst nahm er einen dumpfen Geruch wahr. Er konnte nichts sehen, weil die schweren, dunkelgrünen Samtvorhänge vor die Fenster gezogen waren. Er blieb stocksteif stehen, bis seine Augen sich einigermaßen an die Dämmerung gewöhnt hatten. Dann sah er Staubpartikel, die in den wenigen dünnen Strahlen der Sonne tanzten, welche sich durch die Lücken der Vorhänge stehlen konnten. Er erkannte ein Doppelbett aus Eichenholz mit weißen Bezügen, einen offen stehenden Schrank,
    dessen Inhalt vorerst im Dunklen blieb und anderes Mobiliar, das seine Aufmerksamkeit jedoch nicht sonderlich forderte.
    Ein paar Schritte wagte er sich in den Raum hinein und entdeckte im hinteren Bereich des großen Zimmers eine angelehnte Tür, hinter der ein Lichtschimmer zu erkennen war. Sascha stand jetzt neben dem Bett, sein Blick fiel auf ein am Boden liegendes Buch. Er bückte sich, nahm es auf und las den Titel. Es war die Bibel, von der er bisher lediglich gehört, niemals jedoch darin gelesen hatte. Die Seiten waren teilweise

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